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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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leise Gemurmel der Menge dafür angeschwollen. Meine Gedanken schweiften zu Contessa, die vermutlich gefesselt und geknebelt irgendwo auf dem Boden lag. Sie war gewiss nicht auf dem Schiff im Hafen, sondern irgendwo anders versteckt. Ich hoffte sehr, dass Duncan noch frei war und nur auf den günstigsten Augenblick wartete, etwas zu unternehmen. Er war meine beste Hoffnung, sie lebend zurückzubekommen.
    Ich sammelte mich und hob die Hand. Ein unruhiges Schweigen breitete sich erst draußen vor dem Tor aus, dann drinnen. Ich lächelte dünn, doch einen Moment später wurde mein Lächeln herzlich. »Drei Tagesreisen von hier, draußen auf dem Meer, gab es einen überraschenden Sturm«, erklärte ich leise, aber deutlich, und murmelnde Stimmen trugen meine Worte bis in die hintersten Reihen. »Die Strandläufer erlitt Schiffbruch. Königin Contessa und Prinz Alex wurden von einem Handelsschiff aufgenommen, das gerade in der Nähe war. Hauptmann Jeck und ich blieben an Bord und versuchten, sie zu retten, doch eine herabgefallene Lampe setzte sie in Brand, und sie lief auf Grund. Sie ist gesunken.« Es war eine Mischung aus Lügen und Wahrheit, bei der ich zwei Ereignisse miteinander vermischte, doch ich spürte keinen Anflug von Gewissensbissen, denn ich handelte in bester Absicht.
    »Was ist mit dem Kapitän?«, rief jemand ganz vorne.
    Ich schloss die Augen, und zwei kalte Spuren zogen sich meine Wangen hinab. Als ich die Augen wieder öffnete, verschwamm alles in Tränen, und ich ließ die Leute meine Trauer sehen. Sie waren am Meer geboren, und es gehörte sich, Trauer um jene zu zeigen, die man ans Meer verloren hatte. »Ich glaube, er kam bei dem Versuch um, sein Schiff zu retten«, sagte ich. »Wie auch viele seiner Männer.«
    Frauenstimmen heulten klagend auf und wurden rasch wieder gedämpft. Ich wusste, dass die Klage erneut aufflammen würde, wenn sie erst alles gehört hatten.
    »Prinzessin«, warnte Jeck, der drohend näher rückte. »Sei vorsichtig.«
    »Dies ist mein Volk«, erwiderte ich hitzig, obwohl mein Zorn nicht ihm galt, sondern dem Schicksal, das so grausam sein konnte. »Ich werde die Leute nicht belügen. Das ist auch nicht nötig.«
    Besorgte, aber noch ruhige Menschen mit fragend erhobenen Gesichtern drängten heran und riefen »Was ist passiert?« und »Wo sind sie jetzt?« zu uns herauf. Niemand fragte nach Duncan. Wussten sie denn nicht, wie viel er mir bedeutete? Wussten sie nicht, dass er sein Leben aufs Spiel setzte, um ihre Königin und ihren König zu retten?
    »Ich weiß es nicht genau«, sagte ich und schob meine bitteren Gedanken beiseite. »Ich muss so schnell wie möglich in den Palast. Vielleicht hat sie eine Botschaft geschickt. Ich bin ebenso besorgt wie ihr. Ich bin bis zur Erschöpfung gelaufen, um den Palast zu erreichen und Neuigkeiten von ihr zu erfahren.« Ich legte eine Härte in meine Stimme, die sie zum Schweigen brachte wie eine Glocke. »Aber meine Schwester ist ebenso mutig und einfallsreich wie ihre Mutter, und Prinz Alex ist so ehrenhaft wie mein Vater. Meine Schwester wird unversehrt zu uns zurückkehren, oder ich werde jene, die es gewagt haben, sie anzurühren, auf ewig verfolgen. Meine Rache wird ihnen die Seele aus dem Körper reißen und sie in die Hölle schleudern.«
    Und nun wussten sie, dass Contessa gefangen gehalten wurde.
    Die Menge verstummte. Ich hörte deutlich, wie Jeck aus Angst davor, wie die Leute darauf reagieren würden, die Luft anhielt. Sein Blick huschte zu dem Piratenschiff im Hafen, und er trat einen Schritt zurück. Er ging wahrscheinlich davon aus, dass sie in Wut und Hass ausbrechen würden. Doch das taten sie nicht. Er beobachtete mit offensichtlichem Staunen, wie die Leute sich ihren Nachbarn zuwandten und sich leise, aber angespannt unterhielten.
    Ich hatte ihnen die Wahrheit gegeben – und das wussten sie auch. Doch zuvor hatte ich ihnen eine Lüge geschickt, mit der sie ihre Angst bedecken konnten. Sie würden gemeinsam mit mir warten und bereit sein, wenn ich sie darum bat, in dem Wissen, dass ich ihnen die Wahrheit niemals vorenthalten würde. Nie. Sie trauten mir und verließen sich darauf, dass ich ihnen sagen würde, wann und wie sie handeln sollten.
    »Du hast einen Fehler gemacht«, sagte Jeck und blickte von einem Gesicht zum nächsten, als könnte er nicht glauben oder begreifen, was da unten geschah. »Sie werden das Schiff im Hafen angreifen und nach ihnen suchen. Ihnen die Wahrheit zu sagen, selbst in eine

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