Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geschichte von Liebe und Sex

Titel: Die Geschichte von Liebe und Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz van Dijk
Vom Netzwerk:
12.7.1998).

54
    57
    54
    57
    false
AIDS und Sex im südlichen Afrika
    Weltweit sind über 40 Millionen Menschen mit dem AIDS verursachenden HI-Virus (oder HIV) infiziert, davon allein 29 Millionen im südlichen Afrika. Diese Menschen werden in naher Zukunft sterben, wenn sie keine AIDS-hemmenden Medikamente bekommen, doch diese stehen bislang fast ausschließlich in den reichen Ländern zur Verfügung. Allein im Jahr 2006 starben rund drei Millionen Menschen an AIDS, davon etwa 500 .000 Kinder *
    |55| Die höchsten Infektions- und Sterbeziffern gibt es bislang noch immer im südlichen Afrika, womit alle Länder südlich der Sahara gemeint sind. Jeden Tag sterben hier rund 6 000 Menschen, überwiegend junge, sexuell aktive Leute im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Im Staat Südafrika allein sind es rund 800 Todesopfer pro Tag, das ist mehr, als ob täglich ein vollbesetzter Jumbo-Jet abstürzen würde. Und rund 2 000 meist Jugendliche und junge Erwachsene stecken sich täglich neu an.
    Von wenigen Ausnahmen abgesehen infizieren sich diese Jungen und Mädchen, Frauen und Männer beim ungeschützten Geschlechtsverkehr, das heißt, dass sie beim Sex kein Kondom verwenden. Dadurch werden geringe Mengen von Samen oder Blut, in denen sich das meiste HIV befindet, ausgetauscht. Da die Immunschwächekrankheit AIDS oft erst viele Jahre nach der Infizierung ausbricht und man sich während dieser langen Zeit völlig gesund fühlt (aber gleichzeitig viele andere Menschen infizieren kann), ist es leicht, die Gefahr zu verleugnen.
    Niemand kann einem anderen Menschen ansehen, ob er oder sie HIV-infiziert ist. Da in den meisten Gesellschaften der Welt, so auch im südlichen Afrika, nicht offen über Sexualität gesprochen wird, bestehen auch rund um die Krankheit viele Tabus. Schlimmer noch, Menschen, die im Verdacht stehen, HIV-infiziert oder an AIDS erkrankt zu sein, werden ausgegrenzt, häufig auch diskriminiert oder direkt angegriffen. Gugu Dlamini, eine junge Südafrikanerin, die sich am Welt-AIDS-Tag im Jahr 1998 im Radio dazu bekannt hatte, HIV-positiv zu sein, wurde wenig später von Nachbarn aus ihrem Township in der Nähe von Durban nachts in ihrem kleinen Haus überfallen und zu Tode geprügelt, weil sie angeblich »Schande« über die Armensiedlung gebracht habe.
    Der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki (* 1942) betont, Hauptursache für die hohen Infektionsraten sei vor allem die große Armut in den Ländern südlich der Sahara: Menschen seien weniger gebildet, Ernährung und Hygiene leisteten allen Infektionskrankheiten Vorschub und die medizinische Versorgung sei prinzipiell schlecht. So wahr all diese Feststellungen sind, so problematisch ist gleichzeitig, dass Thabo Mbeki den Zusammenhang zwischen HIV-Infektionen und sexuellem Verhalten leugnet und sogar als rassistische Provokation abwehrt: Schon immer hätten Weiße schwarzen Männern ungezügelte Triebe vorgeworfen, sagt |56| er bitter. Außerdem sei für ihn nicht abschließend bewiesen, dass AIDS wirklich durch HIV verursacht werde. Wie die meisten südafrikanischen Männer lehnt er deshalb auch für sich einen HIV-Test ab, der nach Ansicht von Medizinern bislang eine der wichtigsten Voraussetzungen ist, um verantwortliches sexuelles Verhalten zu praktizieren und so die weitere Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.
    Die südafrikanische Schriftstellerin Sindiwe Magona (* 1943) über die Ursachen von HIV und AIDS
    Sindiwe Magona wächst in einer Armensiedlung in der Nähe Kapstadts auf und arbeitet sich – nachdem sie im Alter von 23 Jahren mit drei kleinen Kindern von ihrem Mann verlassen wurde – über ein Abendstudium hoch, während sie gleichzeitig das Geld für die Familie als Putzfrau bei einer weißen Familie verdient. Nach dem Abschluss ihres Studiums ist sie eine Weile als Lehrerin tätig, bevor sie mit ihren Kindern Südafrika verlässt, um mehr als 20 Jahre lang für die Informationsabteilung der Vereinten Nationen in New York zu arbeiten. In den USA beginnt sie zu schreiben und erhält dort neben anderen Auszeichnungen 1993 einen Ehrendoktor in Literatur. Erst nach ihrer Pensionierung im Jahr 2003 kehrt sie aus den USA nach Südafrika zurück. Sie beschreibt die Ursachen von HIV und AIDS so: **
    »Sicherlich sind unsere Männer nicht alle treu, so wie dies auch nicht die Männer in den meisten anderen Kulturen sind, was immer sie nach außen auch erzählen mögen. So viel Leben ist bisher schon zerstört worden, so oft war ich nun schon auf

Weitere Kostenlose Bücher