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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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»Alex!«, schrie Contessa und schob sich an Duncan vorbei. Ich riss sie zurück, stieß sie Duncan in die Arme und ließ dann die Peitsche vor den beiden Männern, die wieder vorrückten, durch die Luft pfeifen. Sie wichen zurück, und im flackernden Fackelschein wirkten ihre bösen Mienen umso hässlicher.
    »Tess! Da!«, rief Contessa, und ich folgte ihrem Blick zu Alex, der am Boden lag und mit einem Angreifer rang. Mit hämmerndem Herzen ließ ich die Peitsche auf den Mann herabsausen.
    Er heulte auf und rollte von Alex herunter. Duncan stürzte zum Prinzen und schleifte ihn zu uns herüber. Contessa, die sehr blass geworden war, kniete sich neben ihn. Ich hatte nur einen raschen Blick für die beiden übrig. Er schien nicht schwer verletzt zu sein, denn er sprach leise und beruhigend mit ihr und stand auf, ohne Contessas Hand loszulassen.
    Ich warf die Peitschenschnur locker hinter mich, ließ den Blick über das Deck schweifen und stellte fest, dass sämtliche Piraten sich aus meiner Reichweite zurückgezogen hatten.
    »Habt ihr Angst vor einer Frau mit einem Stück Schnur?«, brüllte Kapitän Rylan von seinem sicheren Platz am Steuerrad. »Schafft sie unter Deck, ihr Kaulsöhne. Wofür bezahle ich euch eigentlich?«
    Einer der Männer trat einen Schritt vor. Ich wirbelte die Peitsche über meinem Kopf herum und ließ sie unmittelbar vor ihm in der Luft knallen. Der Mann zog sich mit einer hässlichen Grimasse zurück. »Kapitän?«, rief einer, und es klang beinahe verängstigt. Ein befriedigtes Lächeln breitete sich über mein Gesicht. Die Wellen hoben das Deck an, und ich stand breitbeinig da und ritt locker mit ihnen auf und ab. Vielleicht. Vielleicht hatten wir eine Chance.
    Smitty hinter dem Steuerrad runzelte die Stirn. Der Fackelschein fiel auf sein Gesicht und erhellte seinen Zorn. Ohne den Blick von mir abzuwenden, wirbelte er das Steuer herum.
    »Wende!«, brüllte er mit einer Stimme, die Stürme übertönen konnte.
    Die Piraten schauten in die Takelage hinauf. Ich folgte ihren Blicken. Die Segel begannen zu flattern und dann laut zu knattern, als das Schiff in den Wind drehte. Unter meinen Füßen wurde das Deck wieder eben.
    »Tess!«, rief Contessa, die über meine Schulter blickte. »Pass auf!«
    Ich drehte mich um. Aus der Dunkelheit kam der Baum angeschossen, an dem das untere Ende des Großsegels befestigt war. Er schwang mit der ganzen Kraft des Windes herum, unaufhaltsam. Ich schnappte nach Luft und duckte mich. Weißglühender Schmerz explodierte. Ich schrie auf, hörte aber meine Stimme nicht. Ich erinnerte mich auch nicht daran, dass ich fiel, doch plötzlich knallte meine Wange auf das kalte, harte Deck.
    »Tess!«, hörte ich meine Schwester rufen, und dann neuen Kampfeslärm.
    Ein klimpernder Stiefel trat mich in den Bauch, und ich krümmte mich, bekam keine Luft mehr, konnte keinen einzigen Gedanken fassen und trieb in der nebligen Welt am Rande der Bewusstlosigkeit herum.
    »So«, hörte ich Kapitän Rylan sagen, »bringt man eine Seehure zur Strecke.«
     

 
    5
     
    Ich glaube, es war der Geruch, der mich weckte, ein übler Gestank, der in der Kehle kratzte, die Nase beleidigte und mir das Aroma von Blattenpisse und nassen, vergammelten Leinensäcken auf die Zunge legte. Das sanfte Schaukeln und der Lärm nackter und gestiefelter Füße auf dem Deck über mir war mir schon längst vertraut geworden – zu vertraut, als dass er mich geweckt hätte. Und ich wusste, dass es nicht der Schmerz war, der mich aus der Ohnmacht geweckt hatte. Schmerz gehörte ebenfalls schon so lange zu meinem Leben, dass er gar nicht mehr die Macht besaß, mir zu sagen, dass etwas nicht stimmte.
    Mein Bauch schmerzte, und die unteren Rippen stachen, als ich zu tief einatmete. Wo die Luft auf meine Handgelenke traf, fühlte sich die Haut wund an, und als ich die Augen einen Spalt öffnete, tat ihnen selbst das trübe Licht weh. Mein Nacken war steif, meine Lippen aufgesprungen, und mein Kopf war eine einzige pochende Qual. Ich atmete ein paar Mal flach ein und aus und versuchte, mich zu erinnern.
    Es war der Klang der Glöckchen an Kapitän Rylans Stiefeln, der mir alles ins Gedächtnis rief.
    Meine Rippen taten weh, weil Kapitän Rylan mich getreten hatte. Mein Kopf schmerzte, weil Smitty den Baum gegen mich hatte krachen lassen und ich zu dumm gewesen war, mich rechtzeitig zu ducken. Ich kniff die Augen zusammen und konnte erkennen, dass die Haut an meinen Handgelenken wund gescheuert war, vermutlich

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