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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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Steinstaub trieb zu mir herüber, als sie sich setzte. Starr und steif blickte sie ins Nichts, die Hände so fest im Schoß miteinander verkrallt, als würde sie auseinanderbrechen, falls sie es wagte, sie zu lockern. Banner stieß leise seufzend die Luft aus und legte sich auf unsere Füße, so dass er uns beide berührte.
    Sie holte zittrig Atem, und ich wappnete mich für die Geschichte, was Alex ihr nun schon wieder angetan haben mochte.
    »Er ist weg!«, platzte sie heraus und sackte in sich zusammen.
    Mir blieb der Mund offen stehen. »Weg!«
    »Thadd«, heulte sie und barg das Gesicht in einem Taschentuch, das bis jetzt ungesehen zwischen ihren Fingern gesteckt hatte. »Er ist weg!«
    »Oh.« Mein Puls beruhigte sich, als ich verstand. Sein Gesicht, als wir in die Stadt eingeritten waren, stand mir wieder vor Augen. Contessa wurde von Schluchzen geschüttelt, und ich legte ihr schwesterlich einen Arm um die Schultern. Banner stand auf und schlich sich mit eingezogenem Schwanz in die Schatten davon, weil er glaubte, er sei irgendwie schuld daran. »Contessa, das tut mir leid«, sagte ich und spürte ihren Schmerz, obwohl ihn vermutlich meine eigenen Worte erst auf die Idee gebracht hatten fortzugehen.
    Zitternd holte sie Luft, und ich ließ den Arm sinken. »Er hat sein grässliches altes Pferd mitgenommen«, sagte sie, und das neblige Kerzenlicht schimmerte auf ihrem tränennassen Gesicht. »Und seinen Wagen und all sein Werkzeug. Er hat mir nur diesen Brief hinterlassen …« Mit einem Schniefen suchte sie an sich danach. »Oh, hier ist er«, sagte sie dann, als sie ihn in ihrem Rockbund fand. Sie reichte ihn mir. »Er muss sich jemanden gesucht haben, der das für ihn geschrieben hat«, plapperte sie, während ich das zerdrückte Pergament glattstrich. »Ich weiß, dass er nicht schreiben kann.«
    Ich beugte mich zu meiner Kerze vor und hielt den Brief so, dass ihr Licht auf die mir unbekannte Handschrift fiel. Meine erste Erleichterung, dass es nicht Kavenlows Schrift war, wich der Sorge, es könnte Jecks sein. Mit zusammengepressten Lippen las ich: ICH LIEBE DICH, UND ICH KANN NICHT HIERBLEIBEN. Ein Schauer überlief mich, als ich mich erinnerte, dass er genau das gesagt hatte, als er mich überreden wollte, ihn zur Übergabe des Lösegeldes mitzunehmen.
    »Er hat sich nicht einmal von mir verabschiedet«, schluchzte sie, und ich wandte den Blick von dem Brief ab und ließ ihn durch den dunklen Garten schweifen. Hoffentlich hörte das niemand. Ja, alle wussten, dass die beiden ein Liebespaar waren, aber solange es keinen Beweis gab …
    »Der Brief lehnte an dem Denkmal«, fuhr sie fort. »Das er von meinen Händen gemacht hat.«
    Beinahe hätte ich mich gewunden. Thadd hatte ihre und Alex’ miteinander verschlungene Hände in Stein meißeln sollen. Es überraschte mich, dass er nicht seinen Hammer genommen und das kleine Denkmal in Stücke gehauen hatte.
    »Du glaubst nicht, dass ihn jemand dazu gebracht hat fortzugehen, oder?«, fragte sie, und dieser plötzliche Einfall half ihr offenbar, ein wenig die Fassung wiederzugewinnen.
    »Nein«, flüsterte ich voller Schuldgefühle. Gezwungen, nein. Dazu überredet, ja. »Man hört an seinen Worten, dass es seine eigene Entscheidung war.«
    Das hätte ich vielleicht anders ausdrücken sollen, denn Contessas Tränen begannen erneut zu fließen, als ihre letzte Hoffnung zerbrach, er könnte zurückkehren. »Er ist einfach gegangen«, jammerte sie und heulte und schniefte wie eine sitzen gelassene Schankmaid. Wenn man sie so sah, hätte man nie vermutet, dass ihre Abwesenheit beinahe ein Königreich ins Verderben gestürzt hätte. »Ich dachte, er liebt mich«, weinte sie.
    Das kam meinen eigenen schmerzlichen Gefühlen so nahe, dass ich mich leicht krümmte. »Er liebt dich, Contessa«, brachte ich mühsam heraus und war froh, dass der Mond sich hinter dem Nebel verbarg. Ich stieß die Kerze um, damit sie mein Gesicht nicht sehen konnte, und der scharfe Geruch nach verbranntem Docht hing in der Luft. »Er hat gesehen, dass du Gefühle für Alex entwickelst, also ist er gegangen, um sich selbst zu schützen.«
    »Sich selbst zu schützen«, schnaubte sie, und ihre Tränen wichen ungerechtem, kindischem Zorn, genau wie ich gehofft hatte. »Wie meinst du das?«
    »Ich meine seinen Stolz«, sagte ich und spürte dann, wie mein Gesicht erstarrte. Vielleicht … vielleicht war ein Teil meiner Scham darüber, dass Duncan mich benutzt hatte, nur verletzter Stolz. Ich

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