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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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aufhören kann zu schreien? »Wenn sie dich mir wegnehmen, habe ich kein Leben mehr.«
    Ich packe ihn am Hemd, ziehe ihn an mich und suche in seinem Gesicht. Wie kann ich diesen Weg ändern wollen, wenn das bedeuten würde, dass wir auseinandergerissen werden?
    »Hör mir zu«, flüstere ich. »Wir können das alles regeln. Ich werde ihnen sagen, dass ich freiwillig mit dir gekommen bin, denn so war es. Ich werde ihnen sagen, dass das bei meinem Dad Selbstverteidigung war, denn so war es. Du bist kein schlechter Mensch. Wir sind keine schlechten Menschen!«
    »Ich habe einen Mann umgebracht.«
    »Will.« Unsere Körper fühlen sich an wie eins, meine Beine an seinen festgeklebt, mein Bauch flach an seinem, unser Atem vermischt. Wie sollen wir überleben, wenn wir auseinandergerissen werden? Wie sollen wir überleben, wenn unsere Seelen unserer Taten wegen verenden? »Es war ein Unfall. Das werden sie verstehen. Das müssen sie verstehen!«
    »Das werden sie nicht verstehen, verdammt noch mal! Die sehen nur das, was sie sehen wollen.«
    »Will!« Ich verschlucke mich, und meine Entschlossenheit schwindet, als meine Worte in der Wüste widerhallen. »Wir müssen das Richtige tun.«
    »Ich lass nicht zu, dass sie dich mitnehmen. Ich lass nicht zu, dass sie dich zu deinem Dad zurückbringen.«
    »Ich weiß jetzt, wie ich mit ihm umzugehen habe. Glaubst du mir nicht? Ich bin jetzt stärker.«
    »Du bist stärker. Aber bist du stark genug? Und was ist mit mir? Ich bin nicht so klug wie du, so schnell, all die Dinge zu durchschauen.« Er ist ein Kind, ein kleiner Junge mit Haaren in den Augen und einem Flehen im Mund. »Ich brauche dich doch noch.«
    Er presst sein Gesicht und seine Hände in mein Haar und drückt mich an sich, als könnte er aus uns ein einziges Geschöpf formen, ein Steingebilde, unzerstörbar und unauffällig, das niemand hier draußen in der Wüste bemerkt.

WILL
    ES IST NICHT SO , dass sie den Glauben an uns verliert. An mich. Ich weiß, so ist das nicht. Zoe liebt mich. Sie hat einfach nie gelernt, wie es ist, nicht vor irgendwas Angst zu haben. Ich meine, vielleicht braucht sie es sogar, vor etwas Angst zu haben. Das ist normal für sie. So ist das nun mal bei ihr.
    Ich schlage mit der Hand aufs Lenkrad, und Zoe zuckt zusammen. Sie starrt mich an, aber ich schüttle nur den Kopf, und sie sackt wieder gegen die Beifahrertür.
    Ich bin ein blöder Wichser, so über sie zu denken.
    Niemand sollte ständig in Angst leben. Wir müssen die Sache einfach nur durchstehen, damit sie sieht, wie es ist, nicht immer Angst zu haben.
    Ich werfe ihr einen verstohlenen Blick zu. Sie bestraft sich für den Tod ihrer Mom, das weiß ich. Jeder könnte das sehen. Das ist wie bei diesen verrückten Mönchen, die sich selbst auspeitschen. Sie bestraft sich andauernd, denkt, sie hätte es verdient, von ihrem Dad herumgeschubst zu werden. Aber sie war doch bloß ein kleines Kind, das sich zu Unrecht die Schuld dafür gegeben hat, wie die Dinge gelaufen sind, obwohl nichts von all dem ihre Schuld war. Ein Mädchen, das getan hat, was es tun musste, um durchzukommen.
    Ich kenne das. Dinge absichtlich zu vergessen. Aber ich und Zoe, uns lassen die Narben nicht lange vergessen. Diese Geister werden uns ewig jagen.
    Deshalb müssen wir über die Zukunft nachdenken. So viel wir können. Ich nehme ihren Ellbogen, fahre mit den Fingern an ihrem Unterarm entlang, nehme ihre Hand.
    »Wie viele Kinder willst du mal haben?«
    Ihr Mund zuckt, und ich will lachen, wie ich noch nie in meinem Leben gelacht habe. Die Augenblicke leben, solange wir sie haben, als würde uns niemand folgen – als wären wir frei wie wilde Tiere.
    Es fühlt sich wie vor langer Zeit an, dass wir darüber geredet haben, am Abend, als ich sie gefragt habe, ob sie mit mir abhauen will. Sie ist aus ihrem Fenster geklettert, in meine Arme gefallen. Der Vollmond hat für unseren Sprint die Viertelmeile zu meinem Auto geleuchtet, das weit genug entfernt geparkt war, damit ihr Dad es nicht hört.
    Wir haben auf der Rückbank gesessen, weil es draußen zu kalt war. Sie hat ihren Kopf an meine Schulter gelehnt.
    »So habe ich mich noch nie gefühlt, ich meine, als könnte ich Vorbereitungen treffen, mich auf etwas freuen. Fühlt es sich so an, Pläne für die Zukunft zu schmieden? Wie Fenster, die weit offenstehen und den Wind hereinlassen?«
    »Sicher. Wir können alles tun«, habe ich gesagt. »Jeden x-beliebigen Plan machen.«
    Wir haben unsere Finger verschlungen.

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