Die Geschichte von Liebe und Sex
am Ende dem Druck nicht gewachsen ist und sich zur Einberufung meldet, künden Texte, Musik und Handlung doch von der Hoffnung auf eine friedlichere Welt mit mehr Sinn und Sinnlichkeit.
Eine öffentliche Kontroverse, die zu mehreren Gerichtsprozessen (in den USA bis zum Obersten Gerichtshof) führt, entzündet sich an einer Szene am Ende des ersten Akts, in dem weibliche und männliche Darsteller nackt auftreten. Es kommt außerdem zu Anzeigen wegen »obszönen Sprachgebrauchs«. All dies trägt jedoch eher zum Bekanntheitsgrad des Stücks bei. In Großbritannien enden mehrere Prozesse mit einem Gesamturteil, nach dem die staatliche Zensur gegen Theaterstücke im Land aufgehoben wird. Mehr als ein Jahrzehnt später wird auch der Film Hair (USA 1979) ein internationaler Erfolg.
Ebenfalls in den USA findet im August 1969 gut 150 Kilometer von New York das Woodstock-Musikfestival für »Frieden und Liebe« statt, auf dem einige der damals bekanntesten Rockstars (wie Joan Baez, * 1941, und Jimi Hendrix, 1942 – 70) auftreten, um erneut ihren Protest gegen Vietnam unter dem Motto »Make Love – not War!« auszudrücken. Das Festival ist für gut 200 000 Besucher geplant, doch mehr als eine Million machen sich auf den Weg. Knapp 500 000 erreichen den abgelegenen Ort, die anderen bleiben auf überfüllten Highways stecken. Trotz schlechten Wetters – das Konzert muss mehrfach wegen Regens und Sturms unterbrochen werden – wird es ein historisches Ereignis: Die jungen Leute verbringen die drei Tage mit Singen, Tanzen, öffentlichem Sex und Drogenkonsum, einig in der Ablehnung von Krieg und Ausbeutung anderer. Die Veranstalter verzichten angesichts des Ansturms auf den weiteren Verkauf von Eintrittskarten. Die im Anschluss an das Konzert millionenfach verkauften Schallplatten, vor allem aber der 1970 herausgebrachte Dokumentarfilm, der einen Oskar gewinnt, lassen das Festival zu einem Mythos werden.
Ab 1970 weiten die USA den Vietnamkrieg trotz aller Proteste auf die Nachbarländer Kambodscha und Laos aus. Im Mai 1970 marschieren |163| daraufhin rund 100 000 Kriegsgegner nach Washington, wo sie friedlich demonstrieren und vor dem Weißen Haus das Lied des Beatles-Sängers John Lennon anstimmen: Give peace a chance … In den Tagen danach kommt es an mehreren Universitäten zu Zusammenstößen mit Polizei und Soldaten, bei denen vier Studenten erschossen werden. Erst 1972 beginnen sich die USA nach langwierigen Waffenstillstandsverhandlungen aus Vietnam zurückzuziehen. Weder der jahrelange grausame Krieg noch der Waffenstillstand bringt dem Land Frieden. 1975 erobern die Kommunisten des Nordens schließlich doch Südvietnam und vereinigen es zu der bis heute bestehenden Sozialistischen Republik Vietnam mit rund 80 Millionen Einwohnern (etwa so viel wie Deutschland).
John Lennon (1940 – 80) und Yoko Ono (* 1933): Give Peace a Chance!
John Lennon stammt aus dem englischen Arbeitermilieu und wird nach der Scheidung seiner Eltern von einer Tante großgezogen. Gemeinsam mit Paul McCartney (* 1942) gehört er zu den bekanntesten der vier Beatles , die zwischen 1962 und 1970 einen internationalen Hit nach dem anderen produzieren. Einige ihrer Songs wie All You Need Is Love oder Yesterday gehören heute zu Klassikern der Musikgeschichte. Die Beatles, die man wegen ihrer damals ungewöhnlich langen Haare auch »Pilzköpfe« nannte, wurden in wenigen Jahren weltberühmt und zu Millionären. Mit ihren gesellschaftskritischen, aber auch liebevollen und lebensbejahenden Liedern beeinflussten sie eine ganze Generation.
1969 heiratete John Lennon in zweiter Ehe die in Tokio geborene und in den USA aufgewachsene Avantgarde-Künstlerin Yoko Ono. Sie feierten ihre Flitterwochen in einem Amsterdamer Hotel-Bett, wozu sie Presse und Fotografen aus aller Welt einluden, die sich begierig einfanden. Hatten sie sich 1968 auf ihrer ersten gemeinsamen Schallplatte noch nackt abbilden lassen (was zur Beschlagnahmung der Platte in den USA geführt hatte), saßen sie nun einfach nur freundlich in weißen Kleidern und mit einer Blume in der Hand im Bett. Kurz darauf nahmen sie den berühmt gewordenen Friedenssong Give Peace a Chance auf .
Im Sommer 1971 komponierte John Lennon seinen Solo-Hit Imagine :
|164| »Imagine there’s no countries
It isn’t hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion too
Imagine all the people
Living life in peace …
You may say I’m a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you’ll
Weitere Kostenlose Bücher