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Die Geschichte der Deutschen

Die Geschichte der Deutschen

Titel: Die Geschichte der Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm von Sternburg
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in Deutschland hängt fast alles vom Votum der beiden Führungsmächte Österreich und Preußen ab. Der Deutsche Bund ist die Klammer, die die Territorialstaaten zusammenhält. Er soll dazu dienen, die unterschiedlichen Machtinteressen seiner Mitglieder durch einen friedlichen Ausgleich miteinander zu versöhnen. De facto jedoch ist er für die österreichische Politik vor allem ein nützliches Instrument, um Wiens Vormachtstellung zu sichern.

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|124| Politische Friedhofsruhe
    Die Hoffnung auf Demokratie und Gleichberechtigung, die sich nach der Französischen Revolution auch in deutschen Landen geregt hat, ist trotz des neuen Deutschen Bundes schnell dahin. Die Bürger, die im Kampf gegen Napoleon für den Adel den Kopf hingehalten haben, sind wütend – und keineswegs bereit, die Festschreibung der alten Ordnung einfach hinzunehmen. Am 23. März 1819 betritt der 24-jährige Theologiestudent Karl Ludwig Sand die Mannheimer Wohnung des Schriftstellers und Publizisten August von Kotzebue. Wenige Minuten später sticht der sich mit falschem Namen vorstellende Eindringling das völlig überraschte und wehrlose Opfer mit dem Ruf »Hier, du Verräter des Vaterlandes!« nieder. Kotzebue stirbt an seinen Verletzungen. Sand wird vor Gericht gestellt, verurteilt und dem Henker übergeben.
    Was hat Kotzebue getan? Der populäre Dramatiker ist kein Freund von patriotischer Romantik. Er hält nichts davon, die bestehenden Verhältnisse zu ändern und verspottet in seinem Literarischen Wochenblatt laut die Träume der Demokraten und Liberalen. Das ist zu viel in dieser angespannten Situation. Sand ist ein patriotischer Burschenschafter, der wie viele seiner Kommilitonen über die politischen Entwicklungen Deutschlands tief enttäuscht ist. Die gebrochenen Verfassungsversprechen der Fürsten und die nicht zuletzt durch Metternichs Politik verhinderte nationale Einigung Deutschlands radikalisieren die Studenten. Schon auf dem Wartburgfest, wo sich 1817 am vierten Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig Studenten der evangelischen Universitäten versammeln, werden vaterländische Reden gehalten und unter lauten Verdammungsrufen Symbole des Absolutismus wie der Prachtzopf oder der österreichische Korporalstock ins Feuer geworfen, auch Bücher unliebsamer und aus der Sicht der Burschenschafter unpatriotischer Autoren. Sand ist beim Wartburg-Spektakel dabei. Unter den verbrannten Büchern sind Kotzebues Spott-Schriften. Die kosten ihn das Leben.
    Doch Sands Tat erzeugt Gegengewalt. Metternich nämlich wartet nur auf eine Chance, um mit den unruhigen Studenten und liberalen Schriftstellern und Journalisten abrechnen zu können. Der Kanzler ist Kurgast im böhmischen Karlsbad, als ihn die Nachricht vom Mord an Kotzebue erreicht. Er trifft sich mit König Friedrich Wilhelm III., und beide entwerfen die berüchtigten Karlsbader Beschlüsse, die der Frankfurter Bundestag absegnet. Die Burschenschaften werden verboten, die Universitäten unterliegen der staatlichen Überwachung, alle Schriften unter »20 Bogen«, das sind 320 Druckseiten, unterliegen fortan der |125| Zensur. Es beginnt eine allgemeine »Demagogenverfolgung«. Was nichts anderes bedeutet, als die häufig langjährige Inhaftierung vieler Untertanen, deren einziges Vergehen es ist, sich gegen die Politik der Fürsten oder für eine Veränderung des Regierungssystems eingesetzt zu haben. Dunkle Zeiten, die auch von wirtschaftlichen Krisen begleitet werden, brechen an. Überall schleichen Polizeispitzel durch die Menge, um Verbotenes zu erlauschen und diejenigen zu denunzieren, die sich nicht einschüchtern lassen und weiterhin offen ihre Meinung sagen. Die Zensurbehörden greifen ein, streichen verdächtige Textstellen oder verbieten die Aufführung von angeblich aufrührerischen Theaterstücken. Wer sich widersetzt, wandert ins Gefängnis oder flüchtet ins Exil nach England, Paris oder in die Schweiz. Von politischer Friedhofsruhe sprechen spätere Generationen.
    Die scheinbare Gemütlichkeit des Biedermeier, wie diese Zeit zwischen dem Wiener Kongress von 1815 und der Revolution von 1848 später genannt wird, täuscht. Was da so treuherzig, scheinbar naiv und voller Landschaftsromantik auf den Bildern von Caspar David Friedrich oder Carl Spitzweg dem Beschauer farbenfroh entgegenleuchtet, ist vielfach ironische und aufmüpfige Reaktion auf eine Zeit, in der der Spießbürger sich resignierend von der Politik ab- und dem Privaten zuwendet.
    Es geht

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