Die gesandte der Köingin Tess 2
methodische und gelassene Art, Dinge anzugehen, die dennoch rasch zu einem positiven Ergebnis führte. Er schien sich beinahe wohl in seiner Haut zu fühlen. Er brauchte niemanden, der ihm sagte, dass er seine Sache gut machte, oder ihn ermunterte. Es war ihm gleich, was ich dachte; dieses Gefühl war mir fremd, und ich fand es ärgerlich und fesselnd zugleich.
Schweiß glänzte in der untergehenden Sonne auf seinen breiten Schultern, als er einen hohen Balken zu einer Art Flaschenzug schleifte, die er an einem geneigten Baum installiert hatte. Darunter lag sein zusammengeschustertes Floß. Ich konnte seine Erschöpfung spüren wie einen Schatten, als ich neben ihm stehen blieb, und fand den Geruch seines Schweißes nicht ganz unangenehm. Ohne mich zur Kenntnis zu nehmen, wickelte er das Seil des Flaschenzugs um die Spitze des Balkens und verknotete es. »Hier«, sagte er und reichte mir das andere Seilende.
Das raue Seil kratzte unter meinen Fingern. Ich spähte zu dem Flaschenzug hinauf, den er eigens konstruiert hatte, damit er den Balken aufrichten und einbauen konnte. Ich seufzte. Das Ding sah schwer aus, aber der Flaschenzug würde uns die Arbeit erleichtern.
Jeck warf mir einen fragenden Blick zu und wischte sich mit der Hand die Stirn. »Schaffst du das?«
Ich verzog das Gesicht und griff fester zu, obwohl meine rechte Hand so gut wie nutzlos war. Ich zog an, und mit einem Rasseln glitt das Seil durch die Rollen und spannte sich. Ich packte es mit noch mehr Kraft und zog erneut daran. Das Ende des improvisierten Mastes hob sich. Jeck bugsierte das untere Ende dahin, wo er es haben wollte – es würde durch das Loch fallen, das er im Floßdeck gelassen hatte, wenn ich es schaffte, den Balken hoch genug anzuheben.
Meine Schulter begann zu schmerzen, und ich drehte mich um und stemmte den Rücken gegen das Seil. Ich lehnte mich mit meinem ganzen Gewicht hinein, um den Mast höher zu heben. Das Salz an dem Seil brannte an meinen Handflächen, doch das Ende hob sich ein paar weitere Handbreit. Mein Herz begann heftig zu pochen, und ich bemühte mich nach Kräften, doch mein Körper rebellierte.
»Ich helfe dir.« Jeck zog kräftig an dem Seil. Es flitzte durch die Rollen, und ich taumelte rückwärts. Der Mast hing nun in einem seltsamen Winkel über dem Floß, das untere Ende direkt über dem Loch. »Hast du es?«, fragte er und musterte mich, während er das Seil so mühelos gespannt hielt, als wäre es eine Drachenschnur.
Ich schlang mir das Seil um den Rücken und lehnte mich wieder mit meinem ganzen Gewicht hinein. Auch nach meinem Nicken wartete er noch einen Augenblick ab, um sicher zu sein, dann ließ er langsam los. Das Seil spannte sich, und ich stemmte mich mit den Füßen gegen das Gewicht.
Jeck wandte sich dem Mast zu. »Gut. Lass ihn langsam herunter, bis ich Halt sage.«
Ich rutschte mit den Füßen Stückchen für Stückchen im heißen Sand vorwärts, und der Mast sank an seinen Platz herab.
»So halten«, sagte er leise. Dann schoss er mit Hammer und Nägeln vor und klemmte Holzkeile zwischen den improvisierten Mast und die Ränder des Lochs.
Ich kniff die Augen zusammen und sah zu, wie die Sonne auf seinen nackten Schultern spielte, während er mit schnellen, präzisen Bewegungen den Hammer schwang. Schweiß rann zwischen seinen Schulterblättern hinab und über die Narben der Peitschenhiebe, die er erhalten hatte, als ich im vergangenen Frühling unter seiner Bewachung entkommen war. Sie waren inzwischen weiß und gut verheilt. Ich fragte mich, zu welchem Teil das an der Salbe liegen mochte, die ich damals aufgetragen hatte, und zu welchem Teil an der Magie, mit der ich ihn dabei spontan zu heilen versucht hatte. Dieses seltsame, warme Kribbeln hatte ich nie wieder gespürt, selbst dann nicht, als ich mit aller Kraft versucht hatte, es herbeizuführen. Das war etwas, das Kavenlow mir nicht beibringen konnte, und Jeck wollte es nur unter der Bedingung tun, dass ich seine Schülerin wurde.
Aber das kam nicht in Frage. Kavenlow verdankte ich mein Leben; Jeck hatte es nur gerettet.
»Beinahe …«, brummte Jeck, ließ den Hammer fallen und griff nach einem der Seile, die er zuvor um die Mastspitze gebunden hatte. Sie verliefen zum Deck des Floßes und ruhten dort in Rinnen, die er sorgfältig ins Holz gehauen hatte. Ich musste das Gewicht verlagern, während er die Seile spannte und in gleichmäßigen Abständen an beiden Längsseiten des Floßes verknotete. Die simplen Stage sahen
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