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Die Geschichte der Deutschen

Die Geschichte der Deutschen

Titel: Die Geschichte der Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm von Sternburg
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der Kronprinz wird in strenger Haft gehalten. Friedrich bricht zusammen und gibt äußerlich jeden Widerstand gegen die väterlichen Anordnungen auf. Nach Küstrin beordert, wo er auf ausdrücklichen königlich-väterlichen Befehl keine französischen Bücher lesen und keine Musik spielen darf, hat er sich dem Studium von Militär und Verwaltung zu widmen. Er akzeptiert auch die vom Vater geforderte Heirat mit der ungeliebten Elisabeth Christine von Braunschweig.
    |107| 1740 hat die schlimme Zeit ein Ende. Friedrich wird König. Kurz darauf stirbt in Wien Kaiser Karl VI. Seine Nachfolge soll die Tochter Maria Theresia antreten. Ein umstrittenes Unterfangen, denn die Thronfolge ist ursprünglich nur einem männlichen Erben vorbehalten. Der preußische König nutzt die Schwierigkeiten der jungen Habsburgerin kalt aus und marschiert in Schlesien ein. Für den Raubzug steht ihm das vom Vater aufgebaute und bestens ausgebildete Heer zur Verfügung. An seine Seite treten Frankreich und Bayern. Es kommt zu den beiden Schlesischen Kriegen, denen dann 1756 der Siebenjährige Krieg folgt. Friedrichs Kriegspolitik entwickelt sich schließlich zu einem militärischen Dauerkonflikt, dessen Beben auch in Nordamerika zu spüren ist. Franzosen und Engländer, die mit und gegen Preußen kämpfen, liefern sich in ihren nordamerikanischen Kolonien zahlreiche Schlachten. In ihren Reihen kämpfen viele Hessen oder Sachsen, die von ihren Landesherren an die Kriegsparteien nach Amerika verkauft worden sind.
    In allen diesen Kriegen steht Preußen übermächtigen und wechselnden Koalitionen gegenüber. Für die gläubige Katholikin Maria Theresia ist der Landräuber in Berlin der Teufel. Den Verlust Schlesiens verschmerzt sie nie. Friedrich nutzt die konfessionellen Spannungen im Reich geschmeidig für seine Interessen aus, stilisiert sich als Gegenspieler der Wiener Hofburg und kann so einen breiten Widerstand der Reichsstände gegen den Kaiser mobilisieren. Militärische Triumphe und bittere Niederlagen begleiten ihn auf seinen Kriegszügen. Die Ortsnamen der Schlachten – Zorndorff, Rossbach, Hochkirch oder Kunersdorf – gehen in die preußischen Geschichtsbücher ein. Der König wird zur Legende und steht für die Nachfahren leider bald für ein Preußen, das es so nie gegeben hat. Auch Adolf Hitler konnte damit noch erfolgreich bei den Deutschen hausieren gehen.
    1763 kommt es zum Frieden von Hubertusburg. Preußen behält Schlesien, und seine Großmachtrolle wird bestätigt. Jetzt kann sich Friedrich der Große dem inneren Aufbau Preußens zuwenden. Alle Anweisungen und Verwaltungsinitiativen gehen vom absolut herrschenden König aus. Die Beamtenschaft hat seine Befehle und Anordnungen strikt auszuführen. Für Eigeninitiativen gibt es in Preußen weder in der Verwaltung noch beim Militär viel Raum. Der Adel stellt die Offiziere und die höheren Verwaltungsbeamten, um Handel und Gewerbe haben sich die Bürger zu kümmern. Die bevölkerungsarme Region Ostpreußen – Westpreußen gehört zu Polen – wird besiedelt, Sumpflandschaften ausgetrocknet, Seiden- und Textilmanufakturen auf königlichen Befehl gegründet. Friedrichs Bewunderer preisen diese Taten überschwänglich. Das ist nicht ganz falsch, aber solche Entwicklungen liegen völlig im Trend der Zeit.
    |108| Der König ist rastlos tätig. In den letzten Lebensjahrzehnten wird es trotzdem immer einsamer um den »Alten Fritz«. Frauen spielen in seinem Leben seit jeher keine Rolle. Die Ehefrau wird von ihm unmittelbar nach seiner Thronbesteigung aus seiner engeren Umgebung verbannt. Er ist kinderlos, und Freunde hat ein Herrscher wie er nur ganz wenige. Wie seinem Bruder Heinrich sind auch Friedrich II. homoerotische Neigungen nicht fremd. Menschenverachtung gegenüber seiner Umwelt bestimmt die Haltung dieses Königs. Über seine hämischen Witze können die, die er damit treffen und demütigen will, nur schwer lachen. Er spricht und schreibt französisch. Für die deutsche Kultur und Sprache hat der König nur Spott und Hohn übrig. Zeitweise lebt der berühmte französische Aufklärer Voltaire an seinem Hof, bis Friedrich ihn glaubt in die Schranken weisen zu müssen und verjagt. Am Ende, von körperlichen Schmerzen geplagt, sitzt er mit seinen Windhunden auf der Terrasse seines Potsdamer Schlosses Sanssouci und wartet auf den Tod.
    Für viele Generationen ist Friedrich und das von ihm geprägte Preußen zum Vorbild geworden. Seine mit Gewalt durchgesetzten Eroberungen

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