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Die Gerüchteköchin

Die Gerüchteköchin

Titel: Die Gerüchteköchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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und rief die Treppe hinauf nach Em, dass sie zur Bank fahren würden, aber als sie hinaustraten, stand kein Wagen vor der Tür. Brent hatte den Caddy letzte Nacht abgeholt, und ihr Civic hatte das Zeitliche gesegnet - und seine vorübergehende Ruhestätte hatte er am Abschlepphaken in Leos Werkstatt gefunden. Sie könnte die knapp zwei Kilometer zum Zentrum auch zu Fuß zurücklegen, das wäre die einfachste aller Übungen, die ihr bevorstanden. Sie fühlte sich wie gefangen. Jemand hatte ihr Auto auf dem Gewissen, und nun saß sie bewegungsunfähig im Käfig.
    Mrs. Crosby trat auf ihre Veranda heraus.
    »Hallo, Mrs. Crosby.« Maddie winkte ihr zu und bemühte sich um einen gefassten Gesichtsausdruck, bis ihr einfiel, dass Mrs. Crosby nicht die Bohne sehen konnte.
    »Machen Sie einen Spaziergang?« rief Mrs. Crosby ihr zu, und Em seufzte leise auf.
    »Nur ins Zentrum«, rief Maddie zurück, als sie drinnen das Telefon läuten hörte. Verdammt. Em rollte mit den Augen und setzte sich auf die Verandastufen, während Maddie ins Haus zurücklief und nach dem Hörer griff.
    »Mrs. Faraday?«
    »Ja?«
    »John Albrech hier, wegen ihres Civics.«
    Zu allem Überfluss mischte sich jetzt auch noch ein Versicherungsvertreter ein.
    »Es kann eine Weile dauern, bevor wir für den Schaden an Ihrem Wagen aufkommen können -«
    Maddie verlor die Geduld. »Nein, es wird keine Weile dauern. Es wird sofort passieren. Seit zwölf Jahren bezahle ich die Prämien für diesen Wagen, und das immer pünktlich. Ich will das bis Montag geregelt wissen, ist das klar?«
    »Mrs. Faraday, ich glaube, Sie verstehen nicht -«
    »Ich verstehe sehr wohl. Entweder wird der Wagen in Leos Werkstatt repariert, oder ich bekomme einen Scheck als Schadenersatz. Und zwar bis Montag.«
    »Also, eine Reparatur ist ausgeschlossen, aber -«
    »Gut. Ein Scheck geht auch in Ordnung. Ich brauche ein Auto. Entweder mein altes zurück oder ein neues, jedenfalls brauche ich ein Auto.« Sie bemerkte selbst, dass ihre Stimme einen hysterischen Klang annahm.
    »Bitte beruhigen Sie sich, Mrs. Faraday. Ein Mietwagen -«
    »Ich werde mich nicht beruhigen!«
    »Ich melde mich am Montag wieder bei Ihnen«, sagte er und legte auf.
    Sie ging wieder zu Em hinaus. »Wir gehen zu Fuß.« Zu Maddies Erleichterung nahm Em dies gleichmütig hin. Ihr war momentan nicht danach, die Vorzüge körperlicher Ertüchtigung zu lobpreisen. Sie hatte Kopfschmerzen, und es erforderte ihre ganze Energie, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und nachzudenken. Sie musste irgend etwas wegen Em unternehmen, weil die Katastrophe kurz bevorstand und sie es wusste. Was hielt Em eigentlich von C.L.? Außerdem stimmte irgend etwas mit Treva nicht, das musste sie herausfinden und ihr helfen. Und dann war da noch Kristies Baby, wenn es denn Kristies Baby war. Und warum war ihr Girokonto völlig leergeräumt? Wo steckte Brent überhaupt? Bei der Arbeit in seinen Bowlingklamotten? Und was hatte C.L. vor? Mit einiger Verspätung fiel ihr ein, dass C.L. in der High-School ein kleines Gewaltproblem gehabt hatte, und sie fragte sich, ob er wohl gerade ihren Mann verprügelte. Vielleicht hatte er dieses Gewaltproblem ja noch immer. Sein Sextrieb jedenfalls hatte sich nicht geändert. Ihr Leben war zu eng in einer Stadt, die zu eng war für so viele tickende Zeitbomben. Vielleicht sollte sie eine Konferenz einberufen. Sie könnte alle im Wohnzimmer versammeln, ihnen befehlen, sich zu setzen und den Mund zu halten, bis sie den Durchblick hatte.
    Eigentlich war es eine Wegstrecke von zwanzig Minuten, aber Em und sie legten sie in Rekordzeit zurück, jede von ihnen in die eigenen Gedanken versunken. Sie sah einige Leute, die sie kannte und die ihr ins Gesicht starrten, daher nahm sie an, dass ihr Makeup wenig erfolgreich war. »Bin gegen eine Tür gelaufen«, erklärte sie fröhlich. Jeder schien das zu akzeptieren; offenbar schien das zu ihr zu passen.
    In der Bank war es kühl und dunkel, und sie musste ihre Sonnenbrille abnehmen, um den Weg zum Schalter zu finden. »Ich muss an mein Schließfach«, sagte sie und legte ihren Führerschein vor. »Was muss ich tun?«
    Das höchstens zwanzigjährige Mädchen betrachtete ihr Gesicht und starb augenscheinlich vor Neugier zu erfahren, was geschehen war. »Warten Sie hier, Mrs. Faraday«, sagte sie und berührte leicht Maddies Hand. »Ich werde jemanden holen, der Ihnen weiterhilft.«
    Wer zum Teufel ist das? dachte Maddie, nicht in der Stimmung für gönnerhaftes Getue.

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