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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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erkennen.
    »Zurück zum Schiff!«, brüllte Smitty. »Zurück zum Schiff und alle Mann an Bord. Ich will den Anker gelichtet haben, noch ehe ich an Deck komme. Los!«
    Alle außer Kapitän Rylan, Smitty, Duncan und mir setzten sich in Bewegung. Die Männer rannten den Ziegenpfad entlang, und das Licht ihrer Fackeln verschwand rasch im Wald. Wir blieben mit einer einzigen Fackel und dem hohen, beinahe vollen Mond als Beleuchtung zurück.
    »Und du!«, sagte Smitty und versetzte Duncan einen so heftigen Stoß, dass er beinahe hinfiel. »Dich will ich am Achtersegel haben. Du wirst dich ganz allein darum kümmern, bis ich was anderes sage!«
    »Jawohl, Herr Offizier«, entgegnete Duncan. Das Feuer war aus seiner Stimme gewichen, nicht jedoch aus seinen Augen.
    »Na, na, Smitty«, sagte Kapitän Rylan besänftigend. »Duncan kann mit der Flucht der beiden nichts zu tun haben. Er denkt nur mit dem falschen Körperteil. Wenn überhaupt, dann hat er eine der Geiseln für uns gerettet.«
    »Eine Hure, die ich lieber tot sehen würde!«, brüllte der erzürnte Mann und bedeutete Duncan barsch, sich endlich in Bewegung zu setzen. »Und Ihr bezahlt mich dafür, dass ich die Mannschaft leite. Also werdet Ihr es mir überlassen, wie ich mit den Männern umgehe!«
    Ich drückte mir das zerrissene Kleid an die Brust und stolperte vor ihnen her. Zum ersten Mal in meinem Leben schämte ich mich dafür, was ich eben getan hatte. Niemand hatte auch nur ein Wort über mich oder mein zerrissenes Kleid verloren. Ich war keine Frau mehr. Ich war eine Hure, ein Gossenweib. Ich war die Dirne, wie es meine Mutter gewesen war, der Kavenlow mich abgekauft hatte. Ich war keinerlei Aufmerksamkeit oder Rücksicht wert.
    Es schnürte mir die Kehle zu, und Tränen brannten mir in den Augen. Ich schwankte. Duncan packte mich am Ellbogen, und Schmerz durchzuckte mich. Das war der verletzte Arm, und ich verlor beinahe das Bewusstsein.
    »Entschuldige, Tess«, sagte er, als ich taumelte.
    Duncan wich zurück, als Smitty ihm eine Ohrfeige verpasste. »Nimm die Hände von ihr!«, schrie er mit einer groben Stimme wie reißendes Segeltuch. »Sie hatte offenbar nichts dagegen, sich mit dir im Sand zu wälzen, also kann sie sehr gut allein gehen. Fessle sie an den Vormast, wenn du sie an Bord gebracht hast«, fügte er hinzu. »Da gehören Huren hin. Und sie wird eine prächtige Aussicht haben, wenn wir uns ihre Königin zurückholen. Diesmal brenne ich ihr das Schiff bis auf den Kiel nieder.«
     

 
    13
     
    Den Sonnenaufgang hatte ich heute Morgen an den Vormast gefesselt erlebt. Smitty hatte meine Fesseln grausam fest angezogen, und meine Handgelenke brannten, denn immer wieder spritzten Wellen hoch über den Bug der Kellys Saphir. Salzwasser tropfte von meinen Locken und rann mir übers Gesicht, und ich zitterte in den kalten Böen. Smitty steuerte das Schiff absichtlich so, dass wir immer wieder eine Welle falsch trafen und das Wasser aufs Deck klatschte. Normalerweise hätte sich die Mannschaft längst über die raue Überfahrt beschwert. Heute jedoch hielten die Männer in ihrer Arbeit inne und johlten, wenn mich eine besonders große Welle traf.
    Zu ihrer Belustigung trug außerdem bei, dass Duncan inzwischen befohlen worden war, das Deck sauber zu machen. Smitty hatte ihn kurz nach Sonnenaufgang an die Arbeit geschickt, nachdem mich die erste Welle getroffen hatte. Sobald Duncan mit dem Deck fertig war, brach natürlich die nächste Welle durch die Relingstützen, und er musste wieder von vorn anfangen. Er war ebenso nass wie ich, und er wich meinem Blick aus. Sein Nacken war rot, seine Bewegungen steif vor Ärger.
    Ich fühlte mich jämmerlich, mir war eiskalt, und ich zitterte. Seit Sonnenaufgang war erst etwa eine Stunde vergangen, aber ich hatte das Gefühl, schon ewig an diesen Mast gefesselt zu sein. Meine verkrampften Muskeln würde ich wohl nie wieder bewegen können, glaubte ich, selbst ohne meine Fesseln.
    Mein Blick war auf die Segel der Strandläufer gerichtet, seit wir den Bug gewendet hatten, um sie zu verfolgen, erst im Mondlicht, jetzt im Sonnenschein. Wir holten langsam auf, aber wenn die Strandläufer jenseits der nächsten Inselkette in den stärkeren Wind geriet, würde das längere Boot seinen Vorsprung hoffentlich wieder ausbauen. Die Hauptstadt lag vier gemächliche Tagesreisen vor uns. Sie konnten die Strecke auch in zwei harten Tagen schaffen, vielleicht sogar anderthalb, wenn sie segelten, als hetzten die Höllenhunde in

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