Die Geschichte von Liebe und Sex
der Stadt …« Gut, antwortet Gott, wenn du die findest, werde ich die Stadt verschonen. Abraham sucht und sucht, aber nicht mal zehn Gerechte kann er auftreiben. Damit ist das Schicksal der Städte besiegelt. In letzter Minute sendet Gott noch zwei Engel zu Lot, um ihn und seine Familie zu warnen: »Rettet euch! Dreht euch aber nicht um!« Lots Frau kann es nicht lassen, schaut zurück auf die brennende Stadt – und erstarrt zur Salzsäule.
In der langen Geschichte des Juden- und Christentums wird das Schicksal der Bewohner von Sodom und Gomorrha immer wieder als abschreckendes Beispiel zitiert: Als Sodomiter wurden Menschen bezeichnet, die – je nach dem Verständnis der jeweiligen Zeit – »unnatürlichen« Sex betrieben haben. Als »unnatürlich« konnte jede Form von Sex gelten, die nicht der Fortpflanzung diente. Zuweilen wurde darunter auch Selbstbefriedigung oder Sex zwischen Männern verstanden. Heute bezeichnet Sodomie ausschließlich Sex von Menschen mit Tieren. In der Bibel selbst werden die »Laster« nicht genau definiert. Das werden später immer wieder Geistliche der drei Buchreligionen tun.
Das Leben von Abraham ist vor allem von einem Problem überschattet: Er kann mit seiner Frau Sara keine Kinder bekommen. Schließlich schlägt Sara ihrem inzwischen 86-jährigen Mann vor, ein Kind mit der jungen Magd Hagar zu zeugen. Als beide darauf eingehen und Hagar tatsächlich schwanger wird, überfällt Sara doch die Eifersucht: Sie jagt die hochschwangere Frau aus dem Haus. Hagar irrt allein durch die Wüste, bis ihr an einer Oase ein Engel begegnet, der ihr rät zurückzukehren, weil alles gut werden wird. »Und weil dich Gott in deiner Not erhört hat, nenne deinen Sohn Ismael!« Ismael bedeutet: Gott hört! Sie wird tatsächlich |89| wieder in Abrahams Familie aufgenommen und bringt wenig später einen gesunden Jungen zur Welt. Die Anhänger des Islam betrachten sich bis heute als direkte Nachkommen dieses Ismael.
Abraham ist bereits 99 Jahre und seine Sara 90, als ihm Gott erneut erscheint und dieses Mal zusagt, dass sie nun endlich selbst ein Kind bekommen würden, wieder einen Jungen, den sie Isaak nennen sollen. Angesichts des hohen Alters hat Abraham berechtigte Zweifel und bittet Gott darum, in jedem Fall auch Ismael und seine Nachkommen zu einem großen Volk zu machen. Gott sagt dies zu. Als Sara nach der Geburt des eigenen Kindes Hagar und ihren Sohn Ismael zum zweiten Mal verjagt, werden beide in der Wüste von Gott beschützt und Ismael wächst zu einem guten Bogenschützen heran. Er heiratet später eine Ägypterin und sein Halbbruder Isaak eine Israelitin. Als Abraham im wahrlich biblischen Alter von 175 Jahren stirbt, bestatten ihn beide Söhne neben seiner Frau Sara im Familiengrab in Hebron.
Das Leben des Patriarchen Abraham gilt als Vorbild für ein frommes Leben als Jude. An erster Stelle steht der unbedingte Gehorsam gegenüber dem Stammesgott – selbst wenn dieser ein Mal als eine Art Test von Abraham fordert, er solle den so lang ersehnten Sohn Isaak töten, und zum Glück dann nicht auf der Durchführung besteht. Zu diesem frommen Leben gehört auch das Zeugen von Nachkommen. Daher sind Juden bis heute gegen jede Form des Zölibats (des Verbots der Ehe wie auch aller sonstiger sexueller Handlungen, wie es zum Beispiel in der katholischen Kirche für Priester gilt).
Die wichtigsten Gesetze erhalten die Juden ein paar 100 Jahre später in Form der Zehn Gebote, die ihr Anführer Moses (zirka 1300 – 1200 v. Chr.) am Berg Sinai direkt von Gott empfängt. Darin wird neben der Pflicht, die Eltern zu ehren, nicht zu töten und zu stehlen und vor allem den einen Gott anzubeten und niemand sonst, nur eine klare sexuelle Regel im sechsten Gebot ausgesprochen: »Du sollst nicht ehebrechen!«
Es ist mehr als 1 000 Jahre später ein junger Mann, den seine Mutter Mirjam bei der Geburt Joshua (nach Moses’ treuem Diener) nennt, der die Doppelmoral der etablierten jüdischen Gesellschaft ebenso kritisiert wie die römische Besatzungsmacht im Lande: Er solidarisiert sich mit Armen und Ausgegrenzten, darunter auch Huren und Ehebrecherinnen. Außerdem |90| behauptet er von sich, wie es auch andere in jener unruhigen Zeit tun, der von Gott gesandte Erlöser von allen Sünden – der Messias – zu sein.
Mirjam, eine jüdische Jugendliche, die mit dem Zimmermann Josef verlobt ist, wird ihren Sohn auf der Flucht später Jesus nennen und selbst als Maria bekannt werden. Als Jesus zunehmend
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