Die Geschichte von Zoe und Will
das letzte Mal, dass ich so selbstsüchtig sein, ihn so lange, wie ich möchte, ansehen kann.
In seiner Kehle schlägt ein gleichmäßiger Rhythmus, und ich berühre seinen Hals, streiche über seine Brust und wundere mich, wie regelmäßig und ruhig sein Herzschlag im Schlaf ist, wo er doch so kräftig und wild pocht, sobald Will wach ist. Ich liebe beide Seiten an ihm: diejenige, die mich beruhigt, und diejenige, die mich zu ängstigen vermag.
Meine Finger gleiten an seine Lippen zurück, und ich fahre sie anschließend mit meinen eigenen Lippen nach, nehme seinen Geschmack in mich auf, stehle seinen Atem, ertrinke in ihm. Er küsst mich im Schlaf zurück, und ich erzittere bei seiner Reaktion, die so instinktiv und leidenschaftlich ist.
»So hatten wir uns das nicht gedacht«, flüstere ich gegen seinen Mund. »Aber ich bin bei dir, also muss es fürs Erste genügen. Was auch immer geschehen mag, ich liebe dich. Das werde ich immer. Ich weiß, du kannst das hören, obwohl du nicht wach bist. Ich weiß, du wirst das im Gedächtnis behalten.«
Ich lege meine Hand auf seine warme Brust, gebe mich dem langsamen Heben und Senken seines Atems hin, das an das sanfte Wiegen eines Schaukelstuhls erinnert. Ich lehne meine Wange an die Rückbank und stütze mein Kinn auf meiner Schulter ab. Mit dem nachklingenden Wunsch, dass ich es ihm bequemer machen, ihm jede Pein abnehmen und verschwinden lassen möchte, schließe ich die Augen.
WILL
ES IST NOCH DUNKEL , als ich zwei Stunden später aufwache. Ein richtiges Nachtschwarz. Ich kann nicht glauben, dass ich so lange geschlafen habe, wo wir doch keine Zeit haben, aber zumindest ist es gut fürs Fahren. Die Nacht beschützt uns. Zoe schläft, ihr Kopf ist nach vorne gefallen, ihr Haar hängt an beiden Seiten ihres Gesichts herab. Ich schiebe ihr die Strähnen zurück hinters Ohr, und sie bewegt sich, lehnt den Kopf wieder gegen den Sitz.
Ihr Atem ist ein sehnsüchtiges Seufzen.
Mit einem Schlag setze ich mich auf, nehme ihr Gesicht in meine Hände und küsse sie auf den Mund. Ich sauge ihr Geräusch in mich auf und ersetze es mit einer Leidenschaft, die mich nicht loslässt, wenn ich mit ihr zusammen bin. Ich fühle mich nur ein klitzekleines bisschen schuldig, weil ich sie wecken muss, aber als sie die Augen flatternd aufmacht, mich ganz verschlafen und süß anschaut, und ihre Hand zu meinem Bein gleitet, tut es mir gar nicht mehr leid. Ich küsse sie noch mal, und ihre Lippen und ihr Gesicht sind weich, aber das bemerke ich fast nicht, weil ich sie so sehr will, dass es schmerzt. Ihr Haar streicht über meine Wange. Ich spüre es in meinem Magen, meinen Hüftknochen, meinen Zehen.
Mein Körper fühlt sich an, als hätte er es eilig. Durch das Chaos, das wir verursacht haben, brauche ich Zoe noch mehr. Die Dinge, die wir getan haben, diese Ablenkungen, lassen mich vergessen, wie richtig es sich anfühlt, wenn es nur wir zwei sind. Wenn sich die Welt nicht an uns heranschleicht. Das ist der perfekte Zustand, den wir erreichen wollen.
Als sie die Arme um mich schlingt und mich an sich zieht, habe ich das Gefühl, als hätte ich das Wichtigste auf der Welt in Händen. Eine Meeresbrandung donnert und tost in meinem Innern, aber ich zwinge meine ungeschickten Hände, so sanft wie möglich zu sein. Ich will sie so gut lieben, wie ich nur kann, trotz – oder wegen – der dummen Dinge, die ich getan habe.
Ich will nichts weiter, als sie halten. Nie mehr wieder ein Wort sagen, außer um ihr zu erklären, was ich für sie empfinde. Ich presse sie an mich, fahre mit dem Mund über ihre Wange, hinauf zu ihrer Schläfe, um ihr Ohrläppchen herum. Ich fasse ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, halte es mit meinen Händen fest, damit ich die blasse Haut hinter ihrem Ohr erreiche. Sie windet sich unter meiner Berührung. Ich hauche gegen ihren Nacken und spüre ihre Hände unter meinem Hemd. Aber es ist nicht einer dieser Momente, in denen ich ihr die Kleider vom Leib reißen und ihr so nah wie möglich kommen will. Nein, es ist nur dieses süße Gefühl, ihr Geschmack und ihr Geruch und einfach alles, was wir fühlen, wissen, gemeinsam.
Nichts und niemand hat das je von mir bekommen, hat mich so fühlen lassen – dieses Bedürfnis, mich zurückzuhalten. Es ist irgendwie sonderbar und schwierig, aber dass mein Kopf die Kontrolle über meinen Körper hat, macht mich stolz, so als wäre das etwas, von dem ich noch mehr will.
Ich setze mich auf und schaue ihr in die Augen,
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