Die Gerüchteköchin
Maddie klar.
Sie griff nach der Weinflasche. »Ja. Um deine Jugendzeit wieder heraufzubeschwören.« Sie versuchte, ihn verführerisch anzulächeln, aber es gelang ihr nicht sonderlich gut, und er schüttelte den Kopf und nahm ihr die Flasche aus der Hand.
»Keine gute Idee, mein Schatz. Ich war damals um einiges jünger, die Autos waren größer, und du warst nicht verheiratet. Du willst das doch gar nicht.«
Maddie starrte ihn an. »Gut, vergiss es. Du darfst jetzt gehen.«
»Warte.« C.L. stellte den Wein auf die Anrichte und hielt beschwichtigend die Hand hoch. »Lass uns darüber sprechen.«
Maddie verschränkte ihre Arme und sah ihn noch finsterer an. »Über Ehebruch spricht man nicht, man begeht ihn einfach.«
»Na, das klingt ja wirklich verlockend.« Er lehnte sich gegen die Wand und verschränkte ebenfalls die Arme. »Ich hätte nicht gedacht, dass dich die Leidenschaft in meine Arme treibt. Weißt du, ich komme hier nicht ganz mit, ich blicke nicht durch. Was geht hier vor?«
Maddie schaute ihn an, sah ihn diesmal wirklich an, wie er dort lehnte und sie mit seinem markanten Gesicht und dunklen, glänzenden Augen angrinste. Zum ersten Mal nach achtundvierzig Stunden vergaß sie Brent und den ganzen Ärger.
»Du hast dich verändert«, sagte sie. »Du bist -«
»Älter?« Er stieß sich von der Wand ab und nahm den Wein von der Anrichte. »Zwanzig Jahre, Süße. Die machen einen Unterschied. Hast du irgendwo Gläser?«
Sie holte zwei aus dem Schrank, während sie weiterredete. »Vermutlich. Aber es ist nicht das Alter. Du siehst gut aus. Wirklich. Du siehst... gefestigt aus. Selbstsicher.«
»Nun ja, schließlich bin ich nicht mehr Junior auf der High-School. Gott sei Dank.« Er sah auf die Gläser. »Möchtest du Pebbles oder BamBam?«
»Oh, entschuldige.« Sie griff nach ihnen. »Das sind die von Em.«
Er zog sie aus ihrer Reichweite. »Wenn du keine Vorliebe hast, nehme ich BamBam. Wir Kerle müssen zusammenhalten.« Er füllte die Gläser bis zur Hälfte und schob ihr ihres hin.
»Auf Em«, sagte er, das Glas hebend, und sie stieß mit ihm an.
Sie leerte es halb, wandte sich dann ab und ging mit ihrem Glas in die Diele, wo sie vor dem Spiegel im Eingangsbereich stehenblieb. »Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie ich aussah«, sagte sie, als er hinter sie trat. Er war nur etwa zwölf Zentimeter größer als sie, daher legte er den Kopf auf ihre Schulter und sah sie an. Brent überragte sie immer; für Fotos pflegte er sein Kinn auf ihren Kopf zu stützen. Sie hasste das, vor allem die Art, wie sein Kinn sich in ihren Kopf bohrte.
»Du hast genauso ausgesehen«, sagte er. »Nur glatter, irgendwie unlebendig.«
Sie schnitt eine Grimasse im Spiegel. »Nicht so faltig, wolltest du sagen.«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Du sahst irgendwie unbewohnt aus. Noch niemand zu Hause. Du warst süß und lebhaft und irgendwie sexy wie in einer Seifenwerbung, aber du warst noch nicht wirklich du selbst. So ähnlich wie eine leere Hülle. Jetzt hast du dich gefunden.«
Maddie nahm einen weiteren Schluck und grübelte vor sich hin. Was für Gedanken hatte sie in der High-School gehabt? Welche Leidenschaften hatten sie bewegt? Erschrocken stellte sie fest, dass es keine gegeben hatte; ihre Erinnerungen setzten sich aus den Taten und Wünschen anderer Menschen zusammen. Aus Brents Wünschen. Und das betraf nicht nur die High-School, sondern ihr ganzes Leben. Würde sie jemand jetzt fragen, wer sie war, würde sie sagen: »Martha Martindales Tochter« oder »Brent Faradays Frau« oder »Emily Faradays Mutter«, aber sie wäre nicht in der Lage zu sagen, dass sie einfach Maddie war. Sogar ihre berufliche Laufbahn erklärte sich darüber, dass sie die Lehrerin von irgend jemandem war. Ihr ganzes Leben definierte sich über Beziehungen. »Das ist schrecklich«, sagte sie.
»Außer einer Nacht«, flüsterte C.L. nah an ihrem Ohr. »Eine Nacht warst du für mich da.«
Maddie seufzte. »Wahrscheinlich hast du in jener Nacht nur dein Wunschbild gesehen. Ich glaube, du hast recht. Vermutlich hatte ich mich bis gestern noch nicht gefunden.«
»Gestern?«
»Ich mache gerade einen Reifungsprozeß durch«, erwiderte sie und leerte ihr Glas. Er stand ganz nahe bei ihr, und sie mochte es. Über ihre Schulter hinweg lächelte sie ihn an.
»Möchtest du mehr?«
Er schien zu überlegen. »Ich weiß nicht. Hat Alkohol noch immer die gleiche Wirkung auf dich?«
»Und die wäre?«
»Soweit ich mich
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