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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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zu lieben ohne die finstere Gewitterwolke über unseren Köpfen.
    »Wie viel ist es?« Mir ist übel. Will zieht die Tüte unter seinem Sweatshirt heraus und will sie mir reichen, da hält er inne. »Was?«
    Die Papiertüte raschelt, als er den oberen Rand mit einer Hand aufrollt und hineingreift, immer mehr Bargeld herauszieht und es in meinen Schoß schüttet. Dann wirft er die Tüte unter seinen Sitz zurück, wo sie mit einem dumpfen, metallischen Geräusch aufprallt. Das Geräusch macht mich stutzig, und ich frage mich, was dieses schwere Ding unter Wills Beinen sein könnte, aber noch mehr bin ich von dem Geld in meinem Schoß fasziniert. Meine Brust schwillt, Stolz erfüllt mich, als hätte ich es redlich verdient.
    »Es ist nicht so viel, wie es aussieht«, sagt Will. »Viele Ein-Dollar-Scheine. Aber für den Anfang reicht’s.«
    »Für den Anfang«, flüstere ich, die Worte trocken wie Wüstenluft, als sie mir über die Lippen kommen.
    Ich ordne die Scheine zu fein säuberlichen Haufen, streiche sie glatt und biege die Eselsohren gerade. Will hat recht. Es gibt viel mehr Ein-Dollar-Noten als alles andere. Nämlich siebenunddreißig. Vierzehn Fünfer, zwei Zehner und zwölf Zwanziger.
    »Dreihundertsiebenundsechzig. Das ist mehr, als ich angenommen habe. Damit kommen wir eine Weile über die Runden. Wir müssen nur aufpassen.«
    Bei dem Geräusch meiner Stimme reißt Will das Kinn hoch. Er war eingenickt.
    »Will!«
    »Tut mir leid. Alles okay.«
    »Nein. Ist es nicht. Es ist schon zu lange her, dass du gut geschlafen hast. Du brauchst Schlaf. Fahr rechts ran.«
    »Du bist auch nicht in der Verfassung zu fahren.«
    »Ich werde nicht fahren. Wir müssen schlafen.«
    »Wir können hier nicht bleiben. Wir müssen weiterfahren. Wir müssen unbedingt aus Nevada raus.«
    »Ja, lebend. Fahr jetzt irgendwo rechts ran, bitte.«
    Bei dem weinerlichen Tonfall, der sich in meine Stimme schleicht, zucke ich zusammen. Will scheint es nicht zu bemerken. Ich schiebe mich näher an ihn heran und lege ihm die Hände auf die Schulter. Ich will, dass er mich ansieht. Das tut er auch.
    »Will. Halt an.«
    Er ist so müde, dass seine Lider ein wenig flattern, als er mich ansieht. Seine Pupillen sind glasig, sein Blick ist starr und unbewegt. Zu unserer Linken zweigt eine Straße ab, die wer weiß wohin führt. Zumindest weg vom Highway.
    »Nimm die Straße da«, fordere ich ihn auf.
    Er hört auf mich und fährt auf die Straße, die mehr aus Staub als aus Asphalt besteht. Nach ein paar Meilen macht sie eine Biegung, und wir folgen ihr, fühlen uns sicher, als könnte diese Kurve uns vor allem und jedem verstecken, der uns auf den Fersen ist.
    Wir parken hinter einem riesigen Gebüsch mit dichtem Blätterwerk und klettern auf die Rückbank. Will möchte, dass ich neben ihm liege, aber ich schüttle den Kopf, setze mich ans eine Ende der Bank und überrede ihn, den Kopf in meinen Schoß zu betten.
    Das tut er, und wir verbringen unzählige Augenblicke damit, uns einfach anzusehen und unsere Gefühle – ob wir sie uns nun eingestehen oder zu verbergen versuchen – unausgesprochen zu lassen. Ich spüre seine Liebe und frage mich, was seine Ängste, seine Sorgen sein mögen, ob er diese Dinge ebenso fühlt wie ich. Verstecke ich meine zu gut? Merkt er die Unsicherheit, die in mir wächst, oder ist es zu spät, um irgendetwas davon zu spüren? Ich lege eine Hand auf seine Wange, spüre die weichen und harten Stellen seiner Haut, und zerzause ihm mit der anderen das Haar. Die Strähnen gleiten durch meine Finger wie ein sanfter Schwall Wasser. Er schließt die Augen, während ein winziges, kaum merkliches Lächeln um seine Mundwinkel spielt. Was würde es kosten, um dieses Lächeln wieder in all seiner Pracht auf sein Gesicht zu zaubern? Im Stillen verspreche ich ihm, dass ich das schaffen werde. Wir überstehen diese Dunkelheit, finden wieder unsere Hoffnung.
    Ich fahre seinen Kiefer entlang, presse den Daumen auf seine Lippen. Lippen, die mich küssen und mich lieben und meinen Namen sagen. Lippen, die mir alles versprechen, was man einem anderen Menschen nur versprechen kann.
    Wir sind voller unerfüllter Versprechungen, ich und Will.
    Ich beuge mich hinunter, küsse seine Lider, seine Augenbrauen. Sein Atem verlangsamt sich, als ich ihn berühre, ganz sanft, meine Finger, meine Lippen, der Hauch eines Flüsterns auf seinem Gesicht. Ich wende die Augen nicht von ihm ab. Aus irgendeinem Grund beschleicht mich das Gefühl, es wäre

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