Die Gerüchteköchin
spät für sie. »Pass auf dich auf, Mad«, sagte er, als er sich zum Gehen wandte. »Ruf mich, wenn du irgend etwas brauchst.«
Ihr leises »Danke« folgte ihm den Weg hinunter. Und als er wieder im Wagen saß, war sie bereits im Haus verschwunden.
Er blieb sitzen, um zu beobachten, wie die Lichter im Haus erloschen, und versuchte, an langweilige Dinge zu denken, während er sich mit Leib und Seele nach ihr sehnte.
Er musste hier weg.
C.L. ließ den Wagen an. Morgen würde er Brent finden. Schließlich konnte sich dieser Mistkerl nicht ewig vor ihm verstecken. Und dann würde er die Stadt verlassen, egal, wie dringend Frog Point einen Finanzberater brauchte.
Der Freitagmorgen kam zu früh. Maddie rollte sich herum und bedauerte es. Ihr Kopf pochte, und der Gedanke, die Augen zu öffnen, war unerträglich, aber nichtsdestotrotz schlug sie sie auf. Die Sonne versetzte ihrem Hirn einen Stich, und sie brauchte eine Minute, bevor sie zu Brents Seite des Bettes blinzeln konnte. Jemand hatte darin geschlafen, also war er gekommen und wieder gegangen, während sie unter der doppelten Dosis Schmerztabletten, die sie vor dem Zubettgehen genommen hatte, fest schlief. Sie konnte Ems Radio unten in der Diele hallen hören, also hatte er sie letzte Nacht, vermutlich schon im Halbschlaf, abgeholt, genau wie er es versprochen hatte. Aber Brent war nicht da. Im Ausweichen war er groß.
Na ja, wenigstens konnte sie sich darauf verlassen, dass er nie da war. Zum Thema Verlässlichkeit ließ sich einiges sagen. Irgendwo hatte sie gelesen, dass misshandelte Ehefrauen und Kinder fast alles ertragen konnten, solange die Misshandlung konsequent war. Unregelmäßige Misshandlungen hingegen waren nicht auszuhalten. Nun, Brent war konsequent. Sie wusste, dass er sie, wenn sie bei ihm blieb, weiter betrügen würde, aber sie wusste auch, dass er sie nicht verlassen würde. Damit lebten viele Frauen.
Die Zukunft lag vor ihr, unbarmherzig voll unterdrückten Ärgers, unerbittlich voll unausgesprochener Schmerzen, für immer allein, ohne die Chance, sich jemals wieder geborgen zu fühlen. Sie schloss die Augen und dachte an C.L., wie er sie letzte Nacht in den Armen gehalten und ihr gesagt hatte, dass er es hasste, sie unglücklich zu sehen. Er war nahezu ein Fremder, und dennoch hatte sie mehr Trost von ihm bekommen als von Brent in den letzten fünf Jahren. Und so würde ihr Leben weitergehen, wenn sie bei ihm blieb.
Zur Hölle damit, dachte sie und stand auf, zum Kampf bereit.
5
Im Sonnenlicht stand Maddie in ihrer Küche und warf ihre morgendlichen Schmerztabletten ein. Ihr ganzer Körper tat weh, und das nicht nur wegen des Unfalls. Seit - sie warf einen Blick auf die Uhr und rechnete schnell nach - zweiundzwanzig Stunden stand sie nun unter Anspannung, seit sie diesen verdammten Slip gefunden hatte. Zweiundzwanzig Stunden, sich gegen das Unvermeidliche zu wappnen. Nun, das Unvermeidliche war eingetreten, und es machte keinen Sinn mehr, herumzustehen und sich zu wappnen.
Sie brauchte einen Scheidungsanwalt.
Aber niemanden aus Frog Point. Keiner sollte sie dumm wie Bohnenstroh nennen. Das Problem war, in Lima einen Namen zu erfahren. Sie kannte Leute, die sich hatten scheiden lassen, aber sie wusste nicht, wie sie es soweit gebracht hatten. Außerdem wollte sie nicht nur einen Scheidungsanwalt, sie wollte ein Raubtier, jemanden, der sicherstellen konnte, dass sie das Sorgerecht für Em bekam und hinterher nicht als Idiotin dastehen würde. Wer aus ihrem Bekanntenkreis war gut bei einer Scheidung weggekommen? Niemand kam gut bei einer Scheidung weg. Sie dachte an Em und schloss die Augen. Denk nach, ermahnte sie sich.
Ihre Mutter hatte gesagt, dass Sheila Bankhead C.L. das letzte Hemd ausgezogen hätte. Er hatte jedoch ganz und gar nicht ärmlich ausgesehen, als er bei ihr vor der Tür stand, im Gegenteil, er hatte einen höchst erfolgreichen Eindruck gemacht, aber schließlich lag ihre Scheidung auch schon Jahre zurück.
Vielleicht hatte er Zeit gehabt, sich zu erholen.
Sie holte das Telefonbuch von Frog Point aus der Schublade hervor und blätterte die »B‘s« durch. Die Seiten bebten beim Umblättern. Schluss damit, sagte sie zu ihren zittrigen Händen, fand Sheilas Nummer und wählte. Ihr Atem ging heftig, bevor Sheila abhob.
»Sheila? Hier ist Maddie Faraday.« Keine Antwort, also versuchte Maddie es noch einmal. »Sheila?«
»Entschuldigung.« Vorsichtig drang Sheilas Stimme durch die Leitung. »Maddie
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