Die gesandte der Köingin Tess 2
mich an die Oberfläche, hustete und spuckte und hatte meine liebe Mühe, mich oben zu halten, weil mein zerfetztes Kleid mich nach unten zog. Jeck klatschte neben mir ins Wasser, und die Wellen, die er dabei machte, schwappten mir ins Gesicht. Ich prustete. »Was jetzt?«, rief ich, sobald er aufgetaucht war und ihm das Wasser aus dem Bart rann.
Er schüttelte den Kopf, so dass ein schimmernder Schleier von Wassertröpfchen durch die Luft flog. Er warf einen Blick auf das Schiff, dann zu der nahen Insel hinüber. »Halt dich an irgendetwas fest und schwimm ans Ufer«, sagte er.
»Halt dich an etwas fest und schwimm ans Ufer«, brummte ich. »Warum bin ich nur nicht darauf gekommen?«
»Und, Prinzessin?«, fuhr er fort, während er das eingewickelte Segel an eine leere, auf dem Wasser schaukelnde Kiste band. »Dring nie wieder in meinen Kopf ein. Niemals. Ansonsten, das schwöre ich dir, werde ich dich eigenhändig umbringen.«
»Keine Sorge«, flüsterte ich und dachte an das geistlose Wüten, das mich erfüllt hatte – das Echo von Jecks mörderischem Rausch. »Ganz gewiss nicht.«
14
Komm und zieh an diesem Seil«, sagte Jeck, und ich blickte auf. Seine Stimme war leise und klang gedankenverloren. Wenn auch nur der Hauch eines Befehls darin gelegen hätte, hätte ich mich nicht gerührt. So jedoch legte ich meine Näharbeit in den Sand und stand auf. Sogleich glitt mein Blick über die Brandung hinaus zu den Überresten meines Schiffes, und meine Schultern sanken herab. Ich hatte ja versucht, den quälend langsamen Tod der Strandläufer nicht mit anzusehen, aber es fiel mir schwer.
Das Feuer war beinahe aus, denn die Flut hatte alle außer den stärksten Flammen gelöscht. Nun war Ebbe, und das schwindende Wasser hatte den kahlen, schwarzen Umriss eines zerbrochenen Schiffes und etwas schlaffes Segeltuch hinterlassen. Der Qualm war zu einem dünnen Rauchfähnchen geworden, und von der Takelage und einem halb verkohlten Segel rieselte Asche herab, während das Schiff auf der Seite lag und vor sich hin schwelte. Was wir hatten retten können, lag oberhalb der Flutlinie auf dem Strand in der Sonne. Jeck war hinausgeschwommen, nachdem die größten Flammen erloschen waren, und hatte Seile, Kisten und ein zweites Wasserfass mitgebracht, das leider undicht war.
Ich ging sehr langsam auf Jeck zu, was teils am Sand lag, vor allem aber an meinem Bein, durch das brennender Schmerz pulsierte. Das kalte Wasser hatte mir ein wenig Erleichterung verschafft, doch nachdem ich so lange im schwankenden Schatten der Palmwedel gesessen hatte, waren meine Muskeln steif geworden.
Jeck hatte das gerettete Segel als Schutzdach zwischen den Bäumen aufgespannt. Darunter baute er ein Floß aus einem Haufen von Planken, Seilen, Kisten, leeren Bierfässern und anderen Dingen, von denen er meinte, er könnte sie gebrauchen. Ich betrachtete stirnrunzelnd die an einen Baum gelehnte Tür, die er als Teil des Decks vorgesehen hatte, denn ich erkannte sie aus meinem Gift-Traum. Ich wusste, worauf dies hier hinauslaufen würde, aber ihm würde ich das gewiss nicht sagen.
Jeck war nackt bis zur Taille. Seinen ruinierten Uniformrock, die schwarzseidene Schärpe und das blutbefleckte, zerrissene weiße Leinenhemd hatte er sorgfältig im Schatten aufgehängt. Seine Hosenbeine waren säuberlich auf genau die gleiche Höhe umgeschlagen. Auf der schwarzen Wolle seiner Uniformjacke hatte trocknendes Salz hässliche, verschmierte weiße Flecken hinterlassen, die er nicht mehr ausbürsten konnte. Er tat mir beinahe leid, denn er legte offensichtlich viel Wert auf seine Erscheinung.
Seine nackten Füße, die im Sand ruhten, waren groß, hässlich und bleich, und er war rot geworden, als er mich dabei ertappt hatte, wie ich sie betrachtete. Die tiefe Schnittwunde, die er erlitten hatte, als ich ihn abgelenkt hatte, war rot und sah entzündet aus, und er verzog vor Schmerz das Gesicht, wenn er glaubte, ich würde es nicht bemerken. Seewasser hat die kleineren Schnitte und Schürfwunden gereinigt, und sie waren schon fast zwischen den vielen alten Narben seines Berufs verschwunden.
Der Mann war erschöpft, schaffte es aber immer noch, gut auszusehen. Es war nicht so sehr sein Äußeres, obwohl ich hätte blind sein müssen, um nicht zu bemerken, wie sich seine Muskeln unter der von der Sonne tief gebräunten Haut bewegten oder dass an seinem Körper kein bisschen überflüssiges Fett zu sehen war. Nein, es war sein Selbstvertrauen, seine
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