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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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seine Knechte verlassen; so sagt es Melian von Doriath. Sie sind die Finger seiner Hand, und wir werden sie packen und abschlagen, bis er seine Klauen zurückzieht. Nargothrond wird nicht untergehen!«
    »Vielleicht«, entgegnete Finduilas. »Es wird bestehen bleiben, wenn du dies vollbringen kannst. Aber sieh dich vor, Thurin, wenn du in die Schlacht ziehst, damit nicht Nargothrond die Leidtragende ist.«
    Daraufhin suchte Túrin Gwindor auf und sagte zu ihm: »Gwindor, teurer Freund, du fällst zurück in Trübsal; lass das nicht zu! In den Häusern deiner Sippe und in Finduilas’ Licht wirst du wieder gesund werden.«
    Da starrte Gwindor Túrin an, doch er sagte kein Wort, und sein Gesicht war verdüstert.
    »Warum siehst du mich so an?«, fragte Túrin. »In der letzten Zeit haben deine Augen mich oft seltsam angeblickt. Wodurch habe ich dich verletzt? Zugegeben, ich habe deinen Ansichten widersprochen. Aber ein Mann muss so reden, wie er die Dinge sieht, und nicht aus persönlichen Gründen mit der Wahrheit zurückhalten, an die er glaubt. Ich wünschte, wir wären einer Meinung, denn ich stehe tief in deiner Schuld, und ich werde es nicht vergessen.«
    »Wirklich nicht?«, fragte Gwindor. »Dennoch haben deine Taten und deine Ratschläge meine Heimat und mein Volk verändert. Dein Schatten liegt auf ihnen. Warum sollte ich froh sein, der ich alles an dich verloren habe!«
    Aber Túrin verstand diese Worte nicht, sondern glaubte,Gwindor neide ihm seinen Platz im Herzen des Königs und seinen Einfluss auf dessen Entscheidungen.
    Gwindor saß aber in dunklen Gedanken, als Túrin gegangen war, und er verfluchte Morgoth, der seine Feinde so mit Leid verfolgen konnte, wohin sie auch gehen mochten. »Nun«, sagte er, »glaube ich schließlich das Gerücht von Angband, dass Morgoth Húrin und seine ganze Sippe verflucht hat.« Und er ging, Finduilas zu finden, und sprach zu ihr: »Eine Traurigkeit und Zweifel lasten auf dir, und zu oft entbehre ich nun deine Gesellschaft und beginne zu argwöhnen, dass du mich meidest. Da du mir den Grund nicht nennst, muss ich ihn erraten. Tochter aus Finarfins Haus, lass kein Arg zwischen uns sein. Wenn Morgoth auch mein Leben zuschanden gemacht hat, so liebe ich dich doch noch immer. Aber geh du, wohin die Liebe dich leitet; denn ich bin nun ungeeignet, dich zu heiraten, und weder meine Stärke noch mein Rat haben noch irgendwelche Geltung hier.«
    Da weinte Finduilas. »Weine noch nicht!«, sagte Gwindor. »Doch sieh dich vor, dass du am Ende keinen Grund zum Weinen hast. Es ziemt sich nicht, dass sich die Älteren Kinder Ilúvatars mit den Jüngeren vermählen, noch ist es klug; denn sie haben nur eine kurze Lebensspanne und gehen bald dahin und lassen uns verwitwet zurück, solange die Welt besteht. Auch wird das Geschick es nicht zulassen, es sei denn ein- oder zweimal aus einem tiefen Grund des Schicksals, den wir nicht kennen.
    Doch dieser Mensch ist nicht Beren, und sei er auch noch so schön und so tapfer. Ein Schatten liegt auf ihm, ein dunkler Spruch. Lass dich nicht hineinziehen! Und wenn du es dennoch tust, so wird deine Liebe dir zu Bitternis und Todgereichen. Denn höre auf mich! Zwar ist er wahrhaft agarwaen , Sohn von úmarth ; sein richtiger Name aber ist Túrin, Sohn Húrins, den Morgoth in Angband gefangen hält und dessen Sippe er verflucht hat. Zweifle nicht an der Macht von Morgoth Bauglir! Steht sie mir nicht auf den Leib geschrieben?«
    Da stand Finduilas auf, und wahrlich wie eine Königin sah sie aus. »Deine Augen sind getrübt, Gwindor«, sagte sie. »Du siehst oder verstehst nicht, was hier geschehen ist. Muss ich nun zweifach beschämt werden, wenn ich dir die Wahrheit enthülle? Ich habe dich nämlich gern, Gwindor, und ich schäme mich, dass ich dich nicht noch mehr liebe; aber mich hat eine größere Liebe ergriffen, vor der ich nicht fliehen kann. Ich habe sie nicht gesucht, und lange habe ich sie beiseitegedrängt. Doch so wie ich Mitleid mit deinen Wunden habe, so habe auch du Mitleid mit meinen: Túrin liebt mich nicht, und er wird mich nie lieben.«
    »Das sagst du«, antwortete Gwindor, »um die Schuld von ihm zu nehmen, den du liebst. Warum sucht er so oft deine Gesellschaft, sitzt lange bei dir und kommt stets glücklicher zurück?«
    »Weil auch er Trost braucht«, sagte Finduilas, »und seiner Verwandtschaft beraubt ist. Ihr habt beide eure Nöte. Doch was ist mit Finduilas? Schlimm genug, dass ich dir gegenüber bekennen muss, nicht

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