Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.
meisten glauben. Aber wir fanden weder ein Zeichen noch eine Spur von dem, was wir suchten.«
»Warum sucht ihr nach Turgon?«, fragte Orodreth.
»Weil man sagt, dass sein Königreich Morgoth am längsten widerstehen wird«, antwortete Arminas. Diese Worte erschienen Orodreth wie ein böses Zeichen, und er war verärgert.
»Dann vergeudet nicht länger eure Zeit in Nargothrond«,sagte er, »denn hier werdet ihr nichts über Turgon in Erfahrung bringen. Und ich brauche niemanden, der mich darüber aufklärt, dass Nargothrond sich in Gefahr befindet.«
»Seid nicht erzürnt, Herr«, sagte Gelmir, »wenn wir Eure Fragen wahrheitsgemäß beantworten. Und unser Umweg ist nicht unnütz gewesen, denn wir sind weit über das Gebiet hinausgelangt, das Euren Kundschaftern bekannt ist. Wir haben Dor-lómin durchquert und alle Länder unter den Hängen der Ered Wethrin, und wir haben den Sirion-Pass erkundet und die Wege des Feindes ausgespäht. In jenen Gegenden gibt es eine große Anzahl von Orks und bösen Kreaturen, und bei Saurons Insel sammelt sich ein Heer.«
»Das weiß ich«, sagte Túrin. »Eure Neuigkeit ist alt. Hätte die Botschaft Círdans irgendetwas bewirken sollen, hätte sie früher kommen müssen.«
»Ihr solltet die Botschaft wenigstens hören, Herr«, sagte Gelmir zu Orodreth. »Vernehmt denn die Worte des Herrn der Wasser! Also sprach er zu Círdan, dem Schiffbauer: ›Das Böse aus dem Norden hat die Quellen des Sirion besudelt, und meine Macht zieht sich aus den Armen des fließenden Wassers zurück. Doch noch Schlimmeres wird bald hervorkommen. Sage deshalb dem Herrn von Nargothrond: Schließe die Tore der Festung und verlasse sie nicht. Wirf die Steine deines Stolzes in den lärmenden Fluss, damit das kriechende Übel das Tor nicht finde!‹«
Diese Worte erschienen Orodreth rätselhaft, und wie immer wandte er sich um Rat an Túrin. Doch Túrin misstraute den Boten, und er sagte verächtlich: »Was weiß Círdan von den Kriegen derer, die in der Nähe des Feindes wohnen? Soll der Seemann auf seine Schiffe Acht geben! Aber wenn der Herr der Wasser uns wirklich einen Rat gebenwollte, hätte er verständlicher sprechen sollen. Ansonsten wird es einem, der den Krieg kennt, in unserem Fall immer noch besser erscheinen, unsere Kräfte zu sammeln und unseren Feinden tapfer entgegenzutreten, ehe sie uns allzu nahe kommen.«
Darauf verbeugte sich Gelmir vor Orodreth und sagte: »Ich habe gesprochen, wie mir aufgetragen wurde, Herr«, und er wandte sich ab. Arminas jedoch sagte zu Túrin: »Stammst du wirklich aus dem Hause Hador, wie ich habe sagen hören?«
»Hier werde ich Agarwaen genannt, das Schwarze Schwert von Nargothrond«, erwiderte Túrin. »Du hast, wie mir scheint, eine lockere Zunge, Freund Arminas! Es ist gut, dass Turgons Geheimnis dir verborgen geblieben ist, sonst würde man bald in Angband davon wissen. Der Name eines Mannes gehört nur ihm selbst, und sollte Húrins Sohn erfahren, dass du ihn verraten hast, während er unerkannt bleiben wollte, dann soll Morgoth dich packen und dir deine Zunge herausbrennen!«
Da war Arminas über Túrins finsteren Zorn erschrocken, doch Gelmir sagte: »Wir werden ihn nicht verraten, Agarwaen. Sind wir nicht im Ratszimmer hinter verschlossenen Türen, wo man offener sprechen darf? Und Arminas hat danach gefragt, glaube ich, weil allen, die am Meer wohnen, bekannt ist, dass Ulmo dem Hause Hador sehr zugetan ist; und manche sagen, dass Húrin und sein Bruder einst in das Verborgene Reich kamen.«
»Wenn es so gewesen wäre, hätte er zu keinem darüber gesprochen, weder zu Großen noch zu Geringeren, am wenigsten zu seinem Sohn im Kindesalter«, antwortete Túrin. »Deshalb will ich lieber annehmen, dass Arminas mich dasnicht in der Hoffnung gefragt hat, etwas über Turgon zu erfahren. Ich misstraue Boten, die zu neugierig sind.«
»Spare dir dein Misstrauen!«, sagte Arminas im Zorn. »Gelmir hat mich falsch verstanden. Ich habe dich das gefragt, weil ich bezweifelte, was man hier zu glauben scheint; denn wenig ähnelst du der Sippe Hadors, wie immer dein Name auch lauten mag.«
»Und was weißt du von ihr?«, fragte Túrin.
»Ich habe Húrin gesehen«, erwiderte Arminas, »und seine Väter vor ihm. Und in den Einöden Dor-lómins habe ich Tuor getroffen, den Sohn von Huor, Húrins Bruder; und er gleicht seinen Vorvätern. Du hingegen bist nicht wie sie.«
»Das mag sein«, sagte Túrin, »wenn ich auch bis zu diesem Augenblick von Tuor kein
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