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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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bringen, Geld statt Gardisten auf den Wagen zu laden, war wohl unmöglich, aber wenn ich ihren Angriff um einen halben Tag hinauszögerte, konnte ich selbst am Morgen mit dem Wagen voller Geld losfahren, meine Schwester und Alex holen und zurück im Palast sein, wenn die beiden Trupps sich gerade in Bewegung setzten. Wenn die Piraten erst ihr Geld hatten, würde auch Duncan in Sicherheit sein. Er konnte sich davonschleichen, während die Piraten feierten. Alex, Contessa und ich würden wieder im Palast sein, ehe Kavenlow im Hafen ablegte und Jeck die Stadt verließ.
    Eine Stunde?, dachte ich entschlossen, konzentrierte mich auf das Muster von Jecks Gedanken und verschmolz meinen Willen mit seinem, bis sein Geist die Worte, die ich ihm vorsagte, mitflüsterte. Verwirrung kam in Jeck auf, und ich gab ihm den Gedanken ein, dass Kavenlows Worte schuld daran seien. Er zögerte immer noch, und ich fiel beinahe in Ohnmacht, so viel Gift zog ich jetzt heran. Bei Sonnenuntergang soll der Wagen das Tor passieren. Sonnenuntergang, nicht Sonnenaufgang. Ich stellte mir den kühlen Abendhauch vor, die tief stehende, rötliche Sonne, vermischt mit dem Geräusch knarrenden Leders und dem Geruch von Pferden. Erst bei Sonnenuntergang. Der närrische alte Kanzler will viel zu früh aufbrechen. Die Piraten würden dadurch nur Verdacht schöpfen.
    »In einer Stunde?«, fragte Jeck ein wenig zaghaft, und mein Herz pochte laut. Beinahe hätte ich die Augen aufgerissen, doch ich hielt sie fest geschlossen. »Zu Pferde oder über See braucht man doch nur fünf Stunden bis zu diesem Fluss. Wenn wir so viel früher loslegen, warnen wir damit bloß die Piraten.«
    Das leise Rascheln von Papier, in dem Kavenlow herumkramte, verstummte. Ich konnte seinen fragenden Blick beinahe sehen, den Feuerschein, der sich in seinen Augen spiegelte, als er Jeck ungläubig anstarrte. Ich wandte meine Gedanken stärker seinen grauseidenen zu. Hinter den geschlossenen Lidern brannten meine Augen. Ihn zu verraten, schnürte mir die Brust zu. Das hier war falsch. Furchtbar falsch von mir.
    »Erst mittags?«, fragte mein Lehrmeister.
    Ich beeilte mich, Kavenlow zu finden, doch sein giftreicher Verstand entglitt mir. Mein Entsetzen überschattete allmählich seine Verwirrung. Ich verlor ihn. Er war zu stark.
    »Sie wollten doch, dass der Wagen die Stadt bei Sonnenuntergang verlässt«, sagte Jeck, der plötzlich unsicher klang. Sein Zweifel verband sich mit Kavenlows und verdoppelte meine Angst, die sich wiederum mit ihren Emotionen zu einem wilden Chaos vereinte, von dem mir schwindlig wurde. Mir dröhnte der Kopf. »Dann können wir die Männer, die wir brauchen, im morgendlichen Gedränge aus der Stadt schaffen, ohne dass die Piraten etwas merken«, endete Jeck.
    Für Duncan, dachte ich und bemühte mich, meine Verzweiflung gegen die beiden abzuschirmen. Ich musste es tun, für Duncan, denn sonst würde er sterben. Und mir bliebe nichts mehr. Kein Spiel, keine Schwester, kein Leben mit Duncan. Nichts.
    Ich biss die Zähne zusammen und kniff fest die Augen zu, um die Tränen zurückzuhalten, schob mein Empfinden für richtig und falsch beiseite und schlang meinen Willen um Kavenlows schwer fassbare, geisterhaft graue Gedanken. Es war falsch. Ich wollte es nicht tun.
    Sonnenuntergang, dachte ich. Der Wagen fährt bei Sonnenuntergang los. Die Männer schlüpfen im morgendlichen Gedränge zum Tor hinaus und warten bis Mittag ab, ehe sie sich aufmachen.
    »Richtig«, sagte Kavenlow und schwankte verwirrt. Er zögerte, doch dann fühlte ich, wie seine Gewissheit wuchs. »Wie bin ich denn darauf gekommen, dass wir so früh so nah heran müssten? Und wenn wir bis Mittag warten, werden mehr Männer von der Suche zurückgekehrt sein, unter denen wir auswählen können.«
    Jeck sagte nichts, und eine Träne zog eine warme Spur über mein Gesicht. Ich verließ hastig ihre Gedanken, trieb ein wenig hilflos und hielt den Atem an, bis ich die Gefühle wiedergefunden hatte, die allein die meinen waren. Ich war widerlich und schmutzig. Ich war der Dreck, den man von den Booten kratzte und in den Schohgruben in der Sonne verrotten ließ. Meine Täuschung hatte Duncan das Leben gerettet, und sie war das Abscheulichste, was ich je getan hatte.
    »Sonnenuntergang«, sagte Jeck langsam. »Wo ist die Liste mit den Männern, die schon wieder in der Hauptstadt sind?«
    Es tut mir so leid, Kavenlow, dachte ich, holte zittrig Luft und hielt sie an. Bitte verzeih mir.
    Ich öffnete die

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