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Die geschützten Männer

Die geschützten Männer

Titel: Die geschützten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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meinem Laboratorium bisher erzielt wurden, sind auf die
     Spannungen zurückzuführen, die zwischen mir und den A.s aufgetreten sind.
    Was mich betrifft, ich halte meine Kündigung aufrecht; um meine Freiheit wiederzuerlangen, bin ich bereit, auf die Summen
     zu verzichten, die mir der Helsingforth-Konzern schuldet.
    Hochachtungsvoll
    Dr. Martinelli
     
    Wie man sieht, brach dieser Brief nicht alle Brücken ab. Ich führte darin nur die A.s ins Feld und sagte kein Wort über die
     Frauen, die mich im Labor gleichwohl vor ebenso viele Probleme |99| stellten. Diesen Punkt verschwieg ich aus taktischen Gründen: ich wollte nicht mit mehreren Feinden auf einmal kämpfen.
    Hilda Helsingforth antwortete am 15. April.
     
    Dr. Martinelli,
    ich nehme zur Kenntnis, daß Sie mir zweimal schriftlich Ihre Kündigung angeboten haben. Das gibt mir das Recht, an dem Tag,
     da ich mich von Ihnen trennen werde, die Entlassungsentschädigung einzubehalten, die in Ihrem Vertrag vorgesehen ist.
    Bis dahin bitte ich Sie, die Aufgabe fortzusetzen, für die Sie unter Vertrag genommen worden sind.
    Hilda Helsingforth
     
    Ich wartete wieder, bis ich allein zu Hause war, um den Umschlag zu öffnen. Ich fürchtete, mein Schicksal herausgefordert
     zu haben. Ich stieß einen Seufzer aus und begann zu grinsen. Ja, zu grinsen. Ich fand die Bemühung der Absenderin, im letzten
     Moment noch ihre kleinen Einschüchterungseffekte ins Spiel zu bringen (»… an dem Tag, da ich mich von Ihnen trennen werde
     …«), plump, unsicher und wenig überzeugend. Und absolut grotesk war für mich die Vorstellung, daß ich mir um die Entlassungsentschädigung
     Sorgen machen könnte, wenn man mich eines Tages aus der
Schutzzone
jagen würde.
    Ich glaubte, aus diesem Briefwechsel mit Hilda Helsingforth als Sieger hervorgegangen zu sein. Und das bereitete mir großes
     Vergnügen, das aber nur von kurzer Dauer war. Die Freude gehört nicht zu den Dingen, die in Blueville gedeihen können. Bei
     Lichte besehen, hatte dieses briefliche Duell im Grunde nichts geklärt. Im Labor lief alles so schlecht wie vorher. Und die
     Forschungsarbeit kam nicht voran.
     
    Ich habe fast keine Hoffnung: deshalb habe ich niemandem gesagt, daß Anita für den kommenden Sonnabend ihren Besuch angekündigt
     hat. Mrs. Pierce hat es trotzdem erraten. Bin ich denn wirklich so ein offenes Buch? Hat sie Anitas (zerknitter ten und wieder geglätteten) Brief durch meinen Anzug und die Lederbrieftasche hindurch lesen können?
    Wenn Mrs. Pierce über Anitas Besuch Bescheid weiß, sind in Blueville selbstverständlich alle auf dem laufenden, auch die alleinstehenden
     Frauen und die A.s. Denn Mrs. Pierce ist die |100| einzige Frau eines PMs, der es gelungen ist, gesellschaftliche Kontakte zu den oberen Kasten herzustellen. In ihrer unersättlichen
     Neugierde hat sie sich weder von dem Schweigen noch von den eisigen Blicken und Abfuhren abschrecken lassen. Mrs. Pierce hat
     die A.s und die alleinstehenden Frauen mit Liebenswürdigkeiten überhäuft, mit ihren Intuitionen aus der Fassung gebracht und
     mit ihren Prophezeiungen irritiert.
    Ihr Jagdgebiet ist die Cafeteria. Sie setzt sich niemals mit ihrem vollen Tablett zu einem PM, auch nicht zu ihrem Mann. Wir
     sind ihr schließlich jederzeit sicher, und sie hebt sich diesen Bissen bis zuletzt auf, für den Abend. In der Cafeteria hält
     sie mit ihrem Vogelkopf und ihren Habichtsaugen links und rechts Ausschau nach potentiellen Opfern, und wenn sie einen freien
     Platz erspäht hat, stürzt sie unversehens zu einem Tisch der A.s oder der alleinstehenden Frauen. Sie läßt sich dort nieder,
     ergreift Besitz von ihren Nachbarn und redet wie ein Wasserfall. Weil sie alles über jeden weiß, versteht sie Interesse zu
     wecken, zu amüsieren und zu beunruhigen.
    Auch ihre Talente erregen Bewunderung. Sie hat Ahnung von Graphologie, Physiognomik und Chiromantie. Sie kennt alle Namen
     und Vornamen, sie weiß über das Alter, die Sorgen, den Geschmack und die Schwächen eines jeden Bescheid. Mit Dr. Grabel spricht
     sie über seine Sammelleidenschaft, über die sie Gott weiß wie genau unterrichtet ist, obwohl er nicht sehr gesprächig ist.
     Sie hat sich an Mrs. Barrow herangemacht und sie in einer knappen Woche für sich gewonnen. Mr. Barrow leistete einen Monat
     lang Widerstand, rutschte ihr zwischen den Fingern hindurch. »Ich krieg’ ihn nicht zu fassen, Ralph, er ist glitschig.« Schließlich
     fand sie die Stelle, an der er zu packen

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