Die Gerüchteköchin
berühren, stand er auf und ging die Stufen hinunter seinem Schicksal entgegen.
Widdy packte ihn am Kragen und war im Begriff, ihn abzuführen, aber nach einigen Schritten hielt sie inne und wandte sich um zu Maddie. Während sie sprach, drückte sie ihre Faust fest unter sein Ohr. »Kann ich etwas für dich tun, Madeline? Möchtest du irgend etwas?«
In Widdys Griff blickte er über die Schulter und sah Maddie nicken.
»Ja«, hatte sie gesagt. »Ich möchte, dass dieser Junge bei mir bleibt.«
Nach einem Moment der Überraschung hatte Widdy gesagt, es täte ihr leid, aber nein, er sei ein böser Junge, und schleppte ihn zum Rektor, der ihm den Hintern versohlte, um ihm beizubringen, dass er andere nicht schlagen dürfte, aber all das machte ihm nichts aus, weil Maddie gesagt hatte: »Ich möchte, dass dieser Junge bei mir bleibt.«
Er war für eine Woche vom Unterricht ausgeschlossen worden, und danach begannen die Ferien. Im nächsten Schuljahr ging sie zur Junior-High-School, und als auch er dorthin wechselte, besuchte sie die Streber- und er die Idiotenkurse, weil er ein Verhaltensproblem hatte. Daher sah er sie nur selten. Aber das war auch nicht nötig. Er brauchte nur die Augen zu schließen, um sie zu sehen und sagen zu hören: »Ich möchte, dass dieser Junge bei mir bleibt.«
Jetzt allerdings würde sie das nicht sagen. Er beobachtete, wie sie langsam und vorsichtig vom Wagen zur Veranda ging, und nur zu gern hätte er ihr Gesellschaft geleistet. Sie sollte nicht allein sein. Mit ihm sollte sie allerdings auch nicht allein sein. Die Leute würden reden; wahrscheinlich hingen sie nun auch hinter den Fenstern. Und Henry hätte seine Bestätigung. Er zog gerade in Betracht, zu Anna auf die Farm zurückzufahren, als Maddie sich gegen das Verandageländer lehnte, als könne sie nicht mehr weitergehen. Er sprang aus dem Wagen.
»Maddie?« rief er, und sie wandte sich um, als er den Weg heraufkam. »Ich habe auf Brent gewartet. Bist du okay?«
»Oh!« Ihre Stimme klang schwach und dünn. »Ich dachte schon, du würdest mir hinterherlaufen. Das würde zu dem Tag passen.«
»Er ist ja fast vorbei«, sagte er und versuchte, herzlich zu klingen. »Noch eine halbe Stunde bis Mitternacht.« Sie schwankte einen Moment. Er schob seine Hand unter ihren Ellbogen, um sie zu stützen, und bemerkte erst dann, dass sie barfuß war. Ihre Verletzlichkeit rührte ihm das Herz. »Geht es dir gut?« fragte er und wollte ihr auf die Veranda helfen, aber statt dessen lehnte sie sich an ihn, so dass er den Arm um ihre Schultern legte, um sie aufrecht zu halten. Er spürte, wie sein Herz noch schneller raste. Das war nicht gut. »Maddie, soll ich einen Arzt rufen?«
Die Stirn gegen seine Brust gepresst, schüttelte sie kurz den Kopf, und ihre Locken streichelten sein Kinn. Sie fühlten sich so weich an, dass er sich geschlagen gab, beide Arme um sie legte und sie festhielt, in dem Wunsch, sie zu beschützen, während er sie gleichzeitig üblerweise einfach begehrte. »Es tut mir leid, Mad. Ich weiß zwar nicht, was los ist, aber es gefällt mir ganz und gar nicht. Was kann ich tun ?«
Zittrig tat sie einen langen Atemzug. »Nun, als erstes solltest du nicht nett zu mir sein, weil ich sonst zu heulen anfange.«
»Das ist schon in Ordnung«, sagte er, obwohl er es nicht ertragen konnte, wenn Frauen weinten. Wenn sie wollte, konnte sie ihm das ganze T-Shirt naßheulen, solange er sie nur festhalten durfte. »Heul doch einfach.«
Einen Moment lang klammerte sie sich enger an ihn, und als Erwiderung drückte er sie fester. Dann sagte sie mit fast normaler Stimme: »Ist dir klar, dass wir mitten in meinem Vorgarten stehen? Die ganze Straße kann uns sehen.« Sie hob ihren Kopf, und er sah ihr tränenreiches Lächeln. Sein Herz machte einen Sprung. »Das wird deinen Ruf ruinieren.«
»Oh, Mist«, erwiderte er und versuchte, fröhlich zu klingen, »wo ich doch bislang so geschätzt war.«
»Ich schätze dich«, sagte sie, und einen Augenblick vergaß er zu atmen. Sie nutzte diesen Moment, um sich von ihm zu lösen, und er fühlte sich leerer, als er sich je hätte träumen lassen. »Danke, C.L.«, sagte sie. »Es war schön, sich einen Moment nicht allein zu fühlen.«
»Du bist nicht allein.« Er dachte daran, sie zu entführen, mit zu Anna zu nehmen und dafür zu sorgen, dass sie sich niemals wieder so unglücklich fühlte. Aber dem stand Brent im Weg, außerdem hatte sie ein Kind, eine Tochter, soviel er wusste, und es war zu
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