Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
Ohren ihres Fahrers falsche Informationen austauschten. Die meisten dieser Typen waren offizielle oder inoffizielle Spione. Laut Skript war Adam auf dem Weg zurück nach Spindeltop, und Zeb brachte ihn zum Bahnhof. Daran war nichts Ungewöhliches.
Von einem Internetcafé am Bahnhof räumte Zeb Hochwürdens heimliches Cayman-Konto leer, während Adam lässig tat und nach allzu neugierigen Blicken Ausschau hielt. Nachdem Hochwürdens Geld sicher überwiesen war, schickte Zeb der kranken Gonade ein paar Briefe, wobei er ein Lotusblatt-Pathway einbaute, um potenziellen Cyberspürhunden so viele Hindernisse wie möglich in den Weg zu legen. Er hackte sich in eine Männerdeo-Videoreklame, klickte auf den glänzenden, enthaarten Bauchnabel des Werbehengsts – durch dieses Pixelwurmloch ging er nicht zum ersten Mal –, dann auf eine Heim- und Garten-Seite, was unter den Umständen durchaus angemessen war, und suchte sich einen Spachtel aus. Von dort schickte er seine Nachrichten los.
In der ersten stand: »Wir wissen, wer unter den Steinen liegt. Folge uns nicht.« In der zweiten ging es um einzelne Diebstähle Hochwürdens aus den diversen Wohltätigkeitsfonds der Church of PetrOleum, und um eine weitere Warnung: »Wage es nicht, die Stadt zu verlassen, sonst gehen wir damit an die Öffentlichkeit. Bleib, wo du bist, und warte auf Instruktionen.« Dadurch gäbe man dem schimmligen alten Sack zu verstehen, dass sie sich in Kürze erneut melden würden, in erpresserischer Absicht, worauf er sich auf die Lauer legen könnte.
»Das sollte reichen«, sagte Adam, aber Zeb konnte nicht widerstehen und schickte eine dritte Nachricht los: eine Kopie mit den Einzelheiten zu Hochwürdens Transaktionen auf den haptischen ECHTFÜHL -Seiten. Lady Jane Grey war seine Lieblingsfigur gewesen: Er hatte sie mindestens fünfzehn Mal geköpft.
»Wünschte, ich könnte dabei sein«, sagte Zeb, als sie endlich im Zug saßen. »Wenn er sie aufmacht. Und besser noch, wenn er checkt, dass sein Cayman-Bunker leer ist.«
»Schadenfreude ist ein Charakterfehler«, sagte Adam.
»Du mich auch«, sagte Zeb.
Er brachte die Reise damit zu, aus dem Fenster auf die vorüberfliegende Landschaft zu sehen: private Wohnanlagen, wie sie ihr soeben entflohen waren, Sojabohnenfelder, Frackinganlagen, Windfarmen, bergeweise gigantische Reifen, haufenweise Kies, pyramidenweise entsorgte Keramiktoiletten. Aufgetürmter Müll und Dutzende, die darin herumwühlten; Plebsland-Barackenstädte mit Häusern aus allem, was weggeworfen wurde. Kinder auf den Dächern der Baracken, auf den Müll- und Reifenbergen, die Fahnen aus bunten Plastiktüten schwenkten, rudimentäre Drachen steigen ließen oder Zeb den Stinkefinger zeigten. Hin und wieder schwebte über alldem eine Kameradrohne, die angeblich den Verkehr, aber eigentlich das Kommen und Gehen von wer weiß wem überwachte. Diese Dinger verhießen nichts Gutes, wenn man gejagt wurde: So viel wusste er gerüchtehalber aus dem Netz.
Aber noch hätte sich Hochwürden nicht auf die Suche nach ihnen gemacht. Er säße noch beim Lunch mit dem Kirchenrat, bei Häppchen aus Laborfleisch und Zuchtbarsch.
Fahre mit der Eisenbahn, ratter ratter klick
Mama liegt im Garten, schau jetzt nicht zurück
Zeb summte vor sich hin. Er konnte nur hoffen, dass Fenella eines plötzlichen Todes gestorben war, ohne unter den ekelhaften Obsessionen Hochwürdens gelitten zu haben.
Adam saß neben ihm und schlief. Er wirkte noch dünner und blasser als im Wachzustand, noch mehr wie eine idealisierte Statue irgendeiner beknackten Allergorie: Klugheit. Aufrichtigkeit. Glaube.
Zeb war viel zu aufgedreht, um zu schlafen. Und wider Willen unruhig. Sie hatten eine Grenze mit dickem Stacheldraht passiert, sie hatten den Oger beraubt, sie hatten sich mit seinem Schatz davongemacht. Der Zorn würde groß sein. Also musste er wachsam bleiben.
Wer hat Fenella umgebracht?
Ein böser Onkel in der Nacht.
Er schlug sie mit nem Keil,
Dann nahm er noch ein Beil,
Und alles wurde rot,
Jetzt ist Fenella tot.
Etwas lief ihm übers Gesicht. Er nahm den Ärmel und wischte es ab. Hör auf mit dem Gejammer, sagte er zu sich. Gönn ihm nicht die Genugtuung.
In San Francisco angekommen, beschlossen Adam und Zeb sich zu trennen. »Er wird alles in Bewegung setzen«, sagte Adam. »Er hat jede Menge Kontakte. Er wird Alarmstufe Rot auslösen, seine Ölkonzern-Netzwerke nutzen. Zusammen fallen wir viel zu sehr auf.«
Das war richtig: Sie waren ein allzu
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