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Die Geschichte von Liebe und Sex

Titel: Die Geschichte von Liebe und Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz van Dijk
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für Verhütung und Schutz vor Infektionen entscheiden wollen. Gegenwärtig sammeln mehr als die Hälfte aller Jugendlichen in den USA erste sexuelle Erfahrungen vor ihrem 18. Lebensjahr.
    Susan P., 16 Jahre, schwanger, Schülerin im Bundesstaat Vermont (USA), berichtet 2001 ** :
    »Geboren bin ich in eine christliche Familie im Norden von Vermont, in einem Dorf nahe der kanadischen Grenze. Ich habe noch vier jüngere Schwestern und zwei jüngere Brüder. Ich bin also die älteste von sieben Kindern – und oft habe ich das Gefühl, ich bin für alle verantwortlich. So oft sagt meine Mutter: ›Susan, du musst ein Vorbild für die anderen sein!‹ Wie ich das hasse … ich muss doch erst mal lernen, wer ich selbst bin.
    Obwohl Vermont einer der fortschrittlichsten Staaten der USA ist, merkt man bei uns daheim nicht viel davon. Mein Vater arbeitet als Aufseher in einem Holz-Sägewerk, meine Mutter ist Krankenschwester. Früher war sie nur Hausfrau, aber seit ich zwölf bin, hat sie wieder angefangen, in einem Hospital zu arbeiten. Vor jedem Abendessen wird gebetet. Meine Eltern streiten sich nie, aber sie reden leider auch sonst kaum. Nach dem Gebet ist oft nur Schweigen am Tisch. Tim, einer meiner Brüder, ist noch der lebhafteste – aber wenn er mal was Lustiges aus der Schule oder von seinen Freunden auf der Farm erzählt, wird er meist von meinem Vater mit der Ermahnung unterbrochen: ›Nicht beim Essen, Tim!‹ Und dann ist wieder Schweigen.
    |141| Du musst das wissen, weil du dir sonst nicht vorstellen kannst, warum ich mich so hoffnungslos in Bob verliebt habe, damals, vor einem halben Jahr, als er am Ende des Sommers als Erntehelfer auf die Nachbarfarm kam. Er ist schon 18 und erzählte, dass er aus New York City käme. Und er hat ein Motorrad. Auf dem fuhr er am späten Nachmittag immer bei uns vorbei. Oft nur mit seiner Jeans und keinem Hemd an … dann konnte man seinen kräftigen, braungebrannten Oberkörper sehen. Einmal starrte ich ihm wieder hinterher. Wahrscheinlich mit offenem Mund … und plötzlich drehte er sich um und winkte mir zu. Ich machte gar nichts. Aber am nächsten Nachmittag stand ich wieder am hinteren Zaun, wo mich vom Haus aus niemand sehen kann. Dieses Mal fuhr er etwas langsamer, als er mich sah, und winkte wieder. Und ich winkte zurück. So begann alles.
    Aber was heißt – alles? Er sagte von Anfang an, dass er nach der Ernte zurück nach New York gehen würde. Aber er meinte auch, dass ich tolle Beine hätte, und nach einer Woche fragte er, ob er mal meinen Busen anfassen dürfte. Ich sagte niemals ja oder nein. Ich ließ ihn einfach machen, so als hätte ich dann weniger Schuld an dem, was passierte. Es tat mir so gut. Damals. Vor einem halben Jahr. Ich wusste genau, wie schrecklich verboten das war, was wir taten.
    Nach dem Ende der Erntezeit fand er für drei Monate noch einen Job bei einer Tankstelle, wo er auch übernachten konnte. Er sagte, dass es so schön mit mir sei. Dann fuhren meine Eltern für ein Wochenende zur Hochzeit eines Onkels, und Tim versprach mir, nichts zu sagen, wenn ich über Nacht wegbleiben würde. Dies war meine erste und einzige Nacht mit Bob. Ab dann konnten wir uns immer nur kurz sehen – und es wurde schwieriger, weil der Winter begann und keine Busse fuhren, da die Straßen oft unpassierbar verschneit waren. Als wir uns Anfang Februar endlich wiedersehen konnten, teilte er mir am Ende des Abends mit, dass sein Job nicht verlängert worden sei und er zurück nach New York müsse. Ich fragte ihn: ›Wann denn?‹ Er antwortete: ›Morgen!‹
    Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Die Handy-Nummer, die er bis dahin hatte, funktionierte plötzlich nicht mehr. Das hat mir sehr wehgetan. Drei Wochen später habe ich gemerkt, dass meine Regel nicht kam. Ich bin beinah durchgedreht vor Angst. Als ich auch in der Schule zu heulen anfing, sprach mich meine Klassenlehrerin an, der ich mich schließlich anvertraute. Sie gab mir die Anschrift einer Beratungsstelle. Da war ich nun vor Kurzem. Ein Arzt hat mich untersucht, und alles ist klar: Ich bin schwanger, und ich müsste die Zustimmung meiner Eltern bringen, um eine Abtreibung durchführen lassen zu können. Das |142| will ich aber auf keinen Fall. Ich will nicht mit meinem Eltern sprechen. Die werden mich nie verstehen. Und ich will auch nicht nach New York, um Bob zu suchen. Es war schön, wie es war. Wir haben beide nicht aufgepasst, ein oder zwei Mal.
    Wenn er mich lieben würde, wäre er

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