Die Gerüchteköchin
antwortete Treva zurückhaltend. »Warum?« C.L. hakte die Schöpfkelle unter Trevas Rührlöffel und brachte ihn an die Oberfläche. »Ich habe mich gefragt, ob du wohl mit Mad gesprochen hast.«
»Nicht viel.« Treva griff nach dem Löffel, von dem Brühe tropfte. »Autsch, ist der heiß.«
»Kein Wunder.« C.L. kostete von der Brühe. »Lecker. Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst.«
»Nimm Anna etwas davon mit«, sagte Treva und schaltete den Herd aus. »Wir haben reichlich davon.«
»Anna Essen mitzunehmen ist das gleiche wie Klatsch nach Frog Point zu bringen«, meinte C.L. »Unnötig und beleidigend. Warum hast du nicht mit Mad gesprochen?«
Treva legte den Deckel auf den Topf. »Weil sie nicht mit mir redet. Ich vermute, dass sie einfach ein wenig Zeit braucht, um alles zu verarbeiten. Also gebe ich sie ihr.« Sie sah ihn abwehrend mit versteinertem Blick an, der besagte: Das ist meine Geschichte, und dabei bleibe ich , aber sie machte einen unglücklichen, verärgerten und schuldbewussten Eindruck. C.L. war versucht, ihr alles aus der Nase zu ziehen, aber er hatte schon genug Probleme mit Maddie und Em, und außerdem würde Howie ihm ein Kreuzverhör seiner Frau vielleicht übelnehmen.
»Mit mir will sie auch nicht sprechen«, sagte er. »Ich mache mir ein wenig Sorgen.«
»Sie wird es schon wieder in den Griff bekommen«, erwiderte Treva. »Maddie Martindale hat immer alles im Griff.«
An diesem Punkt gab er Trevas Befragung auf und konzentrierte sich statt dessen auf seinen Onkel.
»Du kannst unmöglich im Ernst glauben, dass sie es getan hat, Henry«, sagte er eines Abends nach dem Essen zum tausendsten Male, und Henry, der die Zeitung zu lesen versuchte, biss endlich an.
»Möchtest du eine Liste all der Beweise haben, die gegen sie vorliegen?«
»Nein«, antwortete C.L. »Aber andererseits nimmst du sie nicht fest, also musst du dennoch Zweifel haben.«
»Stimmt, ich habe einige Zweifel«, sagte Henry. »Ich arbeite daran. Trotzdem liegt Maddie immer noch gut im Rennen.«
»Aber du hast Zweifel«, insistierte C.L.
»Ich hätte gerne eine Mordwaffe«, sagte Henry. »Außerdem gibt es vielleicht einige Leute, die Lügen erzählen.« Er griff wieder nach der Zeitung und las weiter.
C.L. unterdrückte im letzten Augenblick das Verlangen, Henry die Zeitung aus den Händen zu reißen - schon die kleinste Bewegung wäre dumm gewesen. »Was willst du also in dieser Hinsicht unternehmen?«
»Nichts«, sagte Henry hinter der Zeitung.
»Henry«, begann C.L., woraufhin Henry die Zeitung erneut beiseite legte.
»Keiner von diesen Leuten wird damit durchkommen«, sagte Henry bestimmt. »Ich beobachte sie. Und ich habe Zeit. Nach einer Weile werden sie nervös werden, und einer von ihnen wird mit der Sprache herausrücken. Falls Maddie das sein sollte, hat sie dennoch nichts allzu Schlimmes zu befürchten, weil jeder Idiot weiß, dass sie dazu getrieben wurde. Wir werden die Sache hier vor Gericht bringen, damit sie eine wirklich geringe Strafe bekommt, und wir werden uns um sie und das kleine Mädchen kümmern. Mache dir also keine Sorgen.«
Wieder wollte er die Zeitung hochheben, aber C.L. hielt ihn mit einem Griff danach zurück.
»Henry«, reagierte er auf die unerhörten Worte seines Onkels, »eine unschuldige Frau ins Gefängnis zu stecken, ist nicht dein Stil.«
»C.L.«, sagte Henry, »nimm deine gottverdammte Hand von meiner gottverdammten Zeitung.«
C.L. gab es auf und ließ los.
Sonst gab er nichts auf.
Er rief jeden Tag bei Maddie zu Hause an, zunächst, um ihre Stimme zu hören, dann, um mit Em zu sprechen und sich zu erkundigen, wie die ersten Wochen in der Schule liefen (»Okay«, sagte Em, aber ihr Ton sagte: »Furchtbar«), um über Phoebe zu reden und Em zum Lächeln und einmal sogar kurz zum Lachen zu bringen und um sie zu bitten, auf ihre Mutter aufzupassen. »Kommst du denn gar nicht mehr her?« fragte Em am Ende der Woche, und er spürte einen Kloß im Hals, als er antwortete: »Eine Weile nicht, Kleine, aber ich werde dich jeden Tag anrufen.«
Er zeigte Geduld, weil er verstand, dass Maddie Zeit brauchte, um sich zu erholen, aber alles hatte seine Grenzen. Früher oder später würde sie ihn sehen müssen, und wenn sie ihm nur die Tür öffnen würde, damit er Em besuchen konnte.
Für Em waren die beiden Wochen nach der Beerdigung die Hölle. An einigen Tagen erwachte sie aus Träumen von ihrem Vater, die so wirklich schienen, dass sie dachte, das Begräbnis
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