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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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verhielt er sich daher unauffällig, mied die Kneipen und mischte sich unter die Unterschichtler, die durch die schäbigsten Plebs wuselten wie Ratten auf einer Müllhalde und nach allem griffen, was abzugreifen war.
    Eine Zeitlang brachte er bei GeheimBurger Fleischprodukte an den Mann. Es war ein Zehnstundentag und er verdiente unter Mindestlohn, er musste ein T-Shirt mit Firmenlogo und eine bescheuerte Mütze tragen, aber bei GeheimBurger wurde nicht allzu genau auf den Ausweis geschaut. Und sie stellten für die Budenverkäufer Schutzpersonal gegen die Straßengangs auf und schmierten sowohl offizielle als auch inoffizielle Schnüffler, insofern hatte er da seine Ruhe. Die weiblichen Mitarbeiter taten ihm leid: Sie verdienten noch weniger als die Männer, mussten knallenge T-Shirts tragen und sich nicht nur die Kunden, sondern auch noch die Filialleiter vom Hals halten: Im Grunde hätte man ihnen Schutzblenden aus Hartplastik für ihre Titten zur Verfügung stellen müssen.
    Aber seine Trauer hielt ihn nicht davon ab, sich schließlich doch von einem der GeheimBurger-Häschen namens Wynette in die Fleischeslust einführen zu lassen. Wynette war eine Braunhaarige mit großen umschatteten Augen und ausgehungertem Blick. Zu ihrer betörenden Persönlichkeit – ein Euphemismus, wie er heute zugeben muss, für ihre wenig üppige Fotze, für die er sich eigentlich interessierte, und dafür entschuldigt er sich, aber so ist es nun mal mit hormongesteuerten pubertierenden Männern, so will es die Natur, und er dachte, er sei verliebt, also scheiß drauf – bot sie den Vorteil eines winzigen Zimmers.
    Die meisten GeheimBurger-Mädchen brachten nicht mal das zustande: Sie teilten sich zu mehreren ein Dachzimmer, besetzten halbverfallene Häuser oder gingen nebenbei auf den Strich, um irgendein Kind, einen drogensüchtigen Verwandten oder funkelnde Luden mitzufinanzieren. Aber Wynette war besonnen und sparsam, hatte ihr Geld nicht verprasst und konnte sich ein bisschen Privatsphäre leisten. Ihre Wohnung lag über einem Eckladen, in dem es Abbeizmittel und Alkohol zu kaufen gab, der nach Trollpisse schmeckte, aber zu der Zeit war Zeb nicht sonderlich wählerisch, also besorgte er dort auf die Schnelle eine Flasche, um Wynette abzufüllen, bevor sie zur Sache kamen, denn sie behauptete, sie könne damit besser entspannen.
    »War es genauso gut?«, fragt Toby.
    »War was genauso gut? Genauso gut wie was?«
    »Sex mit Wynette. So gut wie die geköpften Lady Jane Greys.«
    »Äpfel und Birnen«, sagt Zeb. »Bringt nichts, der Vergleich.«
    »Ach, versuch’s doch wenigstens«, sagt Toby.
    »Gut. Die Lady Jane Greys waren wiederholbar. Die Realität nicht. Und falls du’s genau wissen willst, beides kann gut sein. Kann aber auch beides enttäuschend sein.«

WIE ES MIT SCHNEEMENSCH WEITERGING

Geblümtes Laken
    Die Sonne scheint durch das Fenster ihrer Nische und weckt sie. Vogelgezwitscher, die Stimmen der Crakerkinder, das Blöken der Mo’Hairschafe. Nichts, was von Unglück kündet.
    Sie schiebt sich hoch und versucht sich zu erinnern, welcher Tag heute ist. Das Fest der Cyanophyta? Danke, o Herr, für die Cyanophyta, jene niederen, allzu häufig übersehenen blaugrünen Algen, denn durch sie ist vor Abermillionen Jahren – was in deinen Augen nur ein Augenzwinkern ist – unsere sauerstoffreiche Atmosphäre entstanden, ohne die wir und die anderen Zooformen unserer Erde nicht atmen könnten, die so variantenreich, so herrlich anzusehen sind, und bei jedem Anblick immer wieder neu, und durch die wir deine Gnade erfahren …
    Andererseits könnte es auch Sankt Jane Goodall sein. Danke o Herr, dass du das Leben Sankt Jane Goodalls gesegnet hast, der furchtlosen Freundin der Dschungelbewohner Gottes, die sich vielen riskanten Situationen und Insekten ausgesetzt hat, um die Kluft zwischen den Arten zu schließen, und die uns durch ihre Liebe zu und Arbeit mit unseren Vettern, den Schimpansen, die Augen geöffnet hat für den Wert des opponierbaren Daumens und großen Zehs und die uns darüber hinaus aus unserem eigenen tiefen …
    Aus unserem eigenen tiefen was? Toby kramt nach dem nächsten Satz. Sie lässt nach: Sie sollte sich Notizen machen. Tagebuch führen wie damals, als sie allein war im AnuYu. Sie könnte sogar noch weitergehen und die Bräuche und Weisheiten der untergegangenen Gottesgärtner aufschreiben und für die Zukunft festhalten; für kommende Generationen, wie die Politiker früher immer sagten, wenn

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