Die gesandte der Köingin Tess 2
flüsterte mir zu, dass Duncan mich nie geliebt hatte. Dass er mich benutzt hatte. Dass ich ihm vertraut und er mich gar nie geliebt hatte, und war ich nicht eine ungeheure Närrin?
Mit zusammengebissenen Zähnen zwang ich meine Hände in Banners Fell, locker zu bleiben, während ich wütend meinen Willen um den Wind schlang und ihn niederrang. Er lachte und tat so, als unterwerfe er sich, während er in leisem, hörbarem Flüsterton plante, wie er mich in den Wahnsinn treiben würde. Die Brise in den Winden erstarb, und die Kerzenflamme schien wieder ruhig in der stillen Nacht.
Erleichtert sanken meine Schultern herab, und mein Blick glitt durch den feuchten Garten, die Mauer des Turms empor bis zu dem leicht verschwommenen Viereck aus Licht, das aus Kavenlows Zimmer fiel. Ich konnte sehen, wie es abwechselnd heller und dunkler wurde. Kavenlow war dort. Mit Jeck. Und zweifellos sprachen sie über mich.
Ihre private Unterhaltung hatte zweifellos an dem Punkt begonnen, wo ich Contessa und Alex an Bord des Piratenschiffs geholfen hatte, um sich dann mit dem Puntabiss und meinem überleben dank Jecks heilender Kräfte zu befassen. Von da aus würde sie vermutlich zu dem Gift abschweifen, das in meinem Körper gefangen war, der es freisetzte und meine Magie gefährlich und unberechenbar machte, wenn ich zornig war. Jeck würde Kavenlow berichten, dass ich versucht hatte, den Wind zu rufen, und ihm dabei zum Opfer gefallen war. Und unser Rivale würde Kavenlow, falls der es mir nicht glauben sollte, sicher gern erklären, dass mein Giftpegel niemals fallen und es mir unmöglich sein würde, Kavenlows Spiel zu übernehmen, wenn er sich zur Ruhe setzen wollte.
Ich schloss die Augen gegen den Kloß in meiner Kehle. Und all das, weil ich Duncan erlaubt habe, uns zu benutzen. Ich habe ihm das ermöglicht, weil sie meinem Urteil vertraut haben, und mein Urteil hat sich daran orientiert, dass ich dachte, ihm liege etwas an mir.
Kavenlow würde mich nie als seinen Lehrling behalten. Jetzt nicht mehr. Ich hatte gleich doppelte Schande über mich gebracht. Und Jeck? Jeck hielt mich für eine alberne, dumme Frau.
Ich schnappte nach Luft, um nicht weinen zu müssen, und hielt sie an. Mein Kopf begann zu dröhnen, und Banner winselte. Ich hob den Blick und ließ ihn über die Palastmauer schweifen, über der der Nebel von den Freudenfeuern in der Stadt rosig beleuchtet wurde. Ich strich mit den Fingern durch Banners Fell, um ihn zu beruhigen. »Ist schon gut, mein Junge«, flüsterte ich und dachte mir dabei, wie leicht es doch war, sich etwas vorzulügen, wenn niemand außer einem selbst es verstand. »Alles wird gut.«
Er richtete den seelenvollen Blick auf mich und schaute dann wieder fort. Sein Schwanz klopfte auf den Boden. Das Klopfen wurde drängend, und ich folgte seinem Blick und sah einen weißen Schemen vor den hohen, schwarzen Hecken vorbeihuschen und hinter den nächsten Büschen verschwinden. Er bewegte sich ungeschickt, aber schnell, und nur Banners freudige Erwartung hielt mich davon ab, die Hand zu heben, um daran erinnert zu werden, dass mein Blasrohr und die Pfeile in meinem Haar fehlten.
Banners Schwanz klopfte noch lauter, doch sein Kopf blieb still in meinem Schoß liegen. Unter dem Klappern harter Sohlen auf den Schieferplatten stürmte Contessa aus dem Nebel zwischen den Büschen hinter mir. Sie blieb abrupt und erschrocken stehen, als sie mich entdeckte. »Oh … Entschuldigung«, stammelte sie. »Ich wusste nicht, dass du hier bist.«
Der Klang ihrer Stimme und das Fehlen jeglicher vornehmer Aussprache verrieten mir, dass sie geweint hatte. Offenbar verlebten wir alle einen besonders schönen Abend. Schweigend rückte ich auf der feuchten Bank beiseite, um ihr Platz zu machen. Banner stand auf und wartete ab, ob ich gehen oder bleiben würde.
»Du willst sicher allein sein«, sagte sie und sah aus wie ein Geist, wie sie da stand und die lange Bank anstarrte.
Ich warf einen Blick auf die Gräber unserer Eltern. »Ich bin nicht allein. Setz dich. Außer, es wäre dir lieber, wenn ich gehe?«
»Nein.« Dieses Geständnis kam so schnell, dass ich ein wenig erleichtert war. Zumindest Contessa dachte nicht schlecht von mir. Andererseits fühlte ich mich deswegen fast noch elender.
Sie zögerte, als müsse sie erst ihren Mut zusammennehmen, warf mir noch einen nervösen Blick zu und machte dann einen tiefen, demütigen Knicks vor unseren Eltern. Seide raschelte, und ein schwacher Duft nach Lavendel und
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