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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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ist passiert?«
    Sie hob den Kopf und starrte mich mit ihren blauen Augen an, die sie weit aufriss, um nicht zu weinen. »Nachdem dich der Baum getroffen hat?«, fragte sie mit bebender Stimme.
    Ich nickte und wünschte dann, ich hätte das nicht getan, denn mein Magen drohte sich zu entleeren. Langsam arbeitete ich mich von dem Haufen Netze herunter und stellte fest, dass die feuchten Säcke daneben etwas bequemer waren. Zumindest war die Decke hier nicht mehr ganz so dicht über mir. Meine Kette reichte nicht weit, und ich würde wohl nicht bis zu Contessa kommen. Es war stickig und schwül, aber mir war kalt, nicht heiß – und ich fühlte mich klebrig von altem Schweiß.
    Contessa blickte von mir wieder zu Alex hinab, ihr Gesicht verzog sich vor Kummer, und sie brachte kein Wort heraus. Von meinem Platz im Schatten aus musterte ich den Bluterguss in Alex’ Gesicht, unter kräftigen, rötlich blonden Bartstoppeln immer noch deutlich zu erkennen. Seine Kleidung war blutbefleckt und zerfetzt, sämtlicher Zierrat abgerissen. Ein sauberer, gut gewickelter Verband lugte unter seinem offenen Hemd hervor, an der Schulter zugebunden. Seine Haut war gerötet. Ich streckte mich, so weit ich konnte, und schaffte es, eine Hand auf seine Stirn zu legen. Ich blickte zu Contessa auf. Er glühte vor Fieber.
    »Wie lange war ich bewusstlos?«, fragte ich, denn ich konnte nicht glauben, dass all dies über Nacht geschehen sein sollte.
    »Eine Nacht lang«, sagte sie mit ungewohnt leiser, matter Stimme. »Den nächsten Tag und die nächste Nacht, und dann bis gerade eben.«
    Bestürzt zählte ich nach. Volle vierundzwanzig Stunden, und noch viel mehr. Fast zwei Tage lang.
    Contessa schniefte laut und wischte sich auf wenig königliche Art mit der Hand die Nase. Ich folgte ihrem Blick zurück zu Alex und rutschte auf den leeren Säcken herum, die nach modrigem Flachs stanken, um es mir bequemer zu machen. »Contessa«, sagte ich leise – ich wollte sie nicht zu sehr bedrängen, aber ich musste es wissen. »Was ist passiert? Wo ist Duncan?« Mein Herz krampfte sich zusammen. Warum ist er nicht hier unten? »Ist er … ist er tot?«, fragte ich, und es gefiel mir nicht, dass meine Stimme am Ende nur noch ein Quietschen war.
    »Das wird er sein, wenn ich ihn jemals in die Finger kriege«, erwiderte sie.
    Der bittere Hass in ihrer Stimme ließ mich aufhorchen. Als sie meinen schockierten Blick bemerkte, fügte sie zornig hinzu: »Der Kaulköder ist oben an Deck mit den anderen widerlichen Kerlen – und spielt Karten. Ich war die ganze Zeit über allein und wusste nicht, ob du und Alex leben oder sterben würdet. Und er trinkt Bier, spielt Karten und lacht noch über uns, der Schohschaufler.«
    Verblüfft starrte ich sie an. Duncan? Das würde er nicht tun. Das darf nicht wahr sein!
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass er ein Dieb ist?«, fragte sie vorwurfsvoll.
    Meine aufgesprungenen Lippen teilten sich. »Er ist kein Dieb, nur ein Falschspieler«, sagte ich, obwohl ich mich selbst fragte, ob der Unterschied noch von Bedeutung war. Verwirrt wich ich zurück, denn von ihrer schrillen Stimme dröhnte mir der Kopf. Auch Alex regte sich, und ich glaube, es war eher das als mein gequälter Gesichtsausdruck, was sie dazu brachte, die Stimme zu senken.
    »Er trägt ein Diebesmal, Tess«, erklärte sie. »Ich habe gehört, wie Kapitän Rylan das gesagt hat. Und dann hat Duncan, der verlogene Bastard, gesagt, er sei Costenopolis gar nichts schuldig und würde lieber als freier Pirat leben, als um eines adligen Namens willen zu sterben, dem er keine Treue schuldet.«
    »Nein«, protestierte ich, obwohl ich mich ebenfalls verraten fühlte. »Das würde Duncan niemals tun. Er lügt, damit er frei bleibt und uns helfen kann.«
    Ich sprach sehr leise, für den Fall, dass uns jemand belauschte. Duncan würde so etwas nicht tun. Ich musste daran glauben, dass er mich – uns – nicht einfach sterben lassen würde. Er hatte seinen Wert und seine Treue schon hundert Mal bewiesen. Er hatte Gefühle für mich gezeigt, ehe er erfuhr, dass ich Verbindung zum Palast hatte. Er hatte mir geholfen, Kavenlow zu finden, als Alex’ Bruder im vergangenen Frühling den Palast besetzt hatte – da hatte Duncan gewusst, dass er nicht mit einer Belohnung rechnen konnte, wohl aber mit dem Tod von der Hand dieses Wahnsinnigen. Duncan hatte sein Leben riskiert, um den Palast zurückzuerobern, obwohl ich ihm das verboten hatte. Er hätte sich in der Vergangenheit

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