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Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Titel: Die Geschichte eines schoenen Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Simon
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Martha an, wandte sich rasch ab und flüsterte. »Danke.«
    Sie fuhren in den Oyster River, passierten den Stage Harbor und steuerten auf die Meerenge zu. »Mann!«,staunte Julia. »Es ist schön hier!« Sie zeigte auf etwas, was im Wasser trieb.
    »Das ist eine Boje«, erläuterte Pete.
    Sie richtete den Finger auf den Horizont. »Dort ist ein richtig großes Segelboot.«
    Martha meinte: »Segelboote sind schon was Besonderes, nicht?«
    »Und ich weiß, was das ist.« Julia schaute zu einer langen Landzunge, auf der lauter glänzende schwarze Tiere lagen. »Robben.«
    »Das stimmt«, gab ihr Pete recht.
    »Es sieht aus, als ob sie eine große Party hätten«, plapperte Julia weiter.
    Pete zeigte ihr eine Insel.
    »Und was ist das?«
    »Eine Wetterstation.«
    Julia legte den Arm um Rodney und spielte die Reiseführerin für ihn, indem sie ihm alles zeigte, was sie kannte – Vögel, Fische, andere Schiffe. Nach einer Weile wandte sich Pete an Martha und sagte leise, so dass Julia, die mit dem Hund spielte, sie nicht hören konnte: »Was glaubst du, wie es wird?«
    Martha stutzte. »Was meinst du?«
    »Wenn wir gehen. Wenn wir die Erde verlassen.« Er schluckte schwer. »Was glaubst du?«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll.«
    »Ich auch nicht.«
    Martha erinnerte sich an etwas, was sie einmal gelesen hatte. »Aber mir gefällt die Geschichte von dem Unterschied zwischen Himmel und –«, sie warf einen Blick auf Julia, » – dem anderen Ort.«
    »Erzähl sie mir«, forderte Pete.
    »Ein Mann bittet Gott, ihm den Unterschied zwischen den beiden Orten zu zeigen. Gott führt ihn in einengroßen Saal, wo eine Gruppe von dürren, griesgrämigen Menschen an einem Tisch sitzt, auf dem sich alle nur erdenklichen Leckereien türmen, und Gott sagt: ›Das ist die –‹«, sie formte mit dem Mund das Wort »Hölle«. »Der Mann sieht, dass all die Menschen Metallmanschetten tragen, die verhindern, dass sie die Ellbogen beugen können. Deshalb gelingt es ihnen nicht, die Köstlichkeiten zum Mund zu führen. Dann bringt Gott den Mann in einen anderen Saal und sagt: ›Dies ist der Himmel.‹ Alles sieht aus wie im ersten Raum – Menschen sitzen an einem vollen Tisch, auch sie tragen die Metallmanschetten. Aber sie lachen und sind fröhlich, und der Mann erkennt den Grund. Jeder nimmt etwas zu essen in die Hand, dreht sich dem Nebenmann zu und füttert ihn.«
    Pete schwieg lange, dann befand er: »Eine schöne Geschichte.«
    »Aber eben nur eine Geschichte.«
    »Trotzdem hilft sie. Es hilft mir auch, dich und Julia hier zu haben.«
    Plötzlich rief Julia: »Schaut mal!« Sie zeigte auf einen Landstreifen.
    »Guter Gott«, hauchte Martha.
    »Was ist das, Grammy?«
    »Ein Leuchtturm.«
    Pete ergänzte: »Das ist das Chatham Lighthouse.«
    »Wozu ist der Turm da, Pete?«, fragte Julia.
    »Diese Türme schicken Lichts übers Wasser, damit die Leute auf den Schiffen wissen, wo das Land ist. Dadurch wird verhindert, dass sie auf Grund laufen.«
    »Ich hatte auch mal einen Leuchtturm, Ju-Ju«, erzählte Martha.
    »Wirklich?«
    »Keinen großen. Er war klein, ungefähr so groß wie – « sie überlegte, » – wie einer deiner Zweige. Onkel Landonhat ihn vor langer Zeit für mich gemacht und auf meinen Briefkasten montiert.«
    »Auf den Briefkasten an unserer Einfahrt?«
    »Nein, auf einen anderen. Ich habe früher woanders gewohnt. Als ich wegzog, habe ich den Leuchtturm dort gelassen.«
    »Hat er ausgesehen wie dieser, Grammy?«
    »Nein. Er war einzigartig. Der obere Teil sah aus wie das Gesicht eines Mannes.«
    Pete meinte: »Landon muss viel Fantasie haben.«
    »Die hat er. Er war immer schon sehr kreativ.«
    »Hat er dir den Leuchtturm zum Geburtstag geschenkt, Grammy?«
    »Nein. Zu Weihnachten. Er hat ihn mir geschenkt, weil … ich einsam war. Er befestigte ihn auf dem Briefkasten, und wenn die Post kam, klappte der Briefträger den Turm um. Ich hab den ganzen Tag auf das Quietschen der Scharniere gewartet, und wenn ich es hörte, wusste ich, dass ich Gesellschaft hatte.«
    »In Briefen?«
    »Ja.« Martha betrachtete den Leuchtturm.
    »Lustig.« Julia lachte. »Ein Leuchtturm mit Gesicht.«
    »Es war lustig. Ich musste jeden Tag lächeln, wenn ich ihn sah. Der Leuchtturmmann hat seine Aufgabe erfüllt.«
    »Es muss schön sein, im ganzen Land ehemalige Schüler zu haben«, sagte Pete. »Und so viele von ihnen sind bereit, etwas Nettes für dich zu tun.«
    »Ja, ich habe großes Glück.«
    Sie drehte sich zu Pete, der mit

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