Die Geschichte von Liebe und Sex
Quellen und Berggipfeln verehrt werden. Der japanische Kaiser stammt direkt von dieser Sonnengöttin ab, und auf der japanischen Flagge ist bis heute das Symbol der Sonne zu sehen.
Entstanden ist der Shintoismus (japanisch: shin – Gott, to – Weg) um 300 – 100 v. Chr. unter einfachen Bauern, Jägern und Fischern. Ab 500 n. Chr. vereinigten sich mehrere Naturreligionen und im Jahr 645 n. Chr. wurde der Shintoismus die offizielle Religion des Kaisers. In den kommenden Jahrhunderten gab es verschiedene Annährungen und Abgrenzungen zum Buddhismus. Um einen eigenen Weg Japans zu sichern und vor allem einen Schutz gegen das Christentum zu errichten, befahl das japanische Kaiserhaus von 1639 – 1854 eine völlige Abschottung der Insel: Gut zehn Generationen von Japanern durften nur mit spezieller Genehmigung die Insel verlassen und Ausländer im Prinzip das Land nicht besuchen oder gar dort leben. Zwar wurden die Schutzmaßnahmen gegen das Christentum ab |83| 1873 offiziell gelockert, aber die Überzeugung blieb, dass die christliche Religion mit japanischem Glauben und Denken unvereinbar ist.
So kennt der Shintoismus zum Beispiel keine Vorstellung von Sünde, schon gar nicht im sexuellen Bereich, da Sexualität und alle ihre Erscheinungen als Ausdruck der zu verehrenden Natur angesehen werden. An vielen Wegen stehen bis heute Steinskulpturen in der Form eines erigierten Penis (Phallus), die den Reisenden beschützen und an alle Freuden erinnern sollen, die dieser bereits erlebt hat oder die noch vor ihm liegen. Auf dem jährlich um den 15. April stattfindenden Jibeta-Matsuri-Fest in Kawasaki wird nach wie vor ein mehrere Meter großer, bunt verzierter Phallus in einer Prozession durch die Stadt getragen, während Familien kleine Phalli als Andenken kaufen und Kinder entsprechend geformte Lutscher erhalten, ohne dass jemand dies anstößig finden würde.
Obgleich sexuelle Praktiken nicht als Sünde betrachtet werden (es gab niemals Strafen gegen sexuelle Minderheiten in Japan), besteht gleichwohl eine feste, traditionelle Moral, die strenge Mauern zwischen privatem und öffentlichem Leben zieht und Frauen benachteiligt. Diese Moral hat viele Ideale aus dem Leben der früheren japanischen Ritter – der Samurai – übernommen: Treue, Mut, Selbstzucht und Opfer für den Kaiser, Herrn oder Vorgesetzten. So wird in Japan niemand verurteilt, der oder die sich homosexuell betätigt. Es wird als Privatsache angesehen und die Gesellschaft erwartet dessen ungeachtet, dass jemand eine Familie gründet und die vorgegebenen Rollen von Mann und Frau erfüllt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde auf Druck der Siegermacht USA der Shintoismus vom damaligen Kaiser Hirohito (1901 – 89) zur Privatreligion erklärt.
Yukio Mishima (1925 – 1970), japanischer Schriftsteller, protestiert gegen die Zerstörung japanischer Traditionen
Bis heute gilt Yukio Mishima als einer der bedeutendsten Autoren Japans. Geboren als Kimitake Hiraoke veröffentlicht er bereits mit 16 sein erstes Buch und erfindet seinen Künstlernamen, der eine Anspielung auf drei Inseln ist, von denen man einen besonders schönen Blick auf den Berg Fujiyama hat. Er ist 25, als sein |84| autobiographischer Roman Geständnis einer Maske erscheint, in dem er offen über seine homosexuellen Fantasien schreibt, die einhergehen mit Sehnsüchten von kraftvollen Männerkörpern, die einander Schmerzen zufügen. Es sind deutliche Anspielungen auf sexuelle Beziehungen zwischen Samurai und jüngeren Soldaten, die für besondere Männlichkeit und gegenseitige Opferbereitschaft standen. Später protestierte er wiederholt gegen die Einschränkung der Rechte des Kaisers und gründete eine politisch umstrittene, rechtsextreme Vereinigung, die hauptsächlich aus jungen Studenten bestand. Am 25. November 1970 – mit 45 Jahren – stürmt er mit vier Mitgliedern seiner Organisation eine Militärkommandantur in Tokio und ruft zum »Putsch für das wahre Japan« auf. Als er keine Zustimmung findet, begeht er rituellen Selbstmord (genannt »Seppuku«, auch negativ als »Harakiri« bekannt), an dem auch sein Geliebter Morito beteiligt ist.
Das moderne Japan erscheint Besuchern aus dem Westen nicht selten als sexuelles Disneyland: In jeder kleineren und größeren Stadt gibt es »Soapland« genannte Badehäuser, oder besser Bordelle, die alle nur vorstellbaren Männerfantasien erfüllen. Der neueste Schrei sind lebensgroße Liebespuppen aus Silikon, die je nach Wünschen der
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