Die gesandte der Köingin Tess 2
könnten.«
Er verschob leicht die Arme und entspannte sich wieder. »Du kluge, gerissene Frau«, flüsterte er und neigte den Kopf, so dass seine Lippen mein Ohr streiften. »Genau deswegen liebe ich dich, Tess.«
»Duncan …«
»Kein Wort mehr«, sagte er und schob mit einem sonnengebräunten Finger zärtlich mein Kinn zu sich herum. An dem Finger klebte Sand, der an mir rieb und auf meiner vom Gift hochempfindlichen Haut schmerzte. »Ich werde dich jetzt küssen, und du kannst mich durch nichts auf der Welt daran hindern.«
»Duncan …«, protestierte ich, aber es hätte einfach zu wehgetan, ihn tatsächlich daran zu hindern, und um ganz ehrlich zu sein, wollte ich das auch nicht.
Er strich mir das Haar aus dem Gesicht, umfing mein Kinn mit der Hand und beugte sich vor, bis der Wind ganz von meiner Haut verschwand. Ganz leicht und zärtlich vor Angst, mir wehzutun, berührte er meine Lippen mit seinen. Die Wärme der Sonne wich der Hitze seiner Berührung, die doch kaum zu spüren war. Und gerade dieses Zögern rührte etwas in mir. O Gott. Ich glaube, er liebt mich.
Obwohl ich wusste, dass es ein Fehler war, beugte ich mich vor, um den Kuss zu verlängern. In diesem Augenblick spielte nichts anderes eine Rolle. Nichts. Ich schloss die Augen, und meine gesunde Hand schmiegte sich wie von selbst in seinen Nacken. Duncan schien kurz zu zögern, dann akzeptierte er es, und sein Kuss wurde inniger und gefährlicher. Meine strudelnden Gedanken blieben an unserem ersten Kuss hängen, auf der Strandläufer im vergangenen Herbst. Meine Begierde verdoppelte sich, verstärkt von alten Emotionen, die ich zu lange im Zaum gehalten hatte aus Gründen, die das Herz nicht verstehen konnte. Mein Puls begann zu rasen, und meine rechte Seite kribbelte, als ströme das Blut stärker hindurch.
Ein leiser Laut entschlüpfte mir, und er wich plötzlich zurück. Ich riss die Augen auf und sah, dass er mich erschrocken anstarrte.
»Habe ich dir wehgetan?«, fragte er atemlos und mit besorgt zusammengekniffenen Augen.
»Nur meinem Herzen«, flüsterte ich. Warum tue ich mir das an? Und ihm?
Mit einem tiefen Blick neigte er den Kopf und beugte sich wieder vor.
»Duncan!« Kapitän Rylans Ruf ließ ihn innehalten. »Schaff deinen wertlosen Hintern hier rüber, weg von diesem Weibsbild!«
Wir sahen einander fest in die Augen, und Duncan ignorierte ihn und beugte sich vor, um mir einen letzten, flüchtigen Kuss zu geben. Mein Herz hämmerte, und ich fühlte mich schwach von dem Gift in mir. »Ich bringe dir etwas zu essen«, sagte er, stand auf und klopfte sich den Sand von der Hose. Mit gesenktem Kopf ging er langsam zum großen Lagerfeuer. Ich blieb mit meinen wirren, widerstreitenden Gedanken allein im Sand sitzen.
Kläglich rutschte ich ein Stück herum und schnappte nach Luft, als meine Schmerzen, die ich in diesen leidenschaftlichen Augenblicken vergessen hatte, sich alle auf einmal in Erinnerung riefen. Ich spürte, wie Contessa hinter mir mich beobachtete und mir helfen wollte, aber überhaupt nichts tun konnte.
Ich gab schließlich nach und weinte lautlos, das Gesicht dem blinden Ozean zugewandt, damit niemand meine Tränen sah.
11
Contessa?«, flüsterte Alex. Seine leise Stimme wurde sogleich von der kühlen Dunkelheit der Nacht aufgesogen.
»Ja?«
Ihre Antwort war ebenso leise und ging beinahe im Rauschen des Windes in den Palmen unter, die vor dem zunehmenden Mond schwankten. Ich kuschelte mich tiefer in die Decke, die ich dem Rätsel verdankte, dass ich den Punta überlebt hatte. Die Piraten hatten mir heute auch gut zu essen gegeben, nun, da feststand, dass ich den Angriff der Katze überlebt hatte, was dem armen Gilly nicht gelungen war. Ich würde ja gern behaupten, dass sie aus reinem Anstand plötzlich solche Menschlichkeit zeigten, aber sie taten es aus Angst. Wenn ich wegen ihrer mangelnden Fürsorge starb, so fürchteten die abergläubischen Männer, dann würde meine Seele sie auf ewig heimsuchen. Sie mussten eine Möglichkeit finden, mich zu töten, die meiner Seele keinen klaren Weg bot, auf dem ich meine Mörder verfolgen konnte. Und diesen Trumpf würde ich so lange im Ärmel behalten, wie ich konnte.
Ich hörte eine Bewegung im Sand und öffnete die Augen einen Spaltbreit. Ein dunkler Flecken Nacht bewegte sich. Das war Alex, der sich auf einen Ellbogen stützte. Hinter ihm sah ich das Lagerfeuer, an dem noch ein paar Seeleute saßen. Wir wurden nicht sonderlich streng bewacht, was
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