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Die gesandte der Köingin Tess 2

Die gesandte der Köingin Tess 2

Titel: Die gesandte der Köingin Tess 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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an der Schulter wehgetan hast, als wir den Mast aufgestellt haben. Lass mich danach schauen. Womöglich hast du dir sogar eine Wunde wieder aufgerissen.«
    Ich hob die Hand, um die Schulter zu verbergen. Sämtliche Wunden waren schon geheilt und mit neuer Haut bedeckt. Sie sahen aus, als hätten sie über eine Woche Zeit gehabt, um zu verheilen, nicht nur drei Tage. Ich wollte nicht, dass er das sah. Er sollte nicht wissen, wie nahe wir dem Zeitpunkt waren, zu dem dieser prophetische Traum angesetzt hatte. »Es ist alles in Ordnung«, sagte ich mit zitternder Stimme. Wissen war Macht, und dass ich wusste, wie weit es noch bis zu diesem Traum war, und er nicht, war alle Macht, die mir blieb. Und ich vertraute diesem leeren Ausdruck in seinen Augen nicht.
    »Lass mich nachsehen«, beharrte er und rutschte auf den Knien durch den schattigen Sand auf mich zu.
    »Nein.« Ich stand auf.
    Gereiztheit zeichnete sich auf seinem bärtigen Gesicht ab – endlich eine Emotion. »Ich werde dir nicht wehtun«, sagte er und erhob sich ebenfalls.
    Ich keuchte beinahe, als ich an seiner viel größeren Gestalt emporblickte, und spürte, wie ich bleich wurde. »Dann dürftest du auch nichts dagegen haben, mich gar nicht erst anzufassen. Ich sehe jetzt nach, ob Fische in den Gezeitentümpeln zurückgeblieben sind.« Ich wandte ihm den Rücken zu und ging davon, schneller, als mein schmerzendes rechtes Bein verkraften konnte.
    Mein Herz begann zu rasen, als ich hörte, dass er mir folgte.
    »Prinzessin …«
    »Ich heiße Tess«, sagte ich. Eine Hand fiel auf meine linke Schulter, und ich wirbelte herum. Ich schlug nach seinem Gesicht, doch er fing meine Hand locker ab.
    »Lass mich doch nur einmal danach sehen«, beharrte er und hielt mein linkes Handgelenk eisern fest. Verdammt, er sieht beinahe so aus, als verkneife er sich ein Lächeln. »Ich will wissen, wie lange es noch dauert, bis wir das Festland erreichen und dieses Pferd aus deinem Traum finden.«
    »Nein …«, erwiderte ich verängstigt. Er war ein Meisterspieler. Ich ein Lehrling. Warum zwang er mich dazu, mich gegen ihn zu verteidigen?
    Plötzlich rauschte mir das Blut in den Adern, als er die Lippen zusammenpresste und mich an sich zog. Ich taumelte, als das Gift von dem Biss mitgerissen wurde, durch meine Angst aus dem Gewebe geschwemmt. Mir wurde grau vor Augen, und ich fiel auf die Knie. Jeck folgte mir hinunter und stützte mich ab.
    »Lass mich doch danach sehen«, wiederholte er grimmig und streckte die Hand aus.
    »Jeck?«, fragte ich, denn ich konnte nicht mehr klar sehen. Ein unerwartetes Gefühl der Entfremdung vibrierte durch meinen Körper. Ich fühlte mich wie eine gezupfte Saite, Anspannung ließ meine Knochen klingen und meine Hände kribbeln. »Jeck?«, rief ich wieder, lauter diesmal, ein Hilferuf.
    Irgendetwas geschah mit mir. Panik schnürte mir das Herz zusammen und zwang es, noch schneller zu schlagen. Eine Blase purer Kraft erglühte in meinem Bauch, heiß und zornig, die danach verlangte, benutzt zu werden. Jeck hielt mich am Oberarm fest, und seine Finger nestelten am Knoten des Verbandes unter meinem Unterkleid herum.
    »Jeck, lass los«, keuchte ich leise, denn ich fürchtete, wenn ich die Stimme hob, würde die Blase platzen. Aber meine Furcht wand sich darunter und schob die Blase hoch, der Oberfläche entgegen. »Jeck, lass los!«, sagte ich lauter, und der Zorn wirbelte hoch und kroch immer weiter empor. Schon sandte er rote Ausläufer in meinen Kopf und drückte zu.
    »Jeck!«, schrie ich, denn obwohl ich seinen Griff nicht mehr spüren konnte, wusste ich, dass er noch da war, weil der Zorn sich weiter in mir aufbaute. »Jeck! Lass – los !«
    Das letzte Wort war ein Brüllen, das die Blase aus Zorn in mir zum Platzen brachte. Wut rollte wie eine Woge durch mich hindurch und riss meinen freien Willen mit sich fort. Der Zorn brannte sich seinen Weg aus meinem Inneren nach draußen. Ich konnte ihn nicht beherrschen. Er beherrschte mich.
    Als stünde ich neben mir, beobachtete ich, wie ich die Hände nach Jeck ausstreckte, der mich an den Schultern festhielt. Ich packte seine Unterarme. Seine schwarzen Augen weiteten sich, als sich meine Finger um seine muskulösen Arme legten. »Gott steh mir bei«, flüsterte er, als könnte er sehen, was als Nächstes kommen würde.
    Und dann traf ihn mein Zorn.
    Weißglühend und hungrig ergoss er sich aus mir. Die Angst, der Schmerz, die Frustration, die ich in mir zurückgehalten hatte, schossen in

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