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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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seinen Emotionen kreuz und quer durch den Palast folgte. Da war es nur natürlich, dass ich ihn zuerst fand.
    »Zehn sind nicht genug«, erwiderte Kavenlow ärgerlich und riss mich aus meinen Gedanken. »Ihr sagtet doch, es wären mindestens vierzig Mann an Bord.«
    »Und mindestens sechs von ihnen werden auf dem Schiff bleiben «, sagte Jeck, und wieder ertappte ich mich dabei, wie ich die Worte stumm mit den Lippen formte. Ich musste sie aber beide finden. Ich musste das bei beiden gleichzeitig tun, sonst würde es nicht funktionieren. Obwohl mir schon schwindlig war, lockte ich noch mehr Gift hervor, und Jecks Emotionen schlugen mir aus der Schwärze meines Geistes förmlich entgegen. Mir stockte der Atem, ich hielt kurz die Luft an und begann dann in seinem Rhythmus weiterzuatmen. Er war gereizt, wollte jetzt gleich etwas unternehmen und keine Zeit mehr darauf vergeuden, wie ein alter Mann alles durchzuplanen. Das Gefühl kannte ich gut.
    »Dann sind also nur vierunddreißig Männer an Land«, fuhr Jeck fort, ohne dass man ihm den Ärger im Geringsten anhörte, und ich fragte mich, wie viel sonst hinter seiner verschlossenen Fassade vorgehen mochte, wovon ich überhaupt nichts merkte. »Zehn Männer und ich sind genug«, sagte er. »Vier, wenn ich Gift benutze. Meines haben sie gestohlen. Ich werde etwas von Eurem brauchen.«
    »Ich gebe Euch nichts von meinem Gift«, entgegnete Kavenlow beleidigt. »Nicht zu fassen, dass Ihr auch nur darum bittet.«
    Zuversicht mischte sich in Jecks Gereiztheit. »Ihr brauchtet ohnehin schon mehr Männer, als wir haben, wenn Ihr das Schiff sicher erobern wollt. Verheddert Euch nicht gleich in den Netzen. Ich werde Euch Euer Gift natürlich ersetzen, alter Mann.«
    Der letzte Satz war nur ein finsteres Brummeln gewesen, und Kavenlow seufzte. Ich ließ einen Hauch meines Bewusstseins in Jeck ruhen und suchte nach Kavenlow. Erst war ich etwas hilflos, denn durch seine höhere Toleranz gegenüber dem Gift war er schwerer zu finden. Doch seine Stimme – altvertraut und für mich die Stimme der Geborgenheit – führte mich zu ihm.
    »Vier Männer«, hörte ich Kavenlow sagen und folgte dem Echo seiner Worte in meinem Kopf, um mich an seine Gedanken zu hängen. Sie flossen wie graue Seide vor dem schwarzen Hintergrund, kaum zu sehen, wie Rauch. »Das ist recht verwegen von Euch«, fügte er hinzu. Meine Hand hob sich zum Kinn, und meine kribbelnden Fingerspitzen spürten seinen weichen Bart. Ich hatte sie beide.
    Das schlechte Gewissen packte mich, obwohl ich noch gar nichts getan hatte. Das hier war nicht so, als läse ich ihre Gedanken. Es war eher so, als stünde ich zu dicht neben ihnen und flüsterte ihnen ins Ohr, als belauschte ich ihre Gedanken einen Augenblick bevor sie selbst sie bemerkten.
    Gereiztheit wallte in mir auf, die nicht die meine war. »Ich verdiene mir Brot und Butter damit, Männer zu töten«, hallte Jecks Stimme in meinen Ohren und meinem Kopf wider und erschreckte den Wind, so dass er nur ganz leise schnatterte. »Ihr führt Bücher. Ich brauche nur vier, und die meisten davon auch nur, um Eindruck zu machen.«
    Kavenlows säuerlicher Tonfall vermischte sich mit dem gereizten Gefühl, und mir wurde übel. »Vier Männer und mein Gift. Schön. Aber es werden nicht meine besten Männer sein.«
    »Das ist mir gleich. Das meiste werde ich ohnehin selbst tun.«
    Ich wartete auf eine Gelegenheit, ihnen den Vorschlag einzugeben, das Lösegeld doch auf den Wägen zu packen, nur zur Sicherheit, falls sie meine Schwester und Alex doch nicht dort finden würden, wo sie sie vermuteten. Bei vier Männern blieb noch genug Platz für das Geld. Warum es also nicht mit aufladen, nur für alle Fälle?
    Ich rang die Hände im Schoß und versuchte, meine Sorge und meine Schuldgefühle für mich zu behalten, damit sie das Gefühl nicht bemerkten. Ich wusste, dass es falsch war, was ich hier tat, aber ich musste es tun.
    »Wir haben keine große Auswahl bei den Männern«, sagte Kavenlow. Ich hörte Papier rascheln, und seine Stimmung verdüsterte sich. »Fast alle meine besten Leute sind unterwegs und suchen nach ihnen. Wir können nicht warten, bis sie zurück sind. Zumindest die Landmannschaft muss sich binnen einer Stunde auf den Weg machen, sonst verlieren wir den Schutz der Dunkelheit.«
    Das ist es, dachte ich und zügelte hastig meine Erregung. Es war nicht genau das, was ich wollte, aber ich wusste nicht, wie lange ich noch unentdeckt bleiben konnte. Die beiden dazu zu

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