Die Gerüchteköchin
erwiderte Mel.
»In dieser Stadt?« Em schwieg einen Moment. Sie fand, sie hörte sich an wie ihre Mutter. »Komm schon, Mel, bleib ernst.«
»Du hast ihn noch nie gesehen?«
»Nee.«
»Wie sieht er aus?«
Em spähte wieder in die Diele hinunter. »Er ist ziemlich groß, aber nicht so groß wie mein Dad. Und er hat ganz dunkle Haare. Er hat ein blaukariertes Hemd und Jeans an.«
»Das könnte jeder sein«, meinte Mel. »Er könnte seit Jahren hier wohnen, und keiner hat ihn je bemerkt.«
»Nein«, sagte Em. »Diesen Mann würde man bemerken. Was läuft bei dir zu Hause ab?«
»Meine Mom ist total außer sich wegen dem Gesicht von deiner Mom«, antwortete Mel. »Sie kocht gerade. Wahrscheinlich wird sie deinen Dad wieder anschreien.«
»Er ist nicht hier«, sagte Em. »Ich weiß nicht, wo er ist. Mom hat mit Grandma telefoniert, aber sie hat ihr nichts von dem Gewichtsunfall erzählt.«
»Das stinkt «, meinte Mel. »Das stinkt zum Himmel.«
»Ich geh jetzt lauschen«, sagte Em. »Ich rufe dich später an, dann können wir einen Plan machen.«
»Ich wette, es geht um diesen Kerl«, erklärte Mel. »Ich wette mit dir, dass er das Problem ist.«
C.L. rannte die Stufen zum Büro seines Onkels hoch, nickte der molligen alten Esther Wingate am Telefontisch zu und ging hinein, ohne anzuklopfen.
»Was zum Teufel -?« fragte Henry und riss den Kopf hoch.
»Ich will eine Straftat anzeigen«, sagte C.L. grimmig. »Häusliche Gewalt.«
Im Vorzimmer spitzte Esther die Ohren. »Mach die verdammte Tür zu«, sagte Henry, und C.L. gehorchte. »Wovon zur Hölle sprichst du?«
»Brent Faraday hat gestern Nacht seine Frau verprügelt«, sagte C.L. »Nimm ihn fest.«
Henry fixierte ihn mit ruhigem Blick. »Will sie eine Anzeige erstatten?«
»Das muss sie nicht«, antwortete C.L. »Es ist häusliche Gewalt. Ich erstatte Anzeige.«
»Nein, das tust du nicht«, erwiderte Henry. »Setz dich.«
C.L. setzte sich. »Henry, ihr Gesicht sieht schlimm aus. Er hat sie mindestens zweimal geschlagen, weil sie zwei Ringschnitte im Gesicht hat.« Die Erinnerung an die beiden Schmisse stieg in ihm auf, und er musste tief Luft holen, bevor er weiterredete. »Er hat sie verletzt. Dafür soll er büßen. Nimm ihn fest.«
»Du solltest besser mit Maddie darüber sprechen«, meinte Henry. »Vielleicht wäre sie dir gar nicht dankbar.«
»Zum Teufel-«
»C.L.«, schnitt Henry ihm herrisch das Wort ab. »Halt die Klappe. Sie muss in dieser Stadt leben. Die Leute kümmern sich gern selbst um ihre eigenen Probleme. Wenn sie damit klarkommt, braucht niemand zu erfahren, was geschehen ist.«
»Du willst mich wohl verarschen.« Vor Wut klang C.L.‘s Stimme belegt. »Scheiße, du musst mich verarschen. Du lässt zu, dass er es wieder tut. Du lässt zu, dass -«
»Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Henry. »Ich werde mit Brent Faraday sprechen. Es wird nicht wieder vorkommen. Und vorher ist es noch nie passiert, wenn du das denkst, weil ich es sonst wüsste. Er wird es nicht wieder tun.«
»Mit Sicherheit nicht, verflucht!« C.L. sprang auf.
»Setz dich«, sagte Henry, und C.L. setzte sich.
»Was bedeutet dir diese Frau eigentlich?« fragte Henry. »Langsam bekomme ich ein schlechtes Gefühl in dieser Hinsicht.«
»Henry, ich würde mich wegen jeder Frau aufregen, die geschlagen wird.«
»Aber nicht so«, sagte Henry. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass du dich auf die Suche nach Brent Faraday begeben hast, um ihn zu vermöbeln.«
C.L. lehnte sich zurück. »Das war ein Teil meines Plans.«
Henry fixierte ihn. »Nun, davon solltest du Abstand nehmen, denn wenn er später mit nur einem gekrümmten Haar hier auftaucht, bringe ich dich hinter Gitter.«
»Oh.« C.L. nickte. »Das ist wirklich klasse, Henry. Er ist der Schläger, und mich buchtest du ein.«
»Er ist der Arsch, und du weißt es besser«, gab Henry zurück. »Außerdem würde Maddie das nicht wollen. Die Leute würden denken, dass mehr zwischen euch beiden abgelaufen ist als tatsächlich war, und es gäbe Gerede. Lass mich diese Sache im stillen regeln.«
»Henry -«
»Beschäftige dich mit anderen Dingen«, sagte Henry. »Womit, ist mir völlig wurscht, solange du niemanden verprügelst oder mit einer verheirateten Frau herummachst. Tu lieber mal zur Abwechslung eine gute Tat.«
»Vielen Dank auch«, sagte C.L. und stand auf.
»Und noch etwas«, ließ Henry sich vernehmen.
C.L. verharrte.
»Halte dich von dieser Frau fern«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher