Die Gerüchteköchin
Henry. »Sie hat Nachbarn. Und sie kann darauf verzichten, dass du herumscharwenzelst.«
»Danke, Henry.« C.L. gab sich Mühe, beleidigt zu klingen. Henry und sein siebter Sinn. »Ich scharwenzle nicht herum.«
Er stapfte aus dem Büro, frustriert und schuldbewusst und in dem brennenden Verlangen, etwas zu unternehmen. Henry hatte recht, er konnte nicht zu Maddies Haus zurückfahren und sich dort herumtreiben, und Henry würde sich darum kümmern, dass Brent nie wieder die Hand gegen sie erhob. Er wollte sie wiedersehen und spüren, aber es gab die Nachbarn. Wenn er nicht bald etwas unternahm, würde er sich auf die Suche nach Brent begeben und ihn zusammenschlagen, aber das war keine gute Idee, deshalb Gedankenverloren machte er sich auf den Weg zu seinem Mustang. Er musste etwas tun, um Maddie zu helfen, oder er würde noch verrückter werden, als er sowieso schon war.
Maddie war gerade dabei, das letzte kaputte Möbelstück aus der Diele zu schleppen, als das Telefon klingelte. Ich sollte dieses Ding aus der Dose reißen, dachte sie. Andere Leute leben; ich führe Telefongespräche.
Es war Candace aus der Bank. »Es tut mir furchtbar leid, Maddie, aber dein Konto ist überzogen.«
Maddie ließ das Stuhlbein, das sie in der Hand hielt, zu Boden fallen. »Was?«
Candaces Stimme quoll über vor Mitgefühl. »Ich kann die Schecks auch einfach zurückschicken, aber ich wollte dir die Kosten für einen Retourscheck ersparen, wenn du vorbeikommst und eine Sicherheit hinterlegst.«
Ganz zu schweigen von dem Hurrageschrei, das in der Stadt ausbrechen würde, sollte bekannt werden, dass sie Schecks platzen ließ. Ihre Mutter würde einen Anfall bekommen. Maddie presste sich die Hand gegen die Stirn und versuchte nachzudenken. Eigentlich konnte das Konto gar nicht überzogen sein. Sie hatte das Scheckbuch erst letzte Woche überprüft, als der Kontoauszug eintraf. Irgend etwas lief da schief, aber sie fühlte sich nicht in der Verfassung, jetzt darüber zu diskutieren. Wenigstens wurde sie nun mit einem Problem konfrontiert, das sie lösen konnte. »Warum greifst du nicht einfach auf die Sparbücher zurück? Das kann ich doch telefonisch genehmigen, nicht wahr?«
»Die Sparbücher sind auch leer.«
Maddie verlor den Boden unter den Füßen und setzte sich auf die Stufen. »Was meinst du mit ›leer‹?«
»Fünf Dollar und dreiundsechzig Cents.« Candace klang entschuldigend, was recht einfühlsam von ihr war, da es sich nicht um ihren Ruin handelte.
»Okay. Vielen Dank, Candace. Gib mir eine Minute Zeit.« Mit den Fingerspitzen begann sie, ihren Kopf zu massieren. Das Hämmern darin verwandelte sich in ein Dröhnen. Wo war das Geld von ihren gemeinsamen Konten? Brent musste alles heute morgen abgehoben haben. Aber warum? Und woher sollte sie jetzt Geld bekommen? Ihr Gehaltsscheck würde noch mindestens eine Woche auf sich warten lassen.
»Lass mich einen Augenblick nachdenken«, hielt sie Candace hin. Sie könnte ihre Mutter fragen, aber ihr wäre sie Rechenschaft schuldig. Treva vielleicht »Liegt irgend etwas in eurem Schließfach?« fragte Candace. »Du brauchst nur etwa zweihundertvierzig, um die bislang aufgelaufenen Schecks zu decken.«
Es gab ein paar Sparbriefe darin. Wahrscheinlich wurde ein Strafzins darauf erhoben, einen davon vorzeitig einzulösen, aber Strafzinsen waren im Moment ihr geringstes Problem.
»Ich bin sofort da«, sagte sie. »Danke, Candace.« Auf der Suche nach dem Schlüssel ging sie zu dem zierlichen Sekretär, den ihr Großvater ihr vermacht hatte. Die kleine Schublade in der Mitte war schief eingeschoben, und plötzlich kam der ganze Ärger, den sie wegen Brent verspürte, in ihr hoch. Zur Hölle mit ihm. Er weiß doch, dass man die Schubladen vorsichtig zumachen muss, damit sie sich nicht verkeilen. Er weiß doch Sie wollte losschreien oder heulen, aber beides war wenig sinnvoll. Die Sekretärschubladen waren unerheblich, selbst wenn sie Brent treffend charakterisierten. Er wusste es besser, aber er scherte sich nicht darum.
Sie zog die rechte Schublade auf, in der sie den Schließfachschlüssel aufbewahrten, aber er war nicht zu finden. Brent musste ihn mitgenommen haben. Was hatte er mit ihrem ganzen Geld vor? Die Möglichkeiten waren nicht erfreulich, daher durchwühlte sie in der Hoffnung, ihren Verdacht nicht bestätigt zu finden, den gesamten Sekretär nach dem Schlüssel.
Sie fand ihn schließlich ganz hinten in der mittleren Schublade. Gott sei Dank, dachte Maddie,
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