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Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Titel: Die Geschichte eines schoenen Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Simon
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sich, dass er einmal ein Kaninchen in der Nähe der Scheune gefunden und auf den Arm genommen hatte, damit das schöne Mädchen es streicheln konnte. Das brachte sie zum Lächeln.
    Pudding benahm sich seltsam. Er klopfte den Pelzmantel ab, als hätte ihn schon jemand an und er müsste prüfen, ob er auch richtig passte. Dann gab er den Mantel an Homan weiter.
    Er fühlte sich gut an mit dem weichen Futter. Das Fell an der Außenseite war sogar noch weicher. Homan hatte noch nie einen Fellmantel getragen, und er kam sich großartig darin vor, auch wenn er zu klein war und er ihn nicht zuknöpfen konnte. Er hielt ihn vor der Brust zusammen.
    Pudding zeigte mit dem Finger zum Ende der Straße.
    Homan folgte seinem Blick. Dort war ein eingezäunter Parkplatz, auf dem graue und orangefarbene Trucks in ordentlichenReihen abgestellt waren. In der Mitte stand ein kleines Häuschen. Der Maschendrahtzaun, der den Platz umgab, war am oberen Rand mit Stacheldraht versehen.
    Homan bedachte Pudding mit einem fragenden Blick, aber der wedelte bloß mit der Hand und drängte ihn vorwärts. Homan spähte zu der Getupften, die noch immer auf der Motorhaube saß und ins Leere starrte. Vielleicht wollten sie ihm klarmachen, dass er gehen konnte, wohin er wollte. Er hätte beinahe vor Erleichterung gelacht. Doch die Getupfte war nett zu ihm gewesen, deshalb klatschte er zum Abschied in die Hände.
    Pudding riss die Arme in die Luft. Seine Nasenflügel blähten sich auf, und er begann zu reden. Die Getupfte senkte den Kopf, bevor sie antwortete. Dann sprang sie von dem Auto und ging auf Homan zu.
    Er verstand nicht, was los war. Pudding stieß mit dem Zeigefinger gegen ihre Brust, und sie wandte sich Homan zu, machte die Geste für »essen« und deutete auf das Gebäude. Jetzt war ihm nicht mehr zum Lachen zumute. Am liebsten hätte er die Flucht ergriffen. Aber er musste an Puddings Messer denken. Wenn er nicht tat, was die Getupfte wollte, was wurde dann aus ihr?
    Sie nahm Homans Arm, und er ließ sich von ihr zu dem Parkplatz und durch das Tor führen. Sie beschleunigte ihre Schritte und spähte über die Schulter zu Pudding. Sie rieb sich den Bauch, um Homan zu verdeutlichen, wie gut das Essen in dem Gebäude schmeckte. Der Parkplatz war nicht gut beleuchtet, und er roch kein Essen. Er spürte, wie sie seinen Arm losließ und sich umdrehte. Im nächsten Moment rannte sie durch das Tor zurück und verschloss es hinter sich.
    Homan warf sich gegen den Zaun. Aber sosehr er ihn auch schüttelte, er gab nicht nach.
    Pudding lehnte am Wagen und zeigte auf das Gebäude.Die Getupfte mied Homans Blick und wischte sich die Wangen mit dem Handrücken ab. Dann ging sie weg.
    Homan konnte nicht fassen, dass er so kurz nach seinem Ausbruch aus der Schule auf einem Platz mit parkenden Trucks und einem Gebäude gefangen war. Ohne Essen. Im Dunkeln.
    Er entdeckte einen kleinen Mann, der neben der Glastür des Gebäudes stand. Der Mann trug eine Weste und eine schmale Brille; er öffnete die Tür und drängte Homan mit einer Handbewegung hereinzukommen. Würde Homan Schwierigkeiten bekommen, wenn er der Aufforderung folgte? Aber was sollte er hier draußen machen? Und der Typ war schmächtiger als der kleinste Wärter im Knast. Wenn es Homan gelungen war, das reißende Wasser hinter dem Damm zu bezwingen, dürfte er mit diesem Kerl spielend fertigwerden. Und vielleicht bekam er ja wirklich etwas zu essen.
    Er betrat einen Raum mit einer Theke und einer Registrierkasse. Ohne das Licht anzuknipsen, wies der Mann auf einen Gang und eine Treppe. Homan ging voraus, froh, dass es ein Fenster auf der Treppe gab, durch das das Licht der Straßenbeleuchtung drang. Im Vorbeigehen warf er einen Blick aus dem Fenster. Zwischen den Trucks und dem Zaun wucherte Unkraut. Aber an einer Stelle war nur Erde.
    Oben angekommen, gelangte er in einen Raum mit einer Couch und einem Tisch. Ein Teller mit einem Hotdog stand auf dem Tisch.
    Er ging darauf zu. Der Mann packte seinen Arm, hielt ihn zurück und funkelte ihn böse an. Homan machte eine bittende Geste. Der Mann sagte etwas, und Homan zuckte mit den Schultern.
    Schließlich hielt ihm der Mann die Hand mit wie Spinnenbeine gekrümmten Fingern hin. Homan verstand, dasser etwas von ihm wollte, aber was? Homan war derjenige, der etwas erwartete.
    Der Mann griff nach seinem neuen Mantel.
    Homan wich zurück. Der Mann musterte ihn aus schmalen Augen, und er trat noch einen Schritt zurück.
    Der Mann machte einen Satz,

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