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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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ihrem Kielwasser hinter ihnen her, und wenn der Wind hielt.
    Wir waren jetzt so nah dran, dass ich Gestalten an Deck herumlaufen sehen konnte, wenn mir nicht vom Salz die Augen tränten. Seit etwa einer Stunde warfen sie alles Mögliche über Bord, um Gewicht zu verlieren und schneller zu werden, doch die verbrannten Segel und eingeschränkte Takelage machten die Strandläufer langsam – früher hätte sie uns längst weit hinter sich gelassen. Ich bildete mir ein, hin und wieder mit dem Wind in meinen Ohren Kapitän Borletts Rufe zu hören.
    Kapitän Rylan schritt zwischen den Masten hin und her, voller Sorge, sie könnten uns entkommen, obwohl der unvermeidliche Ausgang dieses Tages offensichtlich war. Smitty und die Mannschaft waren zuversichtlich, ja beinahe in Feierlaune.
    »Kapitän Rylan!«, rief der säuerliche Smitty mit seiner weit tragenden Stimme. »Ich habe Euch gesagt, dass wir sie fangen würden, und das werden wir. Ihr lauft noch ein Loch in mein Deck, wenn Ihr nicht aufpasst. Dann muss der arme Duncan auch das reparieren.«
    Ich hörte, wie die mit Glöckchen behängten Stiefel des gut gekleideten Mannes dicht hinter mir anhielten. »Ich teile Eure Zuversicht keineswegs, Smitty«, sagte Kapitän Rylan, offensichtlich verärgert und ungeduldig. »Wir sollten ebenfalls Ballast abwerfen.«
    »Nicht nötig«, erwiderte Smitty, und die lauschenden Männer lachten leise. »Wir werden Euch ein prächtiges Stück Piraterie liefern, ehe das verdammte Schiff halb an der nächsten Insel vorbei ist.«
    Mit gereizter Miene stürmte Kapitän Rylan an mir vorbei zum Bug und hielt sich an der Reling fest, als eine Welle über ihn hinwegklatschte und mehrere Seeleute Smitty lachend recht gaben. Die Position der Sonne veränderte sich leicht, und das Stampfen des Schiffes ließ nach. Ich entspannte mich ein wenig, denn ich wusste, solange der Kapitän vor mir stand, würde kein Wasser mehr über das Deck klatschen und mich durchweichen.
    Hinter mir hörte ich, wie leise Anweisungen gegeben wurden, und wenig später trat Smitty in seinen lautlosen Stiefeln zu Kapitän Rylan. »Meine Jungens«, sagte er anstelle einer Begrüßung, »haben die Markierungen versetzt, als wir letztes Mal da waren, für den Fall, dass ein Handelsschiff früher hier durchkommt.«
    Kapitän Rylan brummte, und sein mit Silber durchsetzter Bart glänzte in der Sonne, als er sich dem kleineren Offizier zuwandte. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, das mir Sorgen machte. »Wo sind sie?«, fragte er und starrte mit zusammengekniffenen Augen wieder voraus.
    Smitty zeigte auf etwas, und ich folgte Kapitän Rylans Blick zu einer hohen Stange, die aus dem Wasser ragte und Schiffe vor einer untiefen Stelle warnte. »Verdammt will ich sein«, fluchte der Kapitän. »Wie stehen die Gezeiten, Smitty?«
    »Ebbe. So tief wie die Brüste meiner lieben Mutter«, erwiderte der Mann mit hässlichem Lachen. »Sie könnten die Untiefen sehen, aber bei diesem Licht und diesem Seegang wird ihnen das nichts nützen. Eine bessere Stelle, um ein Schiff auflaufen zu lassen, hatten wir noch nie. Sie ist lang, und sie wird die Wende niemals schaffen, mit der sie da wieder hinauskäme. Nicht bei dieser Geschwindigkeit. Es ist mir gleich, wie viel sie über Bord geworfen haben, um die Strandläufer leichter zu machen, sie wird auflaufen.«
    Ich sank in meinen Seilen zusammen, als mir klar wurde, was geschehen würde. Die Piraten hatten die Markierungen versetzt, die gefährliche Untiefen anzeigten. Ein Schiff, das irgendwo aufgelaufen war, war leichter zu erobern als eines, das manövrieren konnte.
    »Sie wendet!«, kam der aufgeregte Ruf von dem Mann, der unbekümmert an einem Want hoch über dem Deck hing, und ich riss die Augen auf. »Die Segel flattern! Sie kommt näher, näher … Sie ist aufgelaufen!«, schrie der Mann. »Ist aufgelaufen und neigt sich!«
    Plötzlich setzten sich alle in Bewegung; donnernd rasten nackte Füße übers Deck. Smitty sah aus wie ein Wilder, mit erwartungsvoll glitzernden Augen. Hilflos hing ich in meinen Fesseln, als er Kapitän Rylan knapp zunickte und die beiden Männer mit begierigen, schnellen Schritten an mir vorbei zum Steuerrad gingen. Mir sank der Mut. Ich war an den Vormast gefesselt und konnte nichts tun, außer dem aufgeregten Gerede zu lauschen, wie sich mein Schiff am besten kapern ließe. Teer wurde erhitzt, Knoten überprüft. Das Schnick, schnick, schnick, mit dem Klingen geschärft wurden, ging mir durch

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