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Die Geschichte von Liebe und Sex

Titel: Die Geschichte von Liebe und Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz van Dijk
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Jahr 1980 erlaubt eine Heirat für Frauen frühestens ab 20, für Männer ab 22 – in manchen Regionen sogar für Frauen nicht vor dem 25. und für Männer nicht vor dem 29. Lebensjahr. Hintergrund ist der Versuch der Regierung, die Bevölkerungsexplosion einzudämmen. Eine Formel für das Kinderkriegen lautet wan – xi – shao (so spät wie möglich, in großen Abständen und wenige). Eltern, die sich an die Vorschrift halten und nur ein oder höchstens zwei Kinder zeugen, können mit Belohnungen oder Beförderungen rechnen, während solche, die es nicht tun, kritisch betrachtet werden. Abtreibung ist in China heute kostenlos und ohne Angabe von Gründen bis kurz vor der Geburt möglich.
    Erotische Literatur, ganz zu schweigen von Pornographie, ist in China verboten. Doch in Zeiten des Internets gelingt es der Regierung immer weniger, dies auch bei jungen Leuten in den Städten durchzusetzen. Die bislang schwerste Niederlage auf dem Weg zur Liberalisierung hat die junge Generation Chinas, damals vor allem Studentinnen und Studenten, bei den 1989 blutig niedergeschlagenen Demonstrationen |81| auf dem »Platz des Himmlischen Friedens« in Beijing erlebt. Die chinesische Regierung unterdrückt politische, religiöse und sexuelle Minderheiten im eigenen Land nach wie vor mit Folter und Todesstrafen. Entgegen internationalem Völkerrecht wird auch das friedliche Nachbarland Tibet seit Jahrzehnten unterdrückt, dessen geistiges Oberhaupt, der Dalai Lama (* 1935), seit 1959 im Exil lebt und für seine konsequent pazifistische Haltung 1989 den Friedensnobelpreis erhielt. Die Olympischen Spiele 2008 in China werden für das Land Anerkennung und Einnahmen, aber auch eine nie da gewesene kritische internationale Öffentlichkeit mit sich bringen.
    Qui Jin (1875 – 1907), chinesische Frauenrechtlerin, spricht sich gegen die Qual der »Lotusblüten-Füße« aus *
    So wie es in Europa eine Zeit lang die Mode des Korsetts gab, mit dem Frauen sich den Magen abschnürten, so wurden in China über Hunderte von Jahren Mädchen die Zehen der Füße so zusammengebunden, dass sie am Ende angeblich der Form der idealisierten Lotusblume entsprachen. Qui Jin wird 1875 als jüngste Tochter einer Beamtenfamilie geboren, in der sie ungemein liberal erzogen wird: Das schmerzhafte Abbinden der Füße bleibt ihr erspart, sie darf sogar lesen, schreiben und reiten lernen.
    Nachdem sie mit 21 Jahren geheiratet und zwei Kinder bekommen hat, setzt sie die einmal erfahrene Freiheit auch in der Ehe durch. Als sie mit ihrem Mann nach Beijing zieht, besucht sie verschiedene, bislang ausschließlich von Männern frequentierte Debattierzirkel und beginnt wenig später eigene Gesprächskreise, zu denen sie ausdrücklich Frauen einlädt. In einer ihrer Reden sagt sie:
    »Warum lassen wir Frauen uns das gefallen, dass wir unser Leben für zwei Füße opfern, deren Knochen zerquetscht sind …? Die Ursache liegt nur bei euch selbst, die ihr euch für wertlose Wesen haltet und die ihr nicht danach trachtet, euch beruflich zu qualifizieren, so dass ihr euren Lebensunterhalt selbst verdienen könnt. Es ist eure Schuld, dass ihr euch immer den Männern anvertraut und |82| eure ganze Energie daran verwendet, ihnen zu schmeicheln und 1 000 neue Wege zu finden, wie ihr euch bei ihnen lieb Kind machen könnt.«
    Kurz darauf schließt sie sich einer Gruppe von Rebellen an, die den Sturz der Regierung planen. Für eine längere Zeit muss sie ihre Familie verlassen und geht nach Japan ins Exil. 1906 kehrt sie nach China zurück und gründet eine Frauenzeitung, gibt aber den Kampf für die Revolution nicht auf. Kurz darauf wird Qui Jin mit anderen Rebellen verhaftet und zum Tode verurteilt. Am 15. Juli 1907 – mit 32 Jahren – wird Qui Jin durch Enthauptung hingerichtet.

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Nach verschiedenen historischen Quellen über und von Qui Jin vom Autor rekonstruiert.

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Japan: Vom Shinto-Glauben zur modernen Geisha
    Obwohl China früher auch ab und zu den kleineren Nachbarn Japan beeinflusste (so wurden ab 400 n. Chr. chinesische Schriftzeichen übernommen), hat sich die japanische Gesellschaft und Kultur doch höchst eigenständig und in eine völlig andere Richtung entwickelt.
    Die vielleicht wichtigste Rolle spielt hierbei der traditionell fest verwurzelte Shinto-Glaube (oder Shintoismus), eine Naturreligion, an deren Spitze die Sonnengöttin Amaterasu steht. Daneben gibt es gut 3 000 weitere Gottheiten, die in Form von natürlichen Erscheinungen wie

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