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Die Geschichte der Deutschen

Die Geschichte der Deutschen

Titel: Die Geschichte der Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm von Sternburg
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als diese Entwicklung. Von dieser Niederlage wird sich das Parlament nie mehr erholen.
    Vor allem in Wien und Berlin sinnt man schon lange vor der Verabschiedung der neuen Verfassung auf Gegenrevolution. Die Radikalisierung, die immer zur Gewalt führt, spielt den konservativen Kräften in die Hände. Im April 1848 erheben sich die Südbadener. In Wien brechen neue Unruhen aus. In Prag proben die Tschechen den Aufstand. Im September kommt es in Frankfurt zu einem Volksaufstand. Die Abgeordneten Fürst Lichnowsky und Hans von Auerswald werden vom Mob ermordet. Die Autorität der Paulskirchen-Versammlung ist erschüttert |139| : In der Schleswig-Holstein-Frage kann sie sich nicht gegen die Staatsregierungen durchsetzen, und den Gewalttaten der radikalen Linken steht sie ebenfalls hilflos gegenüber.
    Die Wende wird in Wien eingeleitet. Nach achttägigen heftigen Kämpfen nehmen kaiserliche Truppen die Stadt ein. Die Armee greift brutal durch. Der linke Paulskirchen-Abgeordnete Robert Blum, der sich in Wien aufhält, wird standrechtlich erschossen. In Berlin rücken die Truppen des General Wrangel ein, der König befiehlt die Auflösung der preußischen Nationalversammlung.
    Das Ende ist bitter. Die Nationalversammlung muss nach Stuttgart ausweichen, und das dort tagende Rumpfparlament, nur 100 Abgeordnete haben durchgehalten, wird von württembergischen Soldaten auseinander gejagt. In der linksrheinischen Pfalz, in Baden, Dresden und an anderen Orten wird weiter für die Demokratie gekämpft. Vergebens: Die Könige und ihre Helfer unterdrücken alle Aufstände. Die deutsche Freiheit ist nach nur 15 Monaten eines gewaltsamen Todes gestorben.
    Karl Marx (1818–1883)
    Im Jahr 1847 gründet sich ein Verein, der den Namen »Bund der Gerechten« trägt. Hauptinitiatoren sind ein Rechtsanwaltssohn aus Trier und der Sohn eines Wuppertaler Textilunternehmers. Ein Jahr später veröffentlichen sie das Kommunistische Manifest, das mit dem Aufruf endet: »Proletarier aller Länder vereinigt euch!« Es ist der Beginn einer Bewegung, die 100 Jahre später einen bedeutenden Teil der Welt beherrscht. Karl Marx und Friedrich Engels sind die Urväter des Kommunismus. Kein politisch-philosophischer Theoretiker des 19. Jahrhunderts hat eine solche Wirkungsgeschichte erlebt wie Karl Marx. In seinem Namen erobern die Bolschewisten im Winter 1917 Petersburg und dann Russland. Der Marxismus wird zur absoluten Wahrheit in allen Ländern Osteuropas erhoben, als Stalin einen Eisernen Vorhang quer durch Europa zieht. Im Deutschland der Weimarer Republik, in Frankreich oder in Italien entstehen Kommunistische Parteien, die in freien Wahlen einen großen Zulauf erhalten. Zahlreiche Staaten Afrikas und Asiens sind nach ihrer Befreiung vom Kolonialismus fest davon überzeugt, nur ein kommunistisches Wirtschafts und Sozialsystem könne ihre Völker aus Not und Armut herausführen. Millionen und Abermillionen Menschen in aller Welt haben geglaubt, der Marxismus werde die Ideale der Französischen Revolution verwirklichen: Freiheit, |140| Gleichheit, Brüderlichkeit. Der Traum endet in Unterdrückung und Elend, in Terror und Blut.
    Karl Marx wird an der Mosel geboren. Beide Eltern stammen aus alten jüdischen Rabbinerfamilien. Die Familie tritt zum Protestantismus über, da der Vater glaubt, damit beruflichen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Sohn Karl studiert Staatswissenschaften, Philosophie und Geschichte in Bonn und Berlin. 1841 macht er seinen Doktor an der Universität Jena. Eine Universitätskarriere jedoch ist ihm wegen seiner politischen Haltung, mit der er nicht hinter dem Berg hält, verschlossen. Also geht er nach Köln, wo er seine Jugendliebe Jenny von Westphalen heiratet und Chefredakteur der linksliberalen Rheinischen Zeitung wird. Gleich in seinen ersten Artikeln kritisiert er die Pressezensur. Das hat Konsequenzen: Schon bald nach seinem Eintritt in die Redaktion wird die Zeitung von den preußischen Behörden verboten und Marx geht nach Paris. Dort macht er unter anderem die Bekanntschaft Heinrich Heines. Und er trifft den Mann, mit dem er in den kommenden Jahren eng zusammenarbeiten wird: Friedrich Engels.
    Intensiv setzt Marx sich mit den Ideen der englischen und französischen Sozialisten auseinander. Seine Veröffentlichungen führen zur Ausweisung durch die französischen Behörden. Die nächste Station heißt nun Brüssel. Im Revolutionsjahr 1848 wird er wegen seiner Tätigkeit im Bund der Kommunisten verhaftet, weshalb er

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