Die Gerüchteköchin
hörst dich gar nicht gut an. Ich kann sofort hinüberkommen -«
»Nein. Aber ich muss mir vielleicht dein Auto leihen.«
»Jederzeit. Soll ich es dir jetzt vorbeibringen? Es ist noch nicht dunkel. Ich kann schnell damit hinüberkommen -«
»Nein.« Maddie presste die Hand gegen ihre Stirn. Sollte ihre Mutter herkommen, würde sie sie umbringen müssen. Zeit für einen Themenwechsel. »Was ist eigentlich an den ganzen Gerüchten über Gloria Meyers Scheidung dran?«
»Es ist wahr.« Bei dem Wort ›wahr‹ senkte ihre Mutter die Stimme, ein sicheres Anzeichen für Maddie, dass diese Geschichte wirklich interessant war. Maddies Geschichte würde natürlich auch ein Leckerbissen sein, wenn sie herauskam. Vielleicht betrügt Brent mich ja gar nicht , beruhigte sie sich selbst. Vielleicht sagt er die Wahrheit, und dies alles ist nur ein schlechter Witz.
»Ihr Mann sagt, dass sie nicht mehr mit ihm schlafen will«, fuhr Maddies Mutter fort. »Kannst du dir das vorstellen?«
Maddie dachte an Barry Meyer. Treva hatte ihn einmal als kleines, klappriges Warzenschwein bezeichnet. »Ja, das kann ich. Ziemlich leicht sogar. Außerdem mäht er nie den Rasen.«
»Ja, das sagt sie auch. Er tut nichts im Haus. Ich denke, er ist einfach nichts wert. Aber«, die Stimme ihrer Mutter senkte sich weiter, »ich habe auch gehört, er vermutet, dass sie sich mit jemand anderem trifft.«
»Gloria?« Maddie versuchte, sich Gloria und Brent zusammen vorzustellen. Gloria in einem Höschen ohne Schritt? »Muss dieser Typ von der Gartenbaufirma gewesen sein.«
»Ich weiß nicht, wer, aber ich war doch sehr überrascht.«
»Ich auch«, meinte Maddie. »Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Gloria mit ihrem Mann keinen Sex hat, weil ich nicht glauben kann, dass Gloria überhaupt mit jemandem Sex hat.« Sie ließ sich auf den Stuhl neben dem Telefon sinken und beobachtete den großen Zeiger auf der Uhr. Wenn sie noch zwei weitere Minuten zuhörte, wäre es für ihre Mutter offensichtlich, dass es ihr gutging, und sie könnte auflegen, ohne ihr Sorgen zu bereiten. Zwei Minuten würde sie noch aushalten, bevor ihr Kopf abfiel.
»Die Menschen sind doch voller Überraschungen«, sagte ihre Mutter. »Gerade wenn man denkt, jemanden wirklich zu kennen, zeigen sie sich von einer ganz anderen Seite und machen so etwas.«
»So etwas wie? Scheidung?« Ich glaube› mir wird schlecht.
»Nein, wie Gloria mit einer Affäre.«
»Na, dann solltest du jetzt auflegen und herausfinden, wer er ist«, sagte Maddie und betete, dass es nicht Brent war. »Kaum zu glauben, dass du deine Zeit mit mir verschwendest.«
»Maddie, wie um alles in der Welt soll ich das herausfinden?«
»Wie hast du herausgefunden, dass sie nicht mit Barry schläft?«
»Er hat es seinem Bruder erzählt, der es seiner Frau erzählte, die es Esthers Tochter erzählt hat.«
Maddie schloss die Augen. »Ach so. Wie geht es Esther?«
»Gut. Bist du sicher, dass dein Kopf in Ordnung ist?«
Soviel zu dem Versuch, ihre Mutter abzulenken. »Lass uns bitte lieber von Gloria sprechen.«
»Zu Gloria gibt es nichts mehr weiter zu sagen, obwohl sie immer schon so war, wenn du mich fragst. Erinnerst du dich, als sie damals in der High-School einen hysterischen Anfall bekam, weil man sie als Junior nicht in die National Honor Society berief? Sie hat in der Turnhalle hyperventiliert.«
»Das habe ich verpasst.« Maddie versuchte, sich an Gloria in den Tagen der High-School zu erinnern. Damals war sie noch blasser gewesen und in den Korridoren immer eng an den Schließschränken entlanggegangen. Maddie hatte nur ein einziges Mal jemals Farbe in Glorias Gesicht gesehen, und zwar, als Brent vorbeigegangen war, der großartige Football-Spieler, der Held der High-School. Sie hätte ihn Gloria damals überlassen sollen. »Sie war drei Jahre jünger. Ich war schon auf dem College, als sie noch ein Junior war.«
»Ja, aber sie hat ein Spektakel geboten, das kann ich dir sagen. Sie hat nur die Luft angehalten und ist ganz blau geworden, obwohl das nicht weiter auffiel, weil sie sowieso irgendwie bläulich ist. Die Frau ißt einfach nicht richtig. Aber sie ist eine von der Sorte, die immer bekommen, was sie wollen. Diese blassen, kleinen und schüchternen Dinger, die immer ausschauen, als könnte man sie wegblasen wie Pusteblumen, die muss man im Auge behalten.«
»Stimmt«, sagte Maddie und speicherte dies für die Zukunft.
»Sieh dir nur Candace in der Bank an.«
Maddie rief sich Candace in der
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