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Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Titel: Die Geschichte eines schoenen Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Simon
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lehnte sich zurück und inhalierte, so tief er konnte.
    Hmmm , dachte er und hielt die Zigarette fest. Hmmm. Dieses Prickeln. Sam war am nächsten Tag verändert.
    Das fiel Homan auf, als sie Erdbeere und Perlenarmband in einer staubigen Stadt vor einem Haus absetzten. Ein Hund öffnete mit der Schnauze die Fliegengittertür und sprang auf die Mädchen zu, um sie zu begrüßen. Er leckte Erdbeeres Gesicht ab, und Homan überlegte, ob sie eine Weile hierbleiben würden. Sam winkte lustlos, und Homan und Perlenarmband wechselten einen letzten Blick, ehe Sam das Zeichen zum Weiterfahren gab.
    Homan gab Gas und fuhr durch die Stadt zum Highway. Sam starrte vor sich hin. Als ihm Homan Schokolade anbot, schüttelte er den Kopf. Am Straßenrand standen Tramper, doch Sam wollte nicht anhalten.
    Gegen Mittag nahm Sam die Karte auf den Schoß und dirigierte Homan, als hätte er ein bestimmtes Ziel.
    In den nächsten anderthalb Tagen waren sie ständig unterwegs. Erst fuhren sie über lange, gerade Straßen durch eine braune Wüste. Gelegentlich kamen sie durch Ortschaften, die nur aus Wohnwagen bestanden, oder Städte, in denen bunte Lichter leuchteten wie Edelsteine. Vor ein paar Tagen noch hätten sie haltgemacht und sich diese Städte angesehen, aber nun fuhren sie weiter durch dichte Wälder, über Bergstraßen mit weißen, schwarz durchsetzten Felsen. Als sie tief unten neben einer dieser Bergstraßen einen See entdeckten, kam es Homan vor, als hätten sie den Boden der Erde gefunden. Sie machten erst spätabends Rast, um zu schlafen, ansonsten blieben sie auf ihrer Route. Sie hatten eine festgelegte Route. Wenn Homan nur wüsste, welches Ziel Sam anpeilte.
    Aber er wusste, warum sich Sam so verändert hatte. In der Nacht nach der Party hatten sie sich zusammen mit Erdbeere und Perlenarmband in das Zimmer mit dem merkwürdigen Bett zurückgezogen. Erdbeere schlüpfte ins Bett, und Sam wollte das auch, also half Homan ihmaus dem Rollstuhl. Perlenarmband breitete eine Decke auf dem Boden aus, und sie und Homan legten sich mit einigem Abstand voneinander hin. Er hielt sich im Haus eines reichen Mannes auf und war einem Mädchen nahe genug, um den Duft ihrer Haut zu riechen. Irgendwann warf er einen Blick auf das Bett. Erdbeere lag auf der Seite. Sam hatte den Arm auf ihrer Hüfte, und sie bewegte den Kopf, als würden sie sich küssen. Homan drehte sich Perlenarmband zu und spürte, wie ihn Hitze durchströmte. Doch er unternahm nichts. Auch Perlenarmband rührte sich nicht. Er war erleichtert.
    Ein wenig später wachte Homan auf wie jede Nacht, seit er mit Sam zusammen war. Sam konnte sich nicht allein umdrehen, deshalb hatte sich Homan angewöhnt, nach ein paar Stunden Schlaf aufzuwachen und seinen Freund auf die andere Seite zu rollen. Perlenarmband schlief tief und fest, als Homan sich aufsetzte und zum Bett schaute.
    Erdbeere saß mit dem Rücken zu Sam am Fuß des Bettes, warf die Arme hoch und bewegte die Lippen. Ihr Gesicht wirkte traurig oder ärgerlich, und sie drehte sich immer wieder zu Sam um. Erst als sie aufstand, bemerkte Homan, dass sie nur ihre Unterwäsche trug. Sie schnappte sich ihre Klamotten und stürmte aus dem Zimmer.
    Homan erhob sich und ging zum Bett. Sam lag auf der Seite. Gut , dachte Homan, wenigstens liegt er nicht auf dem Rücken. Er umrundete das Bett, um nachzusehen, ob Sam wach war. Ja, seine Augen waren offen. Er starrte ins Leere, und seine Wangen glänzten. Er machte eine Handbewegung, die Homan nichts sagte. Sam versuchte, sein eigenes Gesicht zu berühren, konnte den Ellbogen jedoch nicht genügend abwinkeln, also setzte sich Homan an den Bettrand und wischte ihm die Tränen weg.
    Jetzt überlegte er, wohin Sam sie auf dieser langen Fahrt weg von Erdbeere und Perlenarmband lotste. Nach Norden,so viel konnte er feststellen, und dann, als sie die Straße verließen und auf flaches Land kamen, nach Westen. Homan fuhr und fuhr und bemühte sich, seine Grübeleien nicht in die Zukunft schweifen zu lassen oder zurück zum Morgen, als er zu dem Fenster gegangen war, hinter dem sein Traummädchen saß. Sie kitzelte die kichernde Kleine am Bauch und schenkte dem Fenster keinen einzigen Blick. Er konzentrierte sich auf die Straße, damit Sam seinen eigenen Gedanken nachhängen konnte. Irgendwann sah Homan Flugzeuge, die in einer Formation flogen. Später kamen Häuser und Städte. Homan wünschte, er könnte fragen, wohin die Reise ging, und Sam könnte all seine Gebärden lesen. Und er

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