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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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einen stillen Punkt der Hitze und sammelte vorsichtig mehr Hitze darum. Die Böe stob auf und flatterte davon, und ich fing sie mit meinem Willen wieder ein und versuchte, sie zu halten, ihr ein Bewusstsein zu geben. Erwache.
    Die Böe wandte sich gegen mich und wurde bei ihrem zornigen Versuch, mir zu entkommen, zu einer Brise. Ich weitete meine Suche aus und besänftigte sie. Wie kannst du es wagen?, schien sie mich zu fragen, als ich sie mit meiner Kraft umhüllte und für mich einnahm.
    Mein Puls machte einen Satz, und sie wuchs, bezog Kraft von den Wellen unter ihr und dem heißen Himmel darüber. Die Brise schwoll zu einem Wind an, der die Gipfel der glitzernden Wellen auseinanderriss und sie mürrisch vor sich her schob. Ich spürte, wie ich schwankte, als mehr Gift in meine Adern strömte und meinen Willen stärkte. Mit neuer Kraft griff ich nach dem Wind und verlangte Gehorsam. Du bist mein, dachte ich. Du bist mein, bis ich dich freigebe. Tu, was ich sage, und ich lasse dich frei.
    Der Wind brüllte mich an, peitschte um mich her und toste trotzig. Er presste die Wellen erst ganz flach und türmte sie dann hoch vor sich auf. Brutal und wild zerrte er an meinen Gedanken, schrie auf mich ein und versuchte, meinen Willen zu zerreißen und sich zu befreien. Er nahm mörderische Ausmaße an, erhob sich brüllend in den blauen Himmel und stürzte sich wieder herab, um meine Gedanken zu zerschmettern.
    Ich hielt fest und befahl ihn zu mir. Dank der Kraft des Puntas in meinen Adern hielt ich ihn gefangen. Er gehörte mir. Er konnte nicht entkommen. Die Macht der sich drehenden Erde, der aufgehenden Sonne, alles war mein. Erst, wenn er meinem Willen gehorchte, würde ich ihn freilassen.
    Und er wirbelte in verschlagenem Gehorsam herab und ließ sich mit durchsichtigen, falschen Beteuerungen der Unterwürfigkeit in meinen Gedanken nieder. Er strich die Wogen glatt und raste los, auf der Suche nach mir. Wie einem Kind die Lüge in den Augen steht, so konnte ich seine Absicht erkennen. Er wollte mich töten.
    Ich schnappte nach Luft und fand mich plötzlich in mir selbst wieder, die Hand am Mast. Jeck stand vor mir, mit offenem Uniformrock und heruntergerollten Hosenbeinen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass er aufgestanden war. »Tess?«, fragte er mit besorgtem Blick, die breiten Schultern angezogen.
    Ein Zephir ließ eine Locke vor meinem Gesicht tanzen. Ein eisiger Schauer überlief mich beim Gedanken daran, was ich geweckt hatte. »Ich habe den Wind gefunden«, flüsterte ich, denn ich wusste, dass dieser Zephir nur eine Vorhut des Sturms war, den ich beschworen hatte. Er würde dem Zephir folgen, bis er mich fand, und dann wie ein Rudel Löwen über uns herfallen.
    »Du hast was?«
    »Ich habe den Wind gefunden.« Der Mast unter meiner Hand begann zu vibrieren. Vor Schreck verzog ich das Gesicht, und Jeck sah es und beugte sich besorgt zu mir vor. Die Kraft, die durch den Mast lief, verdoppelte sich, und meine Hand wurde beinahe taub. Eine Brise hob mein Haar an, und das schlaffe Segel zupfte ein Mal an seinen Seilen und hing wieder still.
    »Gott steh mir bei«, flüsterte ich und blickte zu den Sternen auf. »Hörst du das?« Ich legte eine Hand höher an den Mast, als die Brise mir etwas ins Ohr flüsterte. Er kam. Ich konnte den Zephir hören, den der Sturm in meinen Gedanken hinterlassen hatte – er war die Spur, der der Sturm folgen würde, um mich zu finden.
    Ein Rochen brach mit leisem Platschen durch die Wasseroberfläche. Ich hob den Blick von der Spur aus Bläschen, hoch zu Jeck. »Er kommt.« Das Gefühl der Befriedigung schnürte sich um mein Herz zusammen, festgezurrt von dem auffrischenden Wind, der sacht das Segel blähte. Ich musste höher hinauf. Ich musste darin sein. Den Blick in den Himmel gerichtet, packte ich den Mast und versuchte, auf die Wasserfässer zu steigen.
    »Tess!« Jeck packte mich am linken Arm und zerrte mich wieder herunter. »Was tust du da?«
    Ich taumelte, fing mich aber mit Leichtigkeit. »Spürst du ihn denn nicht?«, fragte ich euphorisch. Ich hatte den Wind eingefangen. Er konnte mir nichts anhaben. Ich war stärker als er.
    »Was soll ich spüren?« Er starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren, doch der nahende Wind ließ meine Seele vibrieren wie eine gespannte Schnur, die mein Blut im Takt der Wellen unter meinen Füßen summen ließ.
    Er hielt immer noch mein Handgelenk gepackt, und ich versuchte vergeblich, mich loszureißen. »Den Wind«,

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