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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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»Deine.«
    Jeck wirkte nicht betroffen, sondern streckte nur mit leisem Stöhnen die Beine aus. Sein Blick huschte zu mir herüber und wieder weg. Ich saß im Schneidersitz neben ihm und setzte die letzten Stiche meiner Naht. Er hatte einen ganzen Strand zur Verfügung. Musste er denn so dicht bei mir sitzen?
    »Ich dachte, du wärst wütend auf mich«, bemerkte er. »Weil ich dich mit diesem Strand hereingelegt habe.«
    Ich verknotete den Faden, biss das Ende ab und steckte die Nadel zurück in das feuchte Nähzeug, das Jeck bei seinem dritten Ausflug zum Schiff aus Contessas Kabine gerettet hatte. »Damals war ich so wütend, dass ich hätte explodieren können«, entgegnete ich. »Aber im Nachhinein betrachtet war es eine gute Idee.«
    Ich begegnete seinem Blick und hielt ihm stand. »Ich habe nicht zum ersten Mal den Lockvogel abgegeben. Nächstes Mal wüsste ich nur gern über meine Rolle bei so einem Plan Bescheid. Ich hätte ihnen eine fröhliche Jagd kreuz und quer über die Insel geliefert, um dir noch mehr Zeit zu verschaffen, wenn du ehrlich zu mir gewesen wärst. Dann hättest du einen größeren Vorsprung gehabt. Vielleicht so viel, dass sie dich nicht in diese Untiefen hätten jagen können.« Du Idiot, fügte ich im Geiste hinzu, sprach es aber nicht aus.
    Jecks undurchdringliche Miene wich offenem Staunen. »Du wärst freiwillig dort zurückgeblieben?«, fragte er mit großen braunen Augen.
    Ich fühlte mich nicht wohl damit, dass ich mir der Antwort selbst nicht ganz sicher war, und blickte auf meine fertige Naht hinab. »Sie ist meine Schwester. Sie ist die wichtigste Spielfigur meines Meisters. Und wenn die beiden sich in Sicherheit gebracht hätten, wäre ich die einzige Chance der Piraten gewesen, doch noch an ein Lösegeld zu kommen. Also wäre ich relativ sicher gewesen, sobald erst ihr Verstand wieder eingesetzt hätte. Außerdem weiß ich schon, dass ich überleben werde – irgendwie.« Ich brauchte den prophetischen Traum gar nicht erst anzusprechen. Ich war sicher, dass Jecks Gedanken in die gleiche Richtung wanderten.
    »Was ist mit deinem Falschspieler?«, fragte er und rutschte ein wenig herum, so dass der Sand seine Füße fast völlig verbarg. »Hättest du ihn zurückgelassen, wenn du sicher gewesen wärst, dass ihr es nicht beide schaffen könntet, von der Insel zu fliehen?«
    Meine Finger beschäftigten sich mit dem Band des Nähtäschchens und brachten keinen einfachen Knoten zustande, weil die Erinnerung an Duncan, der sich an mich presste, wieder in mir aufstieg – und die Empfindungen, die sein Kuss in mir aufgewirbelt hatte. Mein Blick huschte zu Jeck und sogleich wieder weg.
    Jeck zog die Knie an und rollte seine Hosenbeine herunter. »Ich habe ihn zurückgelassen. Du hast mich einen Feigling genannt –«
    »Nein, habe ich nicht«, unterbrach ich ihn hastig.
    »Nein«, sagte er langsam. »Nein, wohl nicht.« Er holte hörbar Luft. »Prinzessin, was deinen Falschspieler angeht –«
    »Nenn mich nicht so.« Mein Herz begann zu pochen, und ich wusste selbst nicht, warum. Er hatte den ganzen Tag über kaum drei Worte mit mir gewechselt, und jetzt sprach er Dinge an, die ihn nichts angingen.
    »Aber das bist du«, entgegnete er. »Streng genommen.«
    »Streng genommen bin ich ein Gör aus der Gosse«, erwiderte ich scharf und fühlte Zorn in mir aufflackern.
    »Nein«, beharrte er. »Sie haben dir einen Namen gekauft.«
    Er klang beinahe neidisch, und ich schürzte die Lippen. »Dein Vater hat dir seinen gegeben.« Da gab es irgendeinen Unterschied. Er war sehr fein, und ich wusste eigentlich gar nicht, was er bedeutete.
    Jeck setzte sich auf und griff nach seinem Hemd, das neben mir hing. »Prinzessin – was Duncan angeht …«
    »Oh?«, höhnte ich. »Hat er jetzt einen Namen?« Ich wollte nicht über Duncan sprechen, und Zorn schien mir die beste Verteidigung zu sein.
    Wie ich gehofft hatte, verschloss sich Jecks Gesicht sofort. »Schon gut«, brummte er, fuhr grob in die Ärmel und fummelte an den vorderen Schnüren herum. Mit noch halb offenem Hemd wiegte er sich nach vorn auf die Knie und griff nach mir.
    »He!«, schrie ich und wich zurück. »Was, bei allen Schohgruben, tust du da?« überrascht riss ich die Knie aus seiner Reichweite. Meine Muskeln protestierten ob der plötzlichen Bewegung, und mein Herz hämmerte. Ich sitze hier in Unterwäsche! Hat der Mann denn gar keinen Anstand?
    Der Blick seiner dunklen Augen war ausdruckslos. »Ich habe gesehen, dass du dir

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