Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
grunzend und rammelnd auf Trudy liegt – einer von parfümierter Körpercreme und Gleitcreme glitschigen Trudy, prall wie ein rosa Satinkissen –, ohne dass ihm flau wird.
Grobs Angriff
»Jetzt kommt der Teil, wo ich Pilar kennenlerne«, sagt Zeb.
»Was in aller Welt hat Pilar bei HelthWyzer zu suchen gehabt?«, fragt Toby. »Hat sie etwa für einen Konzern gearbeitet, und in einem Komplex gelebt?«
Dabei war ihr die Antwort klar. Viele der Gärtner hatten in einem Konzernkomplex angefangen, und viele der MaddAddamiten ebenfalls. Wo hätte man als Biowissenschaftler sonst arbeiten sollen? Wollte man einen Job in der Forschung, musste man für einen Konzern arbeiten, denn da war das Geld. Aber natürlich würde man sich auf Projekte konzentrieren, die den Konzern interessierten, und weniger auf die, die einen selbst interessierten. Und diejenigen Projekte, die den Konzern interessierten, mussten sich gewinnbringend vermarkten lassen.
Zeb und Pilar begegneten sich zum ersten Mal auf einem der Grillfeste. Er hatte sie dort noch nie gesehen. Einige der älteren Mitarbeiter verzichteten auf das wöchentliche Barbecue: Es sei eher etwas für jüngere Leute, die jemanden abschleppen wollten oder auch nicht, die tratschten und an Infos kommen wollten, und aus dem Alter war Pilar raus. Wie Zeb später erfuhr, war sie auf der Altersleiter schon ziemlich weit oben.
An jenem Donnerstag aber war sie da. Zunächst sah Zeb nur eine kleine, grau-schwarz melierte ältere Frau, die etwas abseits mit Glenn vor einem Schachbrett saß. Es war eine seltsame Kombination – ältliche Dame, vorlauter Junge – und seltsame Kombinationen faszinierten ihn.
Lässig schlenderte Zeb heran und schielte Glenn über die Schulter. Er beobachtete eine Zeitlang das Spiel und versuchte sich mit Hilfestellungen zurückzuhalten. Keiner hatte einen offensichtlichen Vorteil. Die ältere Dame spielte vergleichsweise flink, aber nicht hektisch, während Glenn grübelte. Sie zwang ihn zum Denken.
»Königin auf h5«, sagte Zeb schließlich. Diesmal spielte Glenn Schwarz. Zeb fragte sich, ob er sich aus Wagemut dafür entschieden hatte oder ob sie ausgelost hatten.
»Glaub ich nicht«, sagte Glenn ohne aufzublicken, während er seinen Springer bewegte, um – wie Zeb jetzt erkannte – ein mögliches Schach zu verhindern. Die ältere Dame lächelte Zeb an, das Lächeln eines schrumpelgesichtigen, braunhäutigen Gnoms, das alles hätte heißen können, von Ich mag dich bis hin zu Nimm dich in Acht .
»Wie heißt denn dein Freund?«, fragte sie Glenn.
Glenn blickt Seth stirnrunzelnd an, womit er zu verstehen gab, dass er sich bei dem Spiel unsicher war. »Das ist Seth«, sagte er. »Das ist Pilar. Du bist am Zug.«
»Tag«, sagte Zeb nickend.
»Freut mich«, sagte Pilar. »Gute Rettung«, sagte sie zu Glenn.
»Bis später«, sagte Zeb zu Glenn. Er schlenderte davon, um sich einen quälfreien HappsKebab zu genehmigen – trotz der Fleischersatz-Beschaffenheit kam er allmählich auf den Geschmack –, und ein SoLecker-Waffeleis mit Quasi-Himbeergeschmack.
Er nuckelte an seiner Waffel, warf einen Blick über die Wiese und stellte ein Ranking der vorhandenen Frauen auf. Es war ein harmloser Zeitvertreib. Die Skala reichte von eins bis zehn. Zehner (Auf der Stelle!) gab es keine, ein paar Achten (Wenn man ein Auge zudrückt), einen Haufen Fünfen (Im Notfall), einige definitive Dreien (Nur gegen Geld) und eine unglückselige Zwei (Nur gegen sehr viel Geld!) – da spürte er, wie ihn jemand am Arm berührte.
»Nicht erschrecken, Seth«, sagte eine leise Stimme. Er sah hinunter: Es war die kleine walnussgesichtige Pilar. War das eine Anmache? Wohl kaum, aber wenn doch, könnte es höflichkeitstechnisch heikel werden: Wie sagt man auf angemessene Weise nein?
»Deine Schnürsenkel sind auf«, sagte sie.
Zeb starrte sie an. Seine Schuhe hatten keine Schnürsenkel. Es waren Slipper.
»Willkommen bei MaddAddam, Zeb«, sagte sie lächelnd.
Zeb hustete ein Stück SoLecker-Waffel hervor. »Fuck!«, sagte er, besaß aber immerhin die Geistesgegenwart, es leise zu sagen. Adam mit seinem idiotischen Schnürsenkel-Passwort. Wer denkt denn noch an sowas?
»Schon gut«, sagte Pilar. »Dein Bruder und ich, wir kennen uns. Ich habe geholfen, dich hier einzuschleusen. Schau gelangweilt, als ob wir Smalltalk machen.« Wieder lächelte sie ihn an. »Bis nächsten Donnerstag beim Grillfest. Wir sollten uns auf ein Spiel treffen.« Dann schwebte sie
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