Die Geschichte der Deutschen
gute Zeit gewesen.
Friedrich I. ist von imposanter Gestalt. Sein vielfacher persönlicher Auftritt bei den Turnierkämpfen seiner Ritter löst Bewunderung aus und macht ihn populär. Er zeigt sich dem Volk als gläubiger Diener Gottes. Schließlich bleibt auch sein ungewöhnlicher Tod unvergessen: Auf dem Weg nach Jerusalem ertrinkt der Kaiser beim Baden in Kleinasien.
Als der erste Stauferkönig Konrad III. 1152 stirbt, fällt die Wahl der Kurfürsten etwas überraschend auf dessen Neffen Friedrich. Unter Umgehung der eigenen Söhne hat ihn der sterbende König selbst den Wahlmännern empfohlen. Erleichtert wird ihnen ihre Entscheidung, weil Friedrich sowohl aus dem Hause Staufen stammt, als auch durch seine Mutter ein Abkömmling der mächtigen Welfen ist. Diese besitzen die Herzogswürde in Bayern und herrschen bald auch in Sachsen. Es scheint fast so, als ob kein deutscher König in dieser Zeit ohne die Zustimmung der Welfen regieren kann. Zu den härtesten innenpolitischen Auseinandersetzungen, die Friedrich I. zu überstehen hat, gehört denn auch der Machtkampf mit dem Welfen Heinrich der Löwe. Der Kaiser wird seinen Widersacher schließlich in die Schranken weisen und entmachten.
Außenpolitisch verschärft sich unter Barbarossa der Streit mit den Päpsten und den italienischen Städten. Zu den großen Leistungen dieses Herrschers zählt es, dass er das Kaisertum ein Stück vom Einfluss der Kirche befreien kann. Er stärkt die Königsrechte in der Reichskirche und findet in den deutschen Bischöfen wichtige Unterstützer seiner Politik. Seine Ämter, so erklärt Friedrich I., seien ihm allein durch Gott verliehen. Dies ist natürlich ein Affront gegenüber dem Anspruch der Päpste, Vermittler zwischen Gott und Kaiser zu sein. Durch seine zweite Ehe mit Beatrix von Burgund erringt Friedrich I. die burgundische Königskrone. Er herrscht nun über Deutschland, Italien und Burgund. Am Ende seines Lebens ist der deutsche Stauferkaiser der unumstrittene Führer der abendländischen Christenheit.
|58| Unter seinem Enkel Friedrich II. erlebt das Stauferreich seinen letzten Höhepunkt. Dieser Friedrich, der in Italien geboren wird, von Sizilien aus sein Reich regiert und nur wenige Male in Deutschland weilt, muss sich allerdings bereits mit Gegenkönigen und einem wieder gestärkten Papsttum auseinander setzen. Papst Gregor IX. verdammt ihn als Antichristen, Ketzer und Freigeist. In der Tat, Friedrich II. ist ein unabhängig denkender, von der antiken und der arabischen Philosophie tief beeindruckter Herrscher. Er schreibt ein Buch über die Falkenjagd und verfasst Gedichte. Ein ungewöhnlicher, geistvoller Mann, voller Kunstsinn und vom heiteren Klima des Südens geprägt. Als er stirbt, jubelt Papst Innozenz IV.: »O festlicher Tag, feierlicher Erinnerung würdig! O Tag der Freude und ungeheurer Fröhlichkeit! O willkommener Tod, erwünschter Tod!«
Das Ende der Staufer ist tragisch. Die Päpste bekämpfen Friedrichs Söhne. Konrad und Manfred sterben früh und glücklos. Der Enkel Konradin, gerade mündig geworden, bringt ein großes Heer zusammen, um gegen Karl von Anjou zu bestehen, mit dem sich der Papst verbündet und den er mit Sizilien, einem Besitz der Staufer, beleiht. Die entscheidende Schlacht geht für Konradin verloren. Er flieht nach Sizilien und gerät dort in Gefangenschaft. Am 29. Oktober 1268 wird er als Majestätsverbrecher auf dem Marktplatz in Neapel mit dem Schwert hingerichtet.
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|59| Auf dem Weg in die Neuzeit
Die 250 Jahre, die zwischen dem Ende der Staufer-Dynastie und der Regierung von Kaiser Maximilian I., einem Habsburger, liegen, haben in der Geschichtsschreibung keinen allzu guten Ruf. Es sind die Jahrhunderte der politischen Wirren und der wachsenden wirtschaftlichen Nöte. Mit dem Ende der Staufer erlebt Deutschland zunächst die zwei Jahrzehnte des so genannten Interregnums, einer politischen Zwischenzeit voller Unruhe und Umbrüche. Gegenkönige bekämpfen sich und die Zentralgewalt im Reich wird gefährlich geschwächt. Friedrich Schiller, der große Dramatiker und kenntnisreiche Historiker, wird später von der »schrecklichen, kaiserlosen Zeit« sprechen. 1273 beginnt dann eine neue Epoche: Mit Rudolf I. trägt erstmals ein Habsburger die deutsche Königskrone. Aber das Reich bleibt weiterhin durch die permanenten inneren Auseinandersetzungen gefährdet.
Im letzten Jahrhundert des Mittelalters drohen zudem von außen neue Stürme. In Böhmen und
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