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Die Geschichte von Liebe und Sex

Titel: Die Geschichte von Liebe und Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz van Dijk
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Ehrenvorsitzenden gewählt. Im Februar 1933 flüchtet sie zuerst in die Schweiz, später nach Schweden, die Sowjetunion und 1941 in die USA. Helene Stöcker stirbt mit 73 Jahren im Februar 1943 in New York.

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Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats , Zürich 1884, S. 75 – 76.
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Bertolt Brecht: Ausgewählte Werke Bd. 3 , Frankfurt am Main 1997, S. 34 f.

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|159| Liebe statt Krieg
    Das befreite erste Mal
    1960 bis 1990

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Protest der Jugend: Make Love – not War!
    Ausgerechnet in den USA, dem großen Vorbild der Westdeutschen, beginnen ab Mitte der 1960er-Jahre vor allem unter jungen Leuten Proteste gegen die Beteiligung US-amerikanischer Truppen im vietnamesichen Bürgerkrieg. Das südost-asiatische Land hatte sich erst 1945 von der Kolonialmacht Frankreich befreit und war seitdem in einen kommunistischen Norden und einen von Diktatoren beherrschten Süden gespalten.Die US-Regierung hatte Südvietnam zuerst mit Geld und Militärberatern unterstützte, ab 1965 wurden auch US-Bomben über Nordvietnam abgeworfen.
    Obwohl die US-Truppen den Vietcong-Kämpfern aus dem Norden haushoch technisch und materiell überlegen waren, gelang es ihnen nicht, sie zu bezwingen. Je länger der Krieg geführt wurde, umso grausamere Methoden wurden angewandt, die immer mehr Zivilisten zu Opfern machten. Doch auch Flächenbombardements und die Entlaubung riesiger Waldgebiete mit Pflanzengiften, an deren Folgen bis heute rund eine Million Vietnamesen leiden, verhalfen nicht zum Durchbruch. Über das noch junge Medium Fernsehen wurden zum ersten Mal schrecklichste Kriegsbilder bis in heimische Wohnzimmer geliefert.
    Angesichts zehntausender gefallener US-Soldaten (am Ende mehr als 40 000) entsteht eine breite Friedensbewegung, deren Forderungen auch bald von jungen Leuten in anderen Ländern, vor allem in Westeuropa, aufgegriffen werden. Die Empörung richtet sich nicht nur gegen den Krieg als Mittel zur Lösung von Konflikten, sondern auch gegen die verlogene |161| Doppelmoral einer Elterngeneration der »freien westlichen Welt«, die aus Macht- und Gewinnstreben mitmacht, um andere Völker auszubeuten: Vor allem Studenten kritisieren den neuen Imperialismus und solidarisieren sich mit Befreiungskämpfern wie Ho Chi Minh (1890 – 1969) aus Nordvietnam oder Ernesto »Che« Guevara (1928 – 1967) aus Kuba.
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    |161| In Westdeutschland und Westberlin werden viele bislang überwiegend schweigsame Eltern auf ihre Mitverantwortung an NS-Verbrechen befragt und bislang hingenommene autoritäre Strukturen in Schulen und Universitäten kritisiert. Bei einer Studentendemonstration am 2. Juni 1967 in Westberlin gegen den Besuch des von den USA unterstützten Schah von Persien wird der Student Benno Ohnesorg (1940 – 67) erschossen, was zu weiteren Demos in vielen Großstädten führt. 1968 wird einer der bekanntesten Sprecher der Studenten, der aus der DDR stammende Rudi Dutschke (1940 – 1979), durch ein Attentat in Westberlin schwer verletzt. Er stirbt 1979 in Dänemark an den Spätfolgen. Die aufrührerischen »antiautoritären« jungen Intellektuellen jener Generation werden, nach dem Jahr des Höhepunkts der Unruhen, bis heute »68er« genannt.
    Andere Jugendliche fühlen sich vor allem durch eine unangepasste Musikkultur angesprochen, die über die neuen Klänge auch für einen Bruch mit allem Militärisch-Zackigen steht: Lange Haare als Symbol der Freiheit; Texte, die von Liebe statt Krieg künden und zum Aufbegehren gegen jede Form verklemmter Moral ermutigen; Küssen in der Öffentlichkeit; offene Hemden und Sandalen; junge Frauen, die ihre Büstenhalter verbrennen und Jeanshosen oder Miniröcke tragen. Zu den bekanntesten Bands steigen die Beatles und die Rolling Stones aus England auf.
    1967 wird das Musical Hair in New York uraufgeführt
    Das Musical Hair , dessen Titel lange Haare als Sinnbild für Jugendprotest nimmt, wird ab 1968 auch in Westdeutschland zu einem Bühnenerfolg, ohne sich an traditionelle Theaterarbeit anzupassen. Es erzählt die Geschichte des jungen Mannes Claude, der einer Gruppe friedenspolitisch engagierter Hippies angehört, die die US-Flagge verbrennen, Drogen benutzen und für freie Liebe und |162| »Flower-Power« eintreten. Als Claude seine Einberufung erhält, um als Soldat in den Vietnamkrieg zu ziehen, versuchen seine Freunde, ihn davon abzuhalten und zu überzeugen, den Kriegsdienst zu verweigern. Obwohl Claude

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