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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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Namen sagte, ging es einem schon besser.
    Ja, Zeb hat einen schlimmen Husten. Aber ihr braucht ihn im Moment nicht zu beschnurren.
    Nein, mein Helfer ist Fuck nicht. Ich habe eine Helferin, sie heißt Pilar. Sie ist gestorben, sie hat die Gestalt einer Pflanze angenommen und heute lebt sie zusammen mit den Bienen.
    Ja, ich rede mit ihr, obwohl ich sie nicht sehen kann. Aber sie ist nicht ganz so … sie ist nicht so abrupt wie Fuck. Sie ist weniger wie Donner, eher wie eine Brise.
    Die Geschichte von Pilar werde ich euch ein andermal erzählen.
    Also tauchte Zeb immer tiefer in die gefährlichen Gegenden ein, wo es viele böse Männer gab, die schlimme und grausame Dinge taten. Und dann kam er in eine Gegend, wo man die Kinder der Oryx kochte und aß, was falsch war, wie er wusste. Und als er Fuck um Rat anrief, sagte Fuck, er müsse da weg. Und dann lebte er in Häusern, die im Wasser standen, und er lernte eine Schlange kennen. Aber es war gefährlich dort, und er sagte, O Fuck! Und Fuck kam durch die Luft geflogen und sprach zu Zeb und er sagte, er werde Zeb helfen, von dort wieder wegzukommen.
    Das reicht jetzt für heute Abend. Dass Zeb von dort weggekommen ist, wisst ihr, weil er da drüben sitzt, stimmt’s? Und er ist sehr glücklich, diese Geschichte hören zu dürfen. Deswegen lacht er jetzt und hat aufgehört zu husten.
    Danke, dass ihr mir gute Nacht wünscht. Ich bin glücklich, dass ihr mir wünscht, dass ich gut schlafe und nichts Schlimmes träume.
    Euch auch gute Nacht.
    Ja, gute Nacht.
    Gute Nacht!
    Das reicht. Ihr könnt jetzt aufhören, gute Nacht zu sagen.
    Danke.

Die Schwimmende Welt
    Eines Tages wachte Zeb neben der GeheimBurger-Verkäuferin Wynette auf und stellte fest, dass sie nach Grillfleisch und altem Bratfett roch. Genau wie er selber, zugegeben, aber das war was anderes, ist nun mal so, sagt Zeb, wenn’s der eigene Geruch ist. Aber es ist kein Geruch, den man sich von seinem Objekt der Begierde wünscht. Das ist ein Primatending, was Grundsätzliches, wurde alles schon erforscht. Kann man jeden der MaddAddamiten-Bio-Nerds fragen.
    Und nicht zu vergessen die Zwiebeln und die grässliche rote Soße in den Plastikflaschen, nach der die Kunden so gierten, wahrscheinlich deshalb, weil sie mit Heroin versetzt war. Wenn’s richtig abging und zu einem Handgemenge kam, griff immer jemand nach der roten Soße und begann damit durch die Gegend zu spritzen. Dann vermischte sich die Soße mit dem Blut aus den aufgeplatzten Schädeln, und irgendwann konnte man nicht mehr unterscheiden, ob einer gerade verblutete oder einfach nur in roter Soße schwamm.
    Dass die Geruchskombination in die Klamotten und Haare und sogar bis in die Poren drang, war unvermeidlich bei dem Job, den sie hatten. Der Gestank ließ sich nicht mal dann abwaschen, wenn es Duschwasser gab, und er machte sich nicht allzu gut im Zusammenspiel mit der billigen Schmiere, mit der sich Wynette zu Neutralisationszwecken die Haut eincremte: Delilah hieß das Zeug, war als Bodylotion und auch als Eau de Toilette zu haben, und es roch ähnlich aufdringlich, als würde man durch einen Tümpel sterbender Seerosen waten, oder wie eine Gruppe ältlicher Kirchgängerinnen vom Schlage Church of PetrOleum. Die beiden Gerüche – die GeheimBurger, die Delilah-Creme – gingen ja noch, wenn man extrem hungrig oder aufgegeilt war oder beides. Ansonsten gingen sie nicht.
    Fuck, dachte Zeb, lag an diesem Morgen nach dem Erwachen da und atmete das üble Duftgemisch ein. Das hier hat keine Zukunft.
    Oder wenn es eine Zukunft gab, dann keine gute, denn Wynette roch nicht nur komisch, nein, sie wurde auch immer neugieriger. Im Namen der Liebe und um die echte, ganze Person kennenzulernen, der er sei, wollte sie in seine tieferen Tiefen dringen, symbolisch gesprochen. Sie wollte den Deckel abnehmen. Wenn sie sich zu sehr ins Zeug legte – seine fadenscheinigen Storys eine nach der anderen wegschälte, die er, wie er erkannte, längst nicht sorgsam genug konstruiert hatte, und er schwor sich, beim nächsten Schwindel besser zu sein –, würde sie auf wenig Überzeugendes stoßen. Und wenn sie dann immer noch weiterbohrte, könnte sie ein paar Vermutungen anstellen, woher er kam und wer er ursprünglich war, und dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bevor sie ihn verpfeifen würde, um abzusahnen, was an Graulandbelohnung geboten wurde da draußen im Mund-zu-Mund-Verräternetzwerk der Plebs.
    Zeb hatte keinen Zweifel, dass eine solche

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