Die geschützten Männer
Schicksal Schweigen
zu bewahren. Vermutlich war das
Wir
der Ansicht, daß auf Caesars Frau – in diesem Falle auf mich – kein Verdacht fallen dürfe und daß mein festgelegtes Image
unter der Gewalttätigkeit und Erotik dieser Episode zu sehr leiden würde. 1
Schließlich muß hervorgehoben werden, daß die Anti-Bedford-Operation ohne die tatkräftige Unterstützung der Behörden von Ottawa
unmöglich gewesen wäre.
Das
Wir
unterhielt schon seit langem enge Beziehungen zu Präsidentin Colette Lagrafeuille, deren ungewöhnlichen, romantischen Briefwechsel
mit dem französischen Präsidenten |332| Anita mir geschildert hatte und die ebenso wie ihr Briefpartner eine außergewöhnliche Persönlichkeit war. Schon was ihre Größe
anbetraf. Wohl selten ist das französische Wort »petite«, in dem soviel Weibliches mitschwingt, zugleich aber auch Zärtlichkeit
zum Ausdruck kommt, treffender verwendet worden, um ein menschliches Wesen zu charakterisieren. Die Frankokanadier, die der
Präsidentin dankbar sind, einen »hei matlichen « Namen zu tragen, nannten sie nicht ohne Herzlichkeit »die kleine Lagrafeuille«. Ohne Absätze – und die ihren waren alles
andere als niedrig – war sie kaum größer als eins fünfzig. Aber sie hatte eine so gute Figur und war so wohlproportioniert,
daß sie viel »vollendeter« wirkte als die ausnahmslos größeren Personen ihrer Umgebung. Als ich ihr vorgestellt wurde – ich
sah sie dann mehrere Male, weil sie mich wegen geringfügiger neurologischer Störungen konsultierte –, war ich von der Feinheit
ihrer Haut und der Schönheit ihres gleichzeitig matten und frischen Teints sehr beeindruckt. Sie hatte eine kaum klassisch
zu nennende Nase mit breiten Flügeln und nach oben gebogener Spitze, die ihrem Gesicht, ohne es zu verunzieren, einen mutwilligen
Ausdruck verlieh. Und schließlich – ich komme mit dem Besten zu guter Letzt – überaus anziehende schwarze Augen, deren Kurzsichtigkeit
– sie trug fast niemals eine Brille – einen zusätzlichen Reiz bildete.
Lagrafeuille war eine
Lib
, der Bedfords Fanatismus völlig fernlag. Und ihre Analyse über die Beziehungen der beiden Geschlechter unterschied sich wesentlich
von der einer Deborah Grimm. Sie sagte, daß die Misogynie der Männer ein universelles, zwar oberflächliches, aber dennoch
schwer auszurottendes Vorurteil sei, insofern als sie eine zivilisatorische Erscheinung und keine rationale Haltung darstelle.
Es bestehe also kein Anlaß, die Männer für ihren Sexismus verantwortlich zu machen: er sei ihnen von einer bestimmten Art
der Zivilisation aufgepfropft worden und beherrsche ihr Verhalten meistens wider besseres Wissen. Es sei folglich purer Wahnsinn,
die Frauenfeindlichkeit mit Männerfeindlichkeit Bedfordscher Prägung zu beantworten. Es gehe nicht darum, den Mann zu hassen,
sondern ihn umzuerziehen.
Mend, not end
1 , sagte Lagrafeuille , die selbst große Freundschaft und Respekt für die |333| menschliche Gattung, den Mann inbegriffen, empfand und sich schaudernd »den parthenischen, unisexuellen Zustand« ausmalte,
den Bedford herbeisehnte.
Diese »kleine Lagrafeuille« besaß großen Mut. Als mit ihrer aktiven Beteiligung der Martinelli-Skandal ausbrach, reagierte
sie sehr entschlossen auf den Druck und die Drohungen ihres mächtigen Nachbarn. Gleich nach meinem ersten Interview im kanadischen
Fernsehen schoß Bedford in der Tat aus allen Rohren. Die ihr hörigen Massenmedien stellten mich sofort als ein skrupelloses
Individuum dar, das nicht nur der Firma Helsingforth ein Serum gestohlen hatte, sondern auch die gemeinsten Verleumdungen
über das Weiße Haus verbreitete, den guten Ruf des von ihm betrogenen Unternehmers schädigte und wahrscheinlich an seinem
Verschwinden mitschuldig war. Gleichzeitig verlangte Bedford meine Auslieferung, ebenso die von Mrs. Barrow, Jespersen und
Alina Murdock. Da sie ihr Ziel nicht erreichte, berief sie ihren Botschafter ab, drohte Lagrafeuille mit einer Wirtschaftsblockade
und mit militärischen Repressalien.
In Wirklichkeit hätte sie zu jenem Zeitpunkt eine klassische militärische Operation gegen Kanada nicht ohne weiteres in die
Wege leiten können. Sobald meine Enthüllungen der Öffentlichkeit vorlagen, wurden sie von den illegalen Sendern aufgegriffen,
die das
Wir
auf dem Territorium der Vereinigten Staaten installiert hatte, und durch Millionen Flugblätter und Broschüren verbreitet.
Gleichzeitig
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