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Die geschützten Männer

Die geschützten Männer

Titel: Die geschützten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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mich mit seiner ganzen Masse von allen Seiten
     okkupiert und überschwemmt, wird mir bewußt, daß hinter seiner wichtigtuerischen Miene, mit der er sich an mich wendet, eine
     mit Unterwürfigkeit und Groll gemischte Haltung verborgen ist. Mr. Barrow kuscht vor dem gegenwärtigen Favoriten, doch wartet
     er auf dessen Sturz. Vielen Dank, daß Sie mich informiert haben, Mr. Barrow, sage ich. Und ich merke sofort, daß er unzufrieden
     ist. Sogar »danke schön« pflegt er auf eine bürokratische Art und Weise zu sagen. Und mein viel zu kurzer Satz hat ihn beleidigt.
    Niemals jedoch ist ein Dank aufrichtiger ausgesprochen worden. Helsingforths »dringende Angelegenheiten« geben mir einen Aufschub
     von acht, vielleicht sogar von vierzehn Tagen. In solchen Situationen bekommen die Stunden, die vergehen, einen greifbaren
     Wert. Die gleiche Empfindung hatte ich vor zwei Jahren, als eine durchaus harmlose Operation, der ich mich unterziehen sollte,
     um drei Wochen verschoben wurde: ich kostete jeden Tag dieses unverhofften Aufschubs aus. Ich sage mir auch, daß Helsingforths
     Abwesenheit uns für unsere Pläne »Zeit gewinnen« läßt, ohne Gefahr für mich und ohne Demütigung. Beides wird auf mich früh
     genug zukommen.
    Am Sonntag nehme ich an dem Ausflug zu Pferd mit Jess und Stien teil, ein wenig, um mich nach einer fieberhaften Woche im
     Labor zu entspannen, mehr aber noch, um Jackie wiederzusehen. |286| Enttäuschung. Ich sehe sie, elegant und martialisch, vor dem Wachtturm, wo sie die Ausgabe der Einlaßmarken durch den Posten
     und die Übernahme von drei PMs durch zwei berittene Milizionärinnen überwacht, denen sie kurze, deutlich artikulierte Anweisungen
     erteilt. Mit erhobenem Kinn, das Käppi über dem Ohr und die Arme in die Hüften gestemmt, herrscht sie ihre Untergebenen an.
     Ich höre nicht, was sie sagt, doch bewundere ich von weitem ihre Silhouette. Und ich bin enttäuscht: sie wird nicht kommen,
     weil sie ihre Vollmachten an andere delegiert. Und außerdem fällt kein Blick in meine Richtung. Kein einziger. Nicht der geringste.
     Vergessen die Zuflucht des Kriegers, ad acta gelegt die Nacht im Wald. Ach, wie flatterhaft, diese weiblichen Soldaten! Ich
     komme mir wie ein verschmähtes Mädchen vor.
    Mit dem Serum verläuft alles wie vorgesehen, trotz einiger kleiner Schwankungen. Unser neues, aus älteren Viruskulturen gewonnenes
     Präparat wird erfolgreich an den Hunden erprobt. Und am 18. fasse ich den Entschluß, mich zu impfen, ohne Burage davon in
     Kenntnis zu setzen. Ich verspüre einige Störungen, die aber geringfügig und in keinerlei Hinsicht mit der beunruhigenden Reaktion
     Grabels vergleichbar sind. Am 19. impfen sich dann Smith und Pierce. Burage erfährt von Pierce, daß ich am Vortag einen Selbstversuch
     gemacht habe, und ich bekomme einen ernsthaften Verweis. Ich verteidige mich. Was sollten wir machen? Erneut Grabel impfen?
     Wo hätte die Beweiskraft des Experiments gelegen, solange er durch die erste Impfung immun war? In Wirklichkeit ist Grabel
     jetzt aus dem Rennen. Er kann nicht einmal den Virus auf sich übertragen, um den Effekt der ersten Impfung zu prüfen: wir
     haben auf dieses Präparat wegen seiner Gefährlichkeit verzichtet. Es erweist sich, daß es völlig verkehrt von mir war, ihr
     das zu sagen, denn drei Tage später, am 22., erfahre ich von Pierce, daß er auf Anordnung des
Wir
mit vollem Erfolg an sich selbst eine Virusübertragung vorgenommen hat. Daß er selbst mir das mitteilt, nicht Burage, ist
     verdammt geschickt in die Wege geleitet. Denn ich kann ja nicht über einen Mann herfallen, der eben sein Leben riskierte,
     um die Wirksamkeit unseres zweiten Serums auszuprobieren.
    Aber ich rufe Burage auf der Stelle und mache ihr lebhafte Vorwürfe. Burage setzt mich in Erstaunen. Sie sprüht vor guter |287| Laune und Energie. Sie weist meine Vorwürfe mit größter Ungezwungenheit zurück und geht aufgeräumt zum Gegenangriff über.
    »Doktor, Sie haben für einen illegalen Kämpfer einen schweren Fehler, Sie sind von Natur aus undiszipliniert. Sie halten sich
     nicht an die Anweisungen, Sie machen alles
por la libre
(nach Gutdünken).«
    Dieser Ausdruck bringt mich in Wut, denn er ist spanisch, und ich frage mich, warum ich außer meinen sogenannten italienischen
     Fehlern auch noch die den Spaniern zugeschriebenen auf mich nehmen soll.
    »Das hätten Sie nicht sagen sollen«, entgegne ich pikiert. »Bisher habe ich es niemals abgelehnt, den

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