Die gesandte der Köingin Tess 2
in der Ferne hörte ich die Wellen am Strand. Mein Puls raste immer noch, obwohl die Nacht mir sicher schien. Der dumpfe Schmerz in meinem Puntabiss wurde intensiver, und ich hob die linke Hand, um sacht die Wunde zu reiben. Meine Decke verbarg die Bewegung, über mir flüsterte der Wind in den Palmwedeln, und Samen fielen mit dem Geräusch leichter Regentropfen herab. Mein angehaltener Atem entwich, als ich entschied, dass dieses Geräusch mich geweckt haben musste.
Der Knoten in meinem Magen löste sich, und ich setzte mich in qualvollen Etappen auf, wobei ich durch den anhaltenden Schmerz hindurch atmete, der im Rhythmus meines Herzschlags pulsierte. Er hinterließ feurige Spuren an meiner Seite hinab bis zu den Zehen. Das leichte Brennen, von überraschend aufflammenden Stichen durchsetzt, erschien mir ganz erträglich.
Es gefiel mir gar nicht, wie schwach ich geworden war. Ich rieb meine Schulter und schob die Finger unter die grobe Verschnürung, mit der Contessa behelfsweise den Lumpen befestigt hatte, der einst mein Ärmel gewesen war. Von dem juckenden Drang angezogen wagte ich es, vorsichtig einen Finger unter den Verband zu schieben. Die Wunde fühlte sich viel besser an, als ich erwartet hatte, wenn man bedachte, dass ich erst vor zwei Tagen gebissen worden war – oder waren es drei? Meine Schulter selbst war beinahe taub, und der Schmerz breitete sich hauptsächlich an meiner Seite abwärts zur Hüfte aus. Auch meine Finger hatten beinahe ihre alte Beweglichkeit wiedererlangt, wenn auch das Gefühl darin noch nicht vollständig zurückgekehrt war. Während Kavenlow meine Immunität aufgebaut hatte, war ich höchstens einen Tag lang von dem Gift außer Gefecht gesetzt worden, und auch dann war die Pein vergleichsweise sanft gewesen. Ich konnte nur hoffen, dass es mir morgen besser gehen würde.
Ich hielt den Atem an, schob einen Finger tiefer unter den Verband, und der leichte Schmerz fühlte sich auf einmal recht gut an. Plötzlich fällte ich eine Entscheidung, löste den grob angehefteten Ärmel und legte den Verband frei. Er sollte weg.
Das Bedürfnis, mich davon zu befreien, wurde so verzehrend wie bei einem Tier, das in der Falle saß. Ich zog und zerrte, zupfte mit den Fingern der gesunden Hand daran herum und ignorierte meinen flauen Magen und das leichte Schwindelgefühl. Die stechenden Schmerzen stachelten mich nur noch mehr an, bis ich schließlich erleichtert aufstöhnte und den Verband losbekam.
Ich ließ ihn in den Sand fallen und rieb sacht über den Schorf, um mir Erleichterung von dem Juckreiz zu verschaffen. Unter dem sanften Druck blätterte ein wenig getrocknetes Blut ab, und ich hielt inne und untersuchte vorsichtig die Wunden. Sie schmerzten bei der leichten Berührung, aber es war ein guter Schmerz: der Schmerz einer heilenden Wunde.
Ich hatte Duncan nicht erlaubt, sie sich anzusehen, seit ich wieder zu mir gekommen war. Contessa hatte vor Sonnenuntergang meine Schulter gewaschen und mit geschürzten Lippen und verwirrter Miene neu verbunden, doch sie hatte kein Wort gesagt. Als ich den Hals verdrehte, um danach zu sehen, überraschte es mich nicht, dass die beiden oberen Wunden von den Reißzähnen des Puntas und der tiefe Riss weiter unten schon beinahe verheilt und mit breiten Streifen zarter, rosiger neuer Haut bedeckt waren.
Ich bekam ein seltsames Gefühl dabei. Die Bisswunde sah gut aus – sie war in zwei oder drei Tagen so weit verheilt, wie man es nach einer Woche erwarten würde. Ich begriff nicht, wie Jeck seine Magie durch einen Traum schicken konnte, obwohl wir beide zu dem Zeitpunkt eine gefährliche Überdosis Gift im Körper gehabt hatten. Und das Wissen, dass er mich ebenso leicht hätte töten können, wie er mich geheilt hatte, war noch bestürzender.
Das Gewebe bis hin zu meinem Ellbogen und zur Hüfte war noch ein wenig taub und angeschwollen vom Gift. Besorgt erinnerte ich mich daran, was Jeck gesagt hatte: Das Gift würde sich in dem heilenden Gewebe festsetzen, statt allmählich abgebaut zu werden wie sonst. Ich sah ein, dass ich dagegen nichts unternehmen konnte, und zog die Schnur wieder an, die mein Kleid zusammenhielt. Der Verband lag neben mir, und weil ich ihn hässlich fand, scharrte ich ein Loch in den Sand und vergrub ihn darin.
Ich spürte, wie schwer mir selbst diese geringe Anstrengung fiel. Voller Abscheu über meiner eigene Schwäche saß ich im gesprenkelten Mondlicht, unfähig zu schlafen, rastlos. Der Sand an meiner linken Hand
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